Ort | Rottweil |
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Singen (ots)
Im Herzen von Rottweil wird zurzeit nicht nur ein neues Gefängnis errichtet, sondern auch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig: Der Zoll hat eine groß angelegte Aktion ins Leben gerufen, um mögliche Schwarzarbeit und andere illegale Praktiken auf der Baustelle des Justizvollzugs zu untersuchen. Bereits Ende Oktober wurden 48 Beamte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit aktiviert, um insgesamt 100 Arbeiter von zwölf verschiedenen Firmen zu überprüfen. Laut Presseportal.de erfolgten die Überprüfungen ohne weitere Sicherheitsvorkehrungen, da die Bauarbeiten an den Haftmauern bereits abgeschlossen waren.
Während der Kontrollen wurden einige gravierende Verstöße festgestellt, besonders die Mitführungspflicht von Ausweispapieren wurde häufig missachtet. Zudem gibt es Hinweise auf mögliche Verstöße gegen Aufenthaltstitel und Fälle von Scheinselbstständigkeit. Die erfassten Daten der Arbeitnehmer werden jetzt mit den Lohn- und Finanzunterlagen der jeweiligen Baufirmen abgeglichen, und in den nächsten Wochen wird eine detaillierte Analyse der Situation erwartet.
Formelle Durchsuchungen und erschreckende Zahlen
Das Ausmaß der Ermittlungen ist jedoch noch viel größer. Am Mittwoch wurden insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, da der Zoll und die Staatsanwaltschaft Rottweil massiv gegen organisierte Kriminalität im Baugewerbe vorgehen. Im Rahmen dieser Aktionen, die unter dem Namen „Daidalos“ laufen, wurden unter anderem auch Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. Hierbei beschlagnahmten die Beamten Bargeld in Höhe von rund 46.000 Euro sowie einen luxuriösen Porsche im Wert von etwa 100.000 Euro, wie NRWZ.de berichtete.
Die Untersuchungen konzentrieren sich auf eine mutmaßliche Tätergruppierung, die seit Februar 2019 Sozialversicherungsbeiträge in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro vorenthalten haben könnte. Es mehren sich die Hinweise, dass ausländische Arbeitskräfte unter erschwerten Bedingungen nach Deutschland eingeschleust wurden und dass den Tätern Scheinrechnungen von Auslandsfirmen erstellten worden sein sollen. Um ihre Machenschaften zu verschleiern, haben sie möglicherweise selbst oder mittels Schein-Geschäftsführern diese Verfahren orchestriert.
Ein Netz aus Betrug und Vorenthaltungen
Mit rund 140 Zollbeamten, die aus dem gesamten Bundesgebiet mobilisiert wurden, wird nun ein umfassendes Beweisnetz geknüpft. Während die Durchsuchungen durchgeführt wurden, konnten zahlreiche Unterlagen, Handys und Laptops sichergestellt werden, die für die Aufklärung der Vorgänge von entscheidender Bedeutung sein könnten. Auch wurde ein Vermögensarrest erlassen, um die angegebene Schadenssumme von 1,1 Millionen Euro abzusichern. Das bedeutet, dass wertvolle Gegenstände und Immobilien konfisziert werden können, was den Druck auf die Verdächtigen erhöht.
Die Auswertung der sichergestellten Daten wird in den kommenden Wochen fortgeführt, und die Ermittlungen zeigen bereits jetzt erste Erfolge. Die Komplexität dieser Fälle und die Vielzahl an verwickelten Parteien machen es notwendig, systematisch vorzugehen. Ein finales Ergebnis bleibt jedoch vorerst abzuwarten, da die gesamte Struktur hinter diesen illegalen Aktivitäten einer umfassenden Überprüfung bedarf.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Baustelle der neuen Justizvollzugsanstalt Rottweil nicht nur ein symbolisches Zeichen für den Umbau im Justizwesen ist, sondern auch ein Brennpunkt für mögliche illegale Praktiken im Baugewerbe darstellt. Der Zoll und die Staatsanwaltschaft ermitteln auf Hochtouren, um Licht in die Dunkelheit der Bauindustrie zu bringen.