Das deutsche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen, die eine grundlegende Veränderung erfordern, so der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Er betont die Notwendigkeit einer Zeitenwende in der Gesundheits- und Pflegepolitik, um die Systeme zukunftsfest zu machen. Insbesondere aufgrund der anstehenden Babyboomer-Effekte in den nächsten 15 bis 20 Jahren droht eine erhebliche Belastung für das Gesundheits- und Pflegesystem.
Andreas Storm kritisiert die unzureichende finanzielle Unterstützung aus dem Bundeshaushalt für Bürgergeldempfänger, da sie nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten deckt. Besonders problematisch erscheint ihm die unterschiedliche Behandlung von gesetzlich und privat Versicherten beim Bürgergeld, die er als „sozialpolitischen Skandal erster Ordnung“ bezeichnet. Diese Ungerechtigkeit belaste das System zusätzlich.
Der Bundeszuschuss zur Abdeckung versicherungsfremder Leistungen ist im Vergleich zu 2010 gesunken und nicht dynamisiert. Andreas Storm fordert eine Modernisierung des Gesundheitswesens und eine verstärkte Digitalisierung. Die bevorstehende Einführung der Elektronischen Patientenakte (EPA) im nächsten Jahr sieht er als Chance für Einsparungen und Qualitätsverbesserungen in der Versorgung.
Der DAK-Chef mahnt die Notwendigkeit einer verstärkten finanziellen Unterstützung durch den Staat angesichts des medizinischen Fortschritts und der alternden Bevölkerung an. Er prognostiziert einen anhaltenden Finanzierungsdruck auf die Krankenversicherungen in den kommenden Jahren, der eine Steigerung des Beitragssatzes erforderlich machen könnte. Storm plädiert für eine umfassende Reform der Finanzierungssysteme, um die Zukunftsfähigkeit des Gesundheits- und Pflegesektors langfristig zu gewährleisten.