Starkes Übergewicht hat nicht nur Auswirkungen auf die Lebensqualität, sondern erhöht auch das Risiko für ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Viele Betroffene kämpfen mit Bewegungsmangel, Ess-Attacken und Crash-Diäten, die oft zu weiterem Gewichtszuwachs führen. Zusätzlich sind Diskriminierung und Beleidigungen häufige Erfahrungen von übergewichtigen Menschen, wie schwaebische.de berichtete.

Dr. Franz Immler, Geschäftsführender Oberarzt am Adipositas-Zentrum der Oberschwabenklinik (OSK), führt jährlich etwa 120 Magen-Operationen durch. Die Einrichtung wurde an die Allgemein- und Viszeralchirurgie von Prof. Dr. Karolin Thiel in Ravensburg angegliedert. Zu den gängigen Operationsmethoden gehören der Schlauchmagen und der Magen-Bypass. Die Schlauchmagen-Operation entfernt 75-80% des Magens und sorgt für ein schnelleres Sättigungsgefühl. Der Magen-Bypass hingegen teilt den Magen in einen kleinen oberen und einen größeren unteren Teil, was die Kalorien- und Nährstoffaufnahme reduziert.

Operationsmethoden und Patienteninformationen

In der aktuellen Praxis wird von der Verwendung von Magenbändern abgeraten, da häufige Komplikationen auftreten. Statistiken zeigen, dass 20% der Patienten nach einer Schlauchmagen-Operation in den ersten zehn Jahren wieder an Gewicht zunehmen. Bei einem Bypass muss lebenslang auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgegriffen werden, und das Risiko für das Dumping-Syndrom bei Zucker- oder Kohlenhydrataufnahme ist erhöht. Die Bypass-Operation kann jedoch Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck wirksam beseitigen.

Ein positives Beispiel ist Larissa Scheck, die sich vor vier Jahren einer Operation unterzog und dabei etwa die Hälfte ihres Körpergewichts verlor. Aufgrund einer Interferontherapie wegen eines malignen Melanoms kam es jedoch zu einer Gewichtszunahme. Vor der Operation sind umfassende psychologische und ernährungswissenschaftliche Beratungen erforderlich. Die Krankenkassen setzen einen BMI von mindestens 40 oder 35 bei Begleiterkrankungen voraus, um die Kosten für die Operation zu übernehmen. Auch Jugendliche und ältere Menschen werden zunehmend operiert.

Nach der Operation stellt sich der Appetit langsamer ein, und viele Patienten nehmen stark ab. Larissa verlor innerhalb eines Jahres 60 kg und reduzierte ihre Kleidergröße von 56 auf 36-38. Zudem veränderte sich ihr Geschmackssinn; viele Lebensmittel sprechen sie nicht mehr an, was sie zu einer bewussteren Kochweise führte. Allerdings verlangen Krankenkassen umfangreiche Begründungen für die Kostenübernahme weiterer Eingriffe.

Alternativen wie Abnehmspritzen (Wegovy, Ozempic) sind teuer und erzielen nicht die gleichen Ergebnisse wie eine Operation. Dennoch bereut Larissa die Bypass-Operation nicht und berichtet von einer signifikanten Verbesserung ihrer Lebensqualität.

Laut stfranziskus.de erläutert Dr. Karl Peter Rheinwalt, Chefarzt am Adipositaszentrum St. Franziskus-Hospital, dass es eine Vielzahl von endoskopischen und operativen Verfahren gibt, die individuell entschieden werden müssen. Der „Endo-Sleeve“, eine Methode, die das Magenvolumen ohne Bauchschnitte verringert, hat sich nicht durchgesetzt; die Krankenkassen übernehmen die Kosten hierfür nicht. Der Magenballon wird als schonendstes Verfahren eingesetzt, muss jedoch nach 6-12 Monaten entfernt werden, was häufig zu einer Gewichtszunahme führt.