In den malerischen Höhen von Pokhara, Nepal, versammeln sich rund 60 junge Männer, um sich auf eine Zukunft als Soldaten vorzubereiten. Der kalte Novemberwind kann die Entschlossenheit dieser Rekruten nicht dämpfen, die mit rhythmischen Sprüngen und schweißtreibenden Übungen ihre Körper auf die Herausforderungen des Militärs vorbereiten. Doch die Träume dieser jungen Gurkhas, die für Ruhm und Ehre kämpfen wollen, stehen vor einem gewaltigen Hindernis!

Die Gurkhas, bekannt als die „fiercest fighters“ der Welt, haben eine lange und stolze Geschichte im indischen Militär. Doch die Rekrutierung in die indische Armee wurde 2022 durch eine umstrittene Regeländerung der indischen Regierung abrupt gestoppt. Diese Entscheidung hat nicht nur die Hoffnungen vieler junger Nepalesen zerschlagen, sondern auch die jahrzehntelange Tradition der Gurkhas in der indischen Armee gefährdet.

Ein Traum in Gefahr

Der 19-jährige Shishir Bhattari aus Zentralnepal ist einer der vielen, die von dieser Situation betroffen sind. „Ich wollte schon immer Teil einer Armee sein“, sagt er mit leuchtenden Augen. „Die indische Armee war mein Traum, aber jetzt ist das nicht mehr möglich.“ Die nepalesische Regierung hat die Rekrutierung in die indische Armee aus Protest gegen die neuen Rekrutierungsrichtlinien ausgesetzt, die eine drastische Verkürzung der Dienstzeit vorsehen. „Es ist traurig“, fügt Shishir hinzu. „Wir hatten immer die Möglichkeit, uns für die indische Armee zu bewerben, wenn wir nicht in die britische Armee oder die Polizei von Singapur aufgenommen wurden.“

Die neuen Regeln, die unter dem Namen „Agnipath“ bekannt sind, erlauben es jungen Männern und Frauen nur, für eine feste Dauer von vier Jahren zu dienen, nach der nur ein Bruchteil von ihnen in den regulären Dienst übernommen wird. Diese drastische Veränderung hat die Türen für viele Gurkhas geschlossen, die auf eine Karriere in der indischen Armee gehofft hatten.

Die Suche nach Alternativen

Die verzweifelte Lage hat einige junge Männer dazu veranlasst, riskantere Wege zu beschreiten. Berichten zufolge haben einige Gurkhas sogar in Erwägung gezogen, sich der russischen Armee anzuschließen, um dort bessere finanzielle Perspektiven zu finden. Ramesh Bishwakarma, ein ehemaliger Kämpfer, der in der Vergangenheit in Nepal aktiv war, hat diesen Schritt gewagt. „Ich wollte für meine Familie sorgen, und die Möglichkeiten in Nepal sind einfach nicht ausreichend“, erklärt er. „In Russland kann ich ein gutes Gehalt verdienen.“

Die Rekrutierung in die russische Armee ist zwar nicht offiziell, doch Berichten zufolge haben viele Nepalesen den Weg dorthin gefunden. Bishwakarma verdient nun ein monatliches Gehalt von 210.000 Rubel, was für viele Nepalesen ein Vermögen darstellt.

Die Gurkhas sind nicht nur für ihre Kampfkunst bekannt, sondern auch für ihre Loyalität und Disziplin. „Wir sind natürliche Kämpfer“, sagt Krishna Bahadur, ein ehemaliger Gurkha und Ausbilder im Salute Gorkha Training Center. „Es ist bedauerlich, dass die jungen Männer in Nepal keine Optionen mehr haben. Die indische Armee hat viele von uns unterstützt, und wir hoffen auf eine Rückkehr zu alten Rekrutierungspraktiken.“

Die Zukunft der Gurkhas in der indischen Armee bleibt ungewiss, während die Gespräche zwischen Indien und Nepal über die Rekrutierungsrichtlinien ins Stocken geraten sind. In der Zwischenzeit trainieren Shishir und seine Kameraden weiter, entschlossen, ihre Träume nicht aufzugeben, egal welche Herausforderungen auf sie zukommen. „Wir sind Gurkhas. Unser Motto lautet: ‚Es ist besser zu sterben, als feige zu sein‘“, sagt Shishir mit fester Stimme. „Egal, für welche Armee wir kämpfen, wir werden mit voller Loyalität und Hingabe kämpfen.“