Die Einführung automatischer Fahrgastzählungssysteme (AFZS) im Ostalbkreis verzögert sich um ein weiteres Jahr. Geplant war die Implementierung bereits zum 1. Januar 2025, doch das Land hat den Umsetzungszeitraum auf 2026 verlängert, wobei eine weitere Verzögerung bis 2027 nicht ausgeschlossen ist, wie die Schwäbische Post berichtet. Die AFZS sollen eine wichtige Rolle in der Steuerung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) spielen, da präzise Fahrgastzahlen für Zuweisungen des Landes und eine bedarfsgerechte Planung unerlässlich sind.
Die bisherige Praxis, Fahrgäste manuell zu zählen, erfordert hohe finanzielle Aufwendungen und lässt sich in Zeiten steigender Mobilitätsansprüche nicht mehr rechtfertigen. Dem Ostalbkreis drohen Kosten im sechsstelligen Bereich, die ohne staatliche Unterstützung schwer zu stemmen sind. Dennoch fördert das Land die Einführung von AFZS, jedoch nicht für private Unternehmen, die im Auftrag des ÖPNV tätig sind.
Förderung und Finanzierung
Ab dem Jahr 2026 ist das Landesverkehrsministerium gefordert, quartalsweise exakte Fahrgastzahlen vorzulegen. Aktuell arbeiten Busunternehmen im Ostalbkreis an der Erhebung ihrer Fahrzeugbestände und EDV-Systeme, um sich auf die geplante Sammelausschreibung und die Förderanträge vorzubereiten.
Insgesamt sind im Ostalbkreis 308 Fahrzeuge im ÖPNV im Einsatz. Fünf dieser Fahrzeuge sind bereits mit einem AFZS ausgestattet. Zudem werden 20 neue E-Busse ebenfalls entsprechend adaptiert. Für 141 Alt-Fahrzeuge ist eine nachträgliche Ausstattung mit AFZS geplant, was zu einem erwarteten Neuausstattungsgrad von 45,77 Prozent führt. Union und Land prüfen und zertifizieren den Ausstattungsgrad.
- Förderung pro Fahrzeugsensorik: 1.000 Euro
- Förderung pro Tür: 2.650 Euro
- Förderung für Zertifizierung je Typkategorie: 10.000 Euro
- Schnittstellenförderung: pauschal 20.000 Euro, maximal 75% der Kosten
Bedeutung der Fahrgastdaten
Die Erhebung von Fahrgastzahlen ist nicht nur eine staatliche Vorgabe, sondern auch entscheidend für die Weiterentwicklung des ÖPNV. Ein starker ÖPNV ist notwendig für die Verkehrswende und das Erreichen von Klimazielen. Die Bundesregierung hat hierzu bereits die Mobilitätsdatenverordnung erlassen, die einen zentralen Zugriff auf Daten vorschreibt, um die Anforderungen an Mobilität und Lebensqualität zu verbessern, wie die DILAX betont.
Verlässliche Daten sind für die Verkehrsplanung unerlässlich, da sie Einblick in Struktur und Umfang der Nachfrage bieten. Künftige Veränderungen im städtischen Raum sowie kurzfristige Eventangebote müssen dabei ebenso berücksichtigt werden. Automatische Fahrgastzählungssysteme zählen dabei zu den effektivsten Mitteln, um Bewegungsmuster zu erfassen und gewährleisten somit Planungssicherheit.
Um die Messgenauigkeit der AFZS zu garantieren, hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in seiner Schrift 457 Handlungsempfehlungen herausgegeben. Diese umfassen statische Grundlagen zur Testierung der Messgenauigkeit, Vorgaben zur Planung von Messfahrten und Empfehlungen zur Systemabnahme, um vergleichbare Ergebnisse sicherzustellen, wie die VDV beschreibt.
Die Verzögerung der Einführung der AFZS im Ostalbkreis verdeutlicht die Herausforderungen, die in der Planung und Umsetzung moderner ÖPNV-Systeme liegen. Die Verantwortlichen warten nun gespannt auf die Veröffentlichung der Förderrichtlinie, um Klarheit über die Kosten und den Eigenanteil zu erhalten, wobei ein Förderbetrag von einer Million Euro für Investitionskosten im Raum steht.