Am 6. Februar 2025 jährt sich das verheerende Erdbeben in Antakya, der türkischen Partnerstadt von Aalen, zum zweiten Mal. Das Beben, das am 6. Februar 2023 stattfand, forderte in der Türkei und Syrien schätzungsweise 60.000 Menschenleben. Allein in der Provinz Hatay, zu der Antakya gehört, starben über 24.000 Menschen. Diese tragischen Verluste prägten die Stadt nachhaltig und hinterließen verheerende Schäden an der Infrastruktur.

Ein Jahr nach dem Beben reiste eine Delegation aus Aalen nach Antakya und stellte alarmierende Zustände fest. Überall sind Trümmerfelder und Containerstädte zu sehen, die den Alltag der Überlebenden dominieren. Roland Hamm vom Partnerschaftsverein beschreibt die Situation in einigen Vierteln als „Kranlandschaften“, während in anderen Gebieten vor allem „Steinwüsten“ den Blick bestimmen. Dort, wo der Untergrund instabil ist, gibt es weiterhin kaum Fortschritte beim Wiederaufbau.

Wiederaufbauprojekte und Herausforderungen

An historischen Gebäuden wie Moscheen, Kirchen und Synagogen laufen bereits vorbereitende Arbeiten für die Wiederherstellung. Eine neu gegründete Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, den Wiederaufbau dieser kulturellen Erbstücke gemeinsam mit dem Staat zu organisieren. Zudem wurde ein neues Grundstück für eine Rehabilitationsklinik gefunden. Hierfür fließen 500.000 Euro an Spendengeldern aus Aalen, ebenso viel aus Kiel sowie Sachspenden im Wert von 300.000 Euro aus Dortmund. Der Bau der Klinik erhält Unterstützung des neuen Oberbürgermeisters Mehmet Öntürk.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnete die Wiederaufbauarbeiten in der Region als die „größte Baustelle der Erde“. Wie vol.at berichtet, sind bereits 160.000 Menschen mit dem Wiederaufbau beschäftigt, doch die Herausforderungen bleiben enorm. In der Stadt gibt es kaum lebenswerte Orte, das Stadtzentrum ist von Baustellen geprägt, und 64.000 neue Wohnungen sind in Planung.

Psychosoziale Folgen und gesellschaftliche Veränderungen

Psychologen warnen bereits vor den psychosozialen Folgen dieser Katastrophe. Elif Özbakan berichtete von einem Anstieg der Selbstmordgedanken und des Drogenmissbrauchs unter der Bevölkerung. Die verheerenden Lebensumstände führen zu Beziehungsproblemen, da viele in beengten Verhältnissen leben müssen. Die Menschen in Antakya zeigen sich zunehmend resigniert, möchten aber trotzdem nicht von der Stadt lassen, die sie seit Generationen geprägt hat.

Forscher der Technischen Universität Darmstadt untersuchen derweil im Rahmen des Projekts „Build Back Better!“ die Lehren aus diesen Naturkatastrophen. Die Ergebnisse sollen helfen, zukünftige Fehler beim Wiederaufbau zu vermeiden. Sie betonen, wie wichtig lokales Wissen ist, um effektive Wiederaufbaustrategien zu entwickeln. Historische Analysen zeigen zudem, dass große Katastrophen auch zur Neugestaltung von Machtverhältnissen und sozialen Strukturen führen können.

Eine Gedenkfeier für die Erdbebenopfer findet am 9. Februar um 14 Uhr im Kulturclub Antakya-Aalen statt. Inzwischen können Geldspenden für die Erdbebenhilfe auf das Konto des DRK-Kreisverband Aalen überwiesen werden, um den Menschen in Antakya weiterhin zu helfen.