In Ellwangen spielt die Kunst von Sieger Köder eine besondere Rolle. Der berühmte Künstler und Pfarrer hat über Jahre hinweg zahlreiche Karikaturen für die Verslisten „der Pennäler Schnitzelbank“ angefertigt. Diese Kunstwerke belegen die Verbindung von Köder zur lokalen Fastnachtstradition, die 1851 durch Schüler des Peutinger-Gymnasiums gegründet wurde. Die Schnitzelbank, ein Geheimbund und wichtiger Brauch in der Region, ist eng mit der Identität von Ellwangen verknüpft und prägt die Fastnacht mit seinen kreativen und satirischen Inhalten. So berichtet die Schwäbische Post, dass bis 1951 in den Verslisten der „Schwarzen Schar“ hauptsächlich Stadtansichten abgedruckt wurden, doch Köder font der Öffentlichkeit erst ab diesem Jahr als Illustrator auf.
Erwin Hafner erinnert sich an die Schulzeit, die Sieger Köder und sein Bruder Eugen von 1935 bis 1943 erlebten. Täglich fuhren sie mit dem Zug nach Ellwangen, um Fächer wie Latein und Griechisch zu lernen, welche in Aalen nicht unterrichtet wurden. Diese Erinnerungen sind wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Künstlers und sein starkes Engagement in der Ellwanger Gemeinschaft.
Die Schnitzelbank und ihre Tradition
Die Tradition der Schnitzelbank umfasst nicht nur die künstlerischen Beiträge von Köder, sondern auch ein vielfältiges Ritual. Am Fastnachtssonntag gehen in Ellwangen die Lichter aus, um den Umzug der Mitglieder einzustimmen. Diese tragen schwarze Dominos und Fackeln und führen dabei alte Studentenlieder auf. Besonders bemerkenswert ist das Verlesen der Versliste, die satirische Karikaturen aktueller Themen enthält und typischerweise 50 Verse umfasst, die zur Melodie von „Auf de schwäbsche Eisebahne“ gesungen werden. Die Schnitzelbank ist somit ein lebendiger Ausdruck der Fastnacht, die tief in der kulturellen Identität der Region verwurzelt ist, wie die Wikipedia festhält.
Das immaterielle Kulturerbe der Fastnacht ist ein essenzieller Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses in diesem Teil Deutschlands. Der zeitliche Auftakt der Feierlichkeiten erfolgt am Dreikönigstag, während der Höhepunkt in den Umzügen am Fastnachtsmontag und -dienstag liegt. Der lautstarke und ausgelassene Charakter dieser Traditionen verdeutlicht die Gemeinschaftliches Erlebnis, welches die Fastnacht bietet. Mehr zu den Bräuchen und ihrer Bedeutung erfährt man über die Beiträge der UNESCO.
Vermächtnis von Sieger Köder
Sieger Köder war nicht nur ein Künstler, sondern auch ein Zeitzeuge, der die Schrecken des Zweiten Weltkriegs überlebte. Nach seiner Gefangenschaft in den USA fand er den Weg zurück zur Kunst. Sein Nachlass, der von Hermann Sorg und anderen im Sieger-Köder-Zentrum digitalisiert wird, enthält wertvolle Tagebücher und Skizzen, die Einblicke in sein Schaffen ermöglichen. Diese Dokumente tauchen teilweise auch in den Verslisten der Schnitzelbank auf, was darauf hinweist, dass sein Einfluss weit über die einfache Illustration hinausgeht.
Im Rahmen des Sieger-Köder-Jahres stehen mehrere Veranstaltungen an, um sein künstlerisches Wirken zu würdigen. Am 9. Februar wird ein Gedenkgottesdienst in der Hl. Geist-Kirche in Ellwangen abgehalten. Im weiteren Verlauf sind eine Ausstellungseröffnung im Rathaus in Rosenberg am 28. März sowie ein Vortrag von Prof. Karl-Josef Kuschel im Atelier Kurz am 25. April geplant. Diese Events sollen nicht nur Köders Werk feiern, sondern auch die lokale Tradition der Schnitzelbank und ihre tiefen kulturellen Wurzeln in der Gemeinde von Ellwangen ein weiteres Mal ins Licht rücken.