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Offenbachs Volkshochschule kämpft gegen hohe Kosten durch Herrenberg-Urteil

Das Herrenberg-Urteil, das seit dem 24. Juni 2022 festlegt, dass Honorarkräfte in Musikschulen sozialversicherungspflichtig angestellt werden müssen, hat weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen auf Volkshochschulen und Vereine in Offenbach und deutschlandweit, was zusätzliche finanzielle Belastungen und eine mögliche Gefährdung der Weiterbildungsangebote zur Folge hat.

Die jüngsten Entwicklungen rund um die Auswirkungen des Herrenberg-Urteils haben die kommunale Bildungslandschaft in Offenbach ins Rampenlicht gerückt. Die Entscheidung des Bundessozialgerichts hat nicht nur die Musikschulen in Baden-Württemberg betroffen, sondern auch ein weitreichendes Netz von Institutionen, die Honorarkräfte beschäftigen. Die Frage, die sich viele stellt, ist: Wie werden die Volkshochschulen und Vereine mit diesen Veränderungen umgehen?

Finanzielle Herausforderungen für Bildungseinrichtungen

Die Stadt Offenbach steht vor erheblichen finanziellen Hürden, um die Arbeit ihrer Musikschule aufrechtzuerhalten. Um die sozialen Anforderungen der Deutschen Rentenversicherung zu erfüllen, werden vom Stadtrat zusätzlich 1,06 Millionen Euro benötigt. Diese Summe umfasst nicht nur Mehrkosten für das kommende Halbjahr, sondern auch Nachzahlungen für vergangene Jahre. Der Aufruf nach einer bundesweiten Lösung ist dabei unüberhörbar, denn die Problematik betrifft nicht ausschließlich Musikschulen, sondern ist ein systemisches Thema.

Honorarkräfte im Fokus

Die neuen Vorschriften haben sofortige Konsequenzen für Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen, die Honorarkräfte beschäftigen. Der Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß weist darauf hin, dass viele Kurse, besonders Sprach- und Integrationskurse, nun verstärkt von der DRV unter die Lupe genommen werden. Diese Überwachung könnte die Handschrift der DRV beinhalten, die immer mehr als Dienstverhältnis klassifiziert wird, trotz der Natur der freiberuflichen Arbeit.

Veränderung im Weiterbildungsektor

Die gesamte Struktur der Freiberuflichkeit steht auf dem Prüfstand. „Sollte die Stadt nach einem Statusfeststellungsverfahren hohe Nachzahlungen leisten müssen, könnte dies für die VHS zu einer sechsstelligen Summe führen“, erklärt Wolk-Pöhlmann. Diese jene Umstellung könnte das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten massiv einschränken, da viele etablierte Freiberufler aufgrund fehlender sozialer Absicherung aus dem Markt gedrängt werden könnten.

Widerstand von Freiberuflern

In der Debatte zeigt sich eine interessante Dynamik: Viele Freiberufler, die derzeit in den betroffenen Organisationen arbeiten, scheuen sich, öffentlich Stellung zu beziehen. Ein schüchterner Eindruck entsteht, wenn Dozenten erklären, sie hätten Angst, ihre Lehrtätigkeiten zu riskieren, wenn sie sich kritisch äußern – ein Beispiel, das nicht nur für Offenbach, sondern für viele Städte gilt. Annette Schaper-Herget hebt hervor, dass viele Dozenten, insbesondere in kreativen Berufen, ihre Unabhängigkeit sehr schätzen und nicht unter Weisungen stehen möchten.

Ein Aufruf zur Klärung

Die Unsicherheit hat viele Verantwortliche hervorgebracht. Isabell Bogner vom Landessportbund Hessen empfiehlt Vereinen, den Dialog mit der DRV zu suchen, um rechtliche Probleme zu vermeiden. In dieser Hinsicht scheinen klare Kriterien für die Unterscheidung zwischen freiberuflicher und abhängiger Tätigkeit essenziell. Denn nur so können die kommenden Herausforderungen im Bildungssektor adressiert und ein Verlust an Vielfalt und Angebot verhindert werden.

Insgesamt zeigt sich: Das Herrenberg-Urteil hat nicht nur unmittelbare finanzielle Implikationen für Offenbach, sondern wirft auch grundsätzliche Fragen zur Zukunft der Freiberuflichkeit in Bildungseinrichtungen auf. Eine umfassende Diskussion über die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist von höchster Dringlichkeit.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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