Die Stadt Mannheim hat sich dazu entschlossen, vier belastete Straßennamen in Rheinau-Süd zu ändern. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung für die Aufarbeitung der Stadtgeschichte und ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und die Schreckensherrschaft ehemaliger Kolonialisten und Nationalsozialisten.
Geschichtliche Umdeutung durch neue Straßennamen
Die bisherigen Straßen, die Namen von Kolonialisten und einem Anhänger des Nationalsozialismus tragen, sollen nun den Namen von Forschungsreisenden wie Marco Polo, Ida Pfeiffer, Georg Balthasar Neumayer und Isabelle Eberhardt weichen. Dieser Schritt wird bereits seit 2020 diskutiert, als das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte die damaligen Namensgeber als Rassisten und Kolonialisten einstufte.
Bürgerbeteiligung in der Namensauswahl
Die Bürger Mannheims hatten die Möglichkeit, über die favorisierten neuen Straßennamen abzustimmen. Von über 3.400 Teilnehmern wurden die Namen Marco Polo, Ida Pfeiffer, Georg Balthasar Neumayer und Isabelle Eberhardt als die beliebtesten Favoriten gewählt, die auch mit den Vorschlägen der Siedlergemeinschaft übereinstimmten.
Umbenennung im Zeichen der Vielfalt
Die Entscheidung zur Umbenennung der Straßen deckt sich mit dem Leitbild 2030 der Stadt Mannheim, das eine spezifische „Mannheimer Kultur der Vielfalt“ als Grundlage für gesellschaftliches Zusammenleben definiert. Die Experten empfehlen die Namensänderung auch im Hinblick auf das koloniale Herrschafts- und Ausbeutungssystem sowie die nationalsozialistische Ideologie von einigen der bisherigen Namensgeber.
Bürgerbeteiligung für die Zukunft der Straßenbenennung
In einer ersten Phase der Bürgerbeteiligung gingen über 200 Namensvorschläge ein, aus denen 18 Namen ausgewählt wurden, die dem Motto „Forschungsreisende und Personen des transkulturellen Austausches“ entsprechen. Die Bürger haben nun die Möglichkeit, über vier Favoriten abzustimmen, bevor der Gemeinderat die endgültigen neuen Straßennamen festlegt.
Die Umbenennung der Straßen in Mannheim ist ein bedeutender Schritt in der Aufarbeitung der Stadtgeschichte und ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Durch die Einbindung der Bürger in den Entscheidungsprozess wird die Zukunft der Straßenbenennung auf partizipative Weise gestaltet. Es bleibt abzuwarten, welche neuen Namen die Straßen in Rheinau-Süd bald tragen werden.