Joachim Fichtner, der Sportvorstand der TG Mannheim, hat auf jüngste Kritik hinsichtlich autoritärer Trainingsmethoden in seinem Verein reagiert. Die Vorwürfe ehemaliger Athletinnen, darunter die Olympiateilnehmerin Zoé Meißner, betreffen unangemessene Trainingsbedingungen, die bis zu zehn Jahre zurückreichen. Fichtner betont, dass seit seinem Amtsantritt 2018 erhebliche Veränderungen vorgenommen wurden, die darauf abzielen, das Training und die Bedingungen für Athletinnen zu verbessern. Diese Reformen konzentrieren sich auf die Stärkung der Selbstfürsorge und Selbstregulation, die Verbesserung der sportlichen Leistungen sowie die Schaffung eines wertschätzenden, lernförderlichen Klimas. Sein Konzept wurde im Jahr 2020 von der Robert-Enke-Stiftung ausgezeichnet.
Fichtner erkennt an, dass das aktuelle Konzept nicht alle Probleme vollständig löst. Er sieht es als Teil eines langfristigen Veränderungsprozesses und ist sich bewusst, dass nicht nur die Athletinnen, sondern auch die Trainer entlastet werden müssen. Der erhöhte Druck, Ergebnisse zu liefern, könnte den Status der TG Mannheim als Bundesstützpunkt gefährden. Daher fordert er eine bessere Unterstützung für Trainer und Athletinnen. In seinen Aussagen hebt Fichtner hervor, dass die Stimmung am Stützpunkt positiver geworden ist, obwohl die Herausforderungen weiterhin bestehen.
Psychische Gesundheit im Sport
Um das Bewusstsein für die psychische Gesundheit im Sport zu stärken, führt die Robert-Enke-Stiftung derzeit eine Vortragsreihe in deutschen Nachwuchsleistungszentren (NLZ) durch. Die Referenten Ronald Reng und Martin Amedick möchten Trainer, Ausbilder und ältere Nachwuchsspieler über psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen, aufklären. Reng, der eng mit Robert Enke befreundet war und dessen Biografie schrieb, sowie Amedick, der selbst unter Depressionen litt und fast 200 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga absolvierte, teilen in ihren Vorträgen persönliche Erfahrungen und bieten Hinweise zur Erkennung und Behandlung von psychischen Erkrankungen.
Der einstündige Vortrag bietet keine fachärztlichen Ansätze, sondern richtet sich an die alltäglichen Akteure im Nachwuchsleistungssport. Diese Initiative ist ein Schritt in die richtige Richtung, um in einem Umfeld, das oft von Leistungsdruck geprägt ist, offen über psychische Herausforderungen zu sprechen.
Sportpsychologische Perspektiven
Ein zusätzliches Instrument zur Unterstützung von Athleten ist das Buch „Praxis der Sportpsychologie im Wettkampf- und Leistungssport“, das umfassendes sportpsychologisches Wissen für Trainer und Athleten zusammenfasst. Diese Publikation bietet Anleitungen basierend auf sportpsychologischer Forschung und adressiert wichtige Themen wie Diagnostik, Persönlichkeitsentwicklung, Teambildung, mentales Training sowie die Förderung von psychischer Gesundheit und Wohlbefinden. In der zweiten Auflage wird ein erweitertes Methodenrepertoire vorgestellt, das auch klinische Hypnose umfasst.
Die Verbindung der Bemühungen von Fichtner in Mannheim, der Aufklärungsarbeit der Robert-Enke-Stiftung und der wissenschaftlich fundierten Ansätze aus der Sportpsychologie bildet eine wertvolle Grundlage, um das Verständnis für die komplexen Bedürfnisse von Athletinnen im Leistungssport zu erweitern.