In Mannheim kam es zu einem schockierenden Vorfall, bei dem eine 24-Jährige einen 69-jährigen Rollstuhlfahrer angegriffen hat. Der Vorfall ereignete sich an der Haltestelle Paradeplatz. Der Rollstuhlfahrer wollte rückwärts aus der Straßenbahn fahren und bat die Einsteigenden, zur Seite zu gehen. Die junge Frau ignorierte diese Bitte und wurde daraufhin leicht am Fuß berührt. Ihre Reaktion war unverhältnismäßig: Sie schlug dem Rollstuhlfahrer ins Gesicht und beleidigte ihn. Passanten hielten die Frau davon ab, erneut auf den Mann loszugehen und verhinderten somit eine Eskalation der Situation.
Nach ihrem Angriff täuschte die Frau einen Zusammenbruch vor und wollte so offenbar von ihrem Verhalten ablenken. Als die Polizei eintraf, verhielt sie sich laut Berichten aufbrausend und respektlos. Sie brachte absurde Anschuldigungen vor und behauptete, der Rollstuhlfahrer habe sie überfahren, ihr Bein sei gebrochen und sie leide unter einem Herzinfarkt. Die Behandlung durch die Rettungskräfte lehnte sie jedoch ab, und sie entfernte sich von der Unfallstelle offenbar beschwerdefrei. Gegen die Frau wird nun wegen Körperverletzung und Beleidigung ermittelt, da die Schwere ihres Verhaltens nicht nur den Rollstuhlfahrer, sondern auch die Anwesenden stark verunsicherte. Dies berichtet ZVW und wird durch Informationen von SWR ergänzt.
Der Kontext der Gewalt
Der Vorfall in Mannheim wirft ein bedeutsames Licht auf die Thematik der Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen. Jüngste Studien, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt wurden, zeigen, dass Männer und Frauen in Einrichtungen der Behindertenhilfe einem erheblichen Risiko ausgesetzt sind, Gewalt zu erfahren. Trotz gesetzlicher Vorgaben, die seit dem Teilhabestärkungsgesetz von 2021 die Leistungserbringer zu geeigneten Maßnahmen zum Gewaltschutz verpflichten, gelten die aktuellen Maßnahmen als unzureichend. Es besteht dringender Bedarf, den Gewaltschutz auf allen Ebenen zu verbessern und auszubauen, um betroffene Personen zu schützen.
Die Studie verdeutlicht, dass die Thematik Gewalt in der Behindertenhilfe mehr Aufmerksamkeit benötigt. Eine Fachveranstaltung des BMAS, die am 11. Juli stattfinden wird, hat das Ziel, Handlungsempfehlungen zu diskutieren und zentrale Maßnahmen zu vereinbaren. Dies ist ein weiterer Schritt zur Verbesserung des Gewaltschutzes, der auch einen direkten Bezug zum Vorfall in Mannheim hat. So wird deutlich, dass die Gesellschaft nicht nur über Einzelfälle urteilen sollte, sondern auch strukturelle Probleme im Umgang mit Gewalt gegen vulnerable Personengruppen angehen muss. Weitere Informationen dazu finden sich im Bericht des Bundesministeriums auf deren Webseite BMAS.