Der Sonderforschungsbereich 1158 „Von der Nozizeption zum chronischen Schmerz“ an der Medizinischen Fakultät Heidelberg hat sich auf die Erforschung chronischer Schmerzen und die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen spezialisiert. Die Forschungsarbeit geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät Mannheim und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Ziel ist es, die Chronifizierung von Schmerzen sowie die Veränderungen in Nervenzellen und Nervenbahnen besser zu verstehen, um neue therapeutische Konzepte zu entwickeln.
Die Sprecherin des SFB 1158, Prof. Dr. Rohini Kuner, die auch Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts in Heidelberg ist, betont die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit von Grundlagenforschern und Klinikern. Die Zielsetzung der Forschung liegt in der Aufklärung der molekularen und zellulären Mechanismen, um chronischen Schmerzen entgegenzuwirken oder diese gegebenenfalls umzukehren.
Forschungsdaten und -ziele
Ein zentrales Anliegen des SFB 1158 ist die umfassende Analyse der Veränderungen von Gehirnnetzwerken, die chronischen Schmerz verursachen. Hierdurch erhofft man sich die Entwicklung individueller Therapien, die auf die spezifischen Schmerzmechanismen der Patienten abgestimmt werden können. Der Forschungsverbund, dessen Förderung im Mai 2023 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft um weitere vier Jahre verlängert wurde, wird somit die maximale Förderdauer von insgesamt zwölf Jahren erreichen.
In der Reihe „Überlebensstrategien“ werden die Lebenswissenschaften der Universität Heidelberg, einschließlich der Forschung zu chronischen Schmerzen, in Filmbeiträgen vorgestellt, die zusammen mit dem Rhein-Neckar-Fernsehen produziert wurden. Diese Filme sind Teil einer breiteren Präsentation über verschiedene medizinische Themen von Gehirntumoren bis zu Herz- und Hauterkrankungen.
Neuromodulation als Therapieansatz
Ein vielversprechender Therapieansatz für Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, ist die Neuromodulation. Hierbei handelt es sich um den Einsatz von Technologien, die darauf abzielen, das Nervensystem gezielt zu beeinflussen, um Schmerzen zu lindern. Diese Behandlungsmethode richtet sich insbesondere an Patienten, die an Schmerzen leiden, die über den normalen Heilungsprozess hinaus bestehen.
Die Funktionsweise der Neuromodulation beruht auf der Veränderung der Schmerzwahrnehmung im Nervensystem. Techniken wie die Spinal Cord Stimulation (SCS), bei der elektrische Impulse an das Rückenmark gesendet werden, und die Peripheral Nerve Stimulation (PNS), die Elektroden an betroffenen Nerven platziert, haben sich als effektiv bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen erwiesen. Auch die intrathekale Schmerztherapie, bei der Medikamente direkt in den Subarachnoidalraum injiziert werden, sowie die Tiefenhirnstimulation (DBS) kommen bei therapieresistenten Schmerzen zum Einsatz.
Vorteile und Herausforderungen der Neuromodulation
Die Vorteile dieser neuromodulatorischen Verfahren sind vielfältig. Sie bieten die Möglichkeit einer gezielten Schmerzbehandlung, was zu einer Reduzierung der Medikamenteneinnahme führen kann, insbesondere von Opioiden. Diese therapeutischen Ansätze tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei, indem sie eine bessere Schmerzkontrolle und die Wiederherstellung der Funktionalität ermöglichen.
Jedoch sind auch potenzielle Risiken zu beachten. Unerwünschte Nebenwirkungen, wie Infektionen bei invasiven Verfahren oder Beschwerden durch die elektrischen Impulse, können auftreten. Daher sollte die Wahl der neuromodulatorischen Methode stets auf der individuellen Situation und dem spezifischen Schmerzbild des Patienten basieren.
Insgesamt zeigt die Forschung an der Medizinischen Fakultät Heidelberg und die avancierten Therapieansätze in der Neuromodulation, dass es vielversprechende Ansätze im Kampf gegen chronische Schmerzen gibt, die sowohl für Wissenschaftler als auch für betroffene Patienten entscheidend sein werden.