Der Volkswagen-Konzern hat am 29. Januar Klage gegen den indischen Staat eingereicht. Der Streit betrifft eine milliardenschwere Steuerforderung in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar, die als überhöht und im Widerspruch zu den indischen Vorschriften für Importbesteuerungen angesehen wird. Diese Entwicklung könnte nicht nur die bestehenden Investitionen von Volkswagen in Indien in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar gefährden, sondern auch in den kommenden Tagen, wenn am 5. Februar die Anhörungen im High Court in Mumbai beginnen, weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.

Die indischen Zollbehörden werfen Volkswagen vor, seit 2012 zu wenig Einfuhrzölle gezahlt zu haben. Sollte die Klage scheitern, könnte das Unternehmen mit einer Gesamtzahlung von 2,8 Milliarden Dollar konfrontiert werden, einschließlich möglicher Strafzahlungen. Die Klage wird von Skoda Auto Volkswagen India geführt, welche die Federführung für das Geschäft des Konzerns in Indien hat. Für das Geschäftsjahr 2023/24 meldete Volkswagen Indien einen Umsatz von 2,19 Milliarden Dollar und einen Nettogewinn von 11 Millionen Dollar. Ein ausstehendes Statement seitens der indischen Finanzbehörden und der Zoll bleibt bislang aus.

Steuersystem in Indien

Die Situation wird zusätzlich durch das komplexe Steuersystem in Indien erschwert, das sich in einer Phase umfassender Reformen befindet. Diese beinhalten Änderungen des Körperschafts- und Steuerrechts, die sowohl für inländische als auch ausländische Unternehmen gelten. Unternehmen mit Auslandskapital unterliegen verschiedenen Steuern, darunter Einkommenssteuer, Körperschaftsteuer, Zoll sowie Central Sales Tax. Die Körperschaftsteuer beträgt 30% für inländische Unternehmen, mit einem zusätzlichen Zuschlag von 5% auf Gewinne über 1.000.000 INR, was einen effektiven Steuersatz von 31,5% zur Folge hat.[^1]

Das indische Einkommensteuersystem sieht unterschiedliche Steuersätze vor, beginnend bei 0% bis zu 200.000 INR und steigend bis zu 30% für Einkommen über 800.000 INR. Abgaben wie die Mehrwertsteuer und Stempelsteuern können je nach Bundesstaat variieren, und die bevorstehende Einführung eines Goods and Service Tax (GST) zielt darauf ab, die Steuerlandschaft zu vereinheitlichen.[indische-wirtschaft.de] Am 1. April 2005 trat zudem ein Mehrwertsteuersystem in 33 von 35 Bundesstaaten in Kraft, das vorrangig den Handel mit beweglichen Gegenständen erfasst.

Das Steuerumfeld, in dem Volkswagen tätig ist, zeigt die Herausforderungen, vor denen Unternehmen in Indien stehen. Das Unternehmen plant, sämtliche rechtlichen Mittel auszuschöpfen und eng mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um die gegenwärtige Steuersituation zu klären und die laufenden Investitionen in Indien zu sichern.