Immer mehr Ladengeschäfte müssen in Torgau schließen, was die Innenstadt zunehmend prägt. Die Schließung der Filiale der Gröditzer Bäckerei Raddatz in der Bäckerstraße ist ein klares Beispiel für die schwierige Lage der Einzelhändler. Vor allem die fehlenden potenziellen Interessenten für die frei werdenden Geschäftsräume sind alarmierend. Auch Angela Schneider, Inhaberin von „Braut-Schneider“, wird ihr Geschäft im Sommer altersbedingt schließen. Ihr Ausverkauf läuft bereits, da sie keinen Nachfolger finden konnte.
Aktuelle Erhebungen der TZ-Redaktion zeigen, dass von insgesamt 269 Ladengeschäften in der Torgauer Innenstadt 84, also 31,2 Prozent, leer stehen. Besonders auffällig ist die Breite Straße, die mit einer Leerstandsquote von 53,6 Prozent die höchste Rate aufweist. Im Gegensatz dazu verzeichnet die Leipziger Straße mit nur 7,5 Prozent die beste Belegungsquote.
Leerstand und Geschäfte in Torgau
Die Zählungen in verschiedenen Straßen bestätigen die kritische Lage. In der Breite Straße sind von 28 Läden nur 13 geöffnet, während die Fleischmarktstraße sogar ganz leer steht. Im Gegensatz dazu zeigt die Spitalstraße mit 38 Läden immerhin 27 offene Geschäfte. Um eine bessere Übersicht zu bieten, ist die folgende Tabelle hilfreich:
Straße | Gesamtanzahl der Läden | Offene Läden | Leerstandsquote |
---|---|---|---|
Bäckerstraße | 26 | 24 | 7,7% |
Breite Straße | 28 | 13 | 53,6% |
Fleischmarkt | 4 | 0 | 100% |
Spitalstraße | 38 | 27 | 29,0% |
Leipziger Straße | 40 | 33 | 17,5% |
Die Stadt reagiert auf diese Herausforderung mit verschiedenen Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt. Oberbürgermeister Henrik Simon hebt hervor, dass trotz der besorgniserregenden Leerstände auch positive Entwicklungen zu verzeichnen sind. So gab es in den letzten zwei bis drei Jahren mehr als 20 Neueröffnungen, darunter die Geschäfte Goldwerk, Raumwerk und viele mehr.
Einzigartige Projekte zur Stärkung der Innenstadt
Torgau hat zudem beim Kreativwettbewerb „Ab in die Mitte“ 2022 einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Die Stadt wurde mit dem 3. Preis ausgezeichnet und erhält ein Preisgeld von 12.000 Euro für das Projekt „Stadtliebe Torgau“. Dieses wurde ins Leben gerufen, um alleinnerstädtischen Akteure besser zu vernetzen und zu vermarkten. Innenstadtmanagerin Stefanie Stramm plant die Einrichtung eines Stadt-Liebe-Stores in einem leerstehenden Geschäft, um neue Geschäftsideen zu präsentieren und barrierefreien Zugang zu ermöglichen.
Die Bedeutung des lokalen Einkaufens wird von den Verantwortlichen in Torgau immer wieder betont. Es wird angestrebt, die Innenstadt zu einer attraktiven Verweilzone umzugestalten, um sowohl Einwohner als auch Touristen anzulocken. Initiativen wie Abendmärkte und Stadtfeste sollen dazu beitragen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Die Herausforderungen sind jedoch nicht unbekannt. Eine Analyse der Gründe für Leerstände ist essenziell, um geeignete Lösungen zu finden. Städte wie Torgau stehen vor der Aufgabe, die Vorteile der Revitalisierung alter Gebäude zu nutzen und die Attraktivität der Innenstädte durch gezielte Stadtentwicklung zu erhöhen. Experten wie der Architekt Roland Gnaiger betonen die Möglichkeit, historische Gebäude für moderne Wohnbedürfnisse umzubauen und die Lebensqualität in den Innenstädten zu verbessern. So können alte Strukturen nicht nur einem neuen Zweck zugeführt, sondern auch wieder zum Leben erweckt werden, um Leerstand zu reduzieren.
Zusammenfassend ist Torgau gefordert, innovative Ansätze zu entwickeln, um der gestiegenen Leerstandquote entgegenzuwirken und die Innenstadt attraktiv zu gestalten. Projekte wie „Stadtliebe Torgau“ sind ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch bedarf es umfassender Maßnahmen und der Unterstützung aller Akteure, um den Handel in Torgau zu revitalisieren.