Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, äußert sich optimistisch zur bevorstehenden Landtagswahl 2026. In Anbetracht eines spürbaren Stimmungswandels sieht er die Grünen in der Lage, sich neu auszurichten, nachdem sie bei der vergangenen Bundestagswahl lediglich 11,6 Prozent der Stimmen erhielten und aus der Regierung fielen. Im Gegensatz dazu erreichten die Grünen in Baden-Württemberg 13,6 Prozent, mussten jedoch höhere Verluste als die Bundespartei hinnehmen. Kretschmann stellt fest, dass es eine „riesige Lücke“ zwischen den Ergebnissen bei Bundes- und Landtagswahlen gibt und erwartet, dass sich die Rahmenbedingungen bis zur Wahl im Frühjahr 2026 verbessern werden.

Kretschmann führt diese Umstände auf die Unzufriedenheit über die aktuelle Ampelregierung zurück. Er betont, dass der Aufstieg der AfD besorgniserregend ist und sieht die CDU als bereit, eine Zwei-Drittel-Mehrheit mit der SPD, den Grünen und der FDP zu nutzen, um ein Sondervermögen aufzulegen. In seinen Ausführungen kritisiert er zudem die Attacke der Grünen Jugend auf Robert Habeck, insbesondere in der Migrationspolitik.

Notwendigkeit eines Neuanfangs

Angesichts der herben Verluste bei drei Landtagswahlen arbeiten die Grünen an einem Neuanfang. Kretschmann, der seit 13 Jahren Ministerpräsident ist und seit acht Jahren mit der CDU regiert, hat seinen Rückzug für die Landtagswahl 2026 angekündigt. Derzeit liegen die Umfragewerte der Grünen bei etwa 20 Prozent; die CDU hat etwa zehn Prozentpunkte Vorsprung. Die Grünen können sich darauf konzentrieren, die gesammelten Erfahrungen langfristig klug zu nutzen, um Wähler zurückzugewinnen.

Alexander Maier, ein ehemaliger Landtagsabgeordneter und aktueller Oberbürgermeister von Göppingen, bleibt optimistisch und sieht die schlechten Umfragewerte als Symptom der Unzufriedenheit mit der Berliner Ampel-Koalition. Er fordert, die Themen Migration positiv zu besetzen und weniger Bürokratie zu fordern, um die Stimmung im Land zu verbessern.

Wahlkampf und Herausforderungen

Wahlforscher Frank Brettschneider beschreibt die Situation der Grünen als herausfordernd. Die Partei wird häufig als Besserwisser- und Bevormundungspartei wahrgenommen. Kretschmanns Ansatz des „Gehörtwerdens“ wird jedoch als persönliches Markenzeichen angesehen, was ihm möglicherweise helfen könnte, die aktuelle Stimmungslage positiv zu beeinflussen.

In der politischen Landschaft wird Cem Özdemir als möglicher Führer der baden-württembergischen Grünen im Wahlkampf erwartet. Özdemir könnte die Wähler, die Kretschmann unterstützen, ansprechen, wird jedoch auch als Vertreter der Berliner Polit-Prominenz wahrgenommen. Experten gehen davon aus, dass der Wahlkampf eher themenorientiert sein wird, anstatt den Fokus auf persönliche Eigenschaften der Kandidaten zu legen.

Für Kretschmann und die Grünen bleibt es entscheidend, hinter den Kulissen in der grün-schwarzen Koalition aktiv zu streiten und Lösungen zu erarbeiten, um auch den Wählern in Rheinland-Pfalz zu verdeutlichen, dass Veränderung notwendig ist, ohne dabei das Vertrauen der Menschen zu verlieren. Kretschmann fordert eine Zusammenarbeit mit Ländern wie Frankreich und Polen, um im Ukraine-Konflikt gemeinsam Lösungen zu finden. Er warnt außerdem, dass die EU nicht auf interne Widerstände, beispielsweise durch Ungarns Ministerpräsidenten Orban, Rücksicht nehmen sollte.