Im Jahr 1967 stürzte ein 30-jähriger Mann aus Baden-Württemberg in Sölden, Ötztal, in eine Gletscherspalte auf 3200 Metern Höhe. Bis heute wurde er nie gefunden und jede Hilfe kam zu spät. Erst im August 2023 entdeckten Alpinisten auf etwa 2400 Metern Höhe mehrere Knochen und einen Unterschenkel samt Fuß. Die DNA-Analysen brachten schließlich Licht ins Dunkel: Während Teile der gefundenen Knochen von einem Tier stammten, waren der Unterschenkel und der Fuß eindeutig menschlich. Weitere Untersuchungen bestätigten, dass es sich um die Überreste des seit über 55 Jahren vermissten Mannes handelt, dessen Angehörige heute nicht mehr leben.
Die Entdeckung dieser menschlichen Überreste ist nicht isoliert, sondern ist Teil eines besorgniserregenden Trends in den Alpen. Immer mehr Gletscherleichen, die die letzten Ruheplätze verstorbener Bergsteiger darstellen, kommen durch die fortschreitende Gletscherschmelze ans Licht. Laut den Berichten von Stuttgarter Nachrichten erlebt insbesondere der Jamtalgletscher in Tirol eine markante Schmelze. Diese Gletscherleichen, die oft mumifizierte Überreste von Personen sind, betreffen sowohl historische Fälle als auch moderne Vermisstenfälle.
Weiterhin alarmierende Funde
Zusätzlich zu den Überresten des Vermissten aus Baden-Württemberg wurden im September 2023 Überreste eines Mannes im Hochgruberkees in Österreich gefunden, der seit 1971 vermisst war. Auch im August 2023 wurden Leichenteile im Schlatenkees in Tirol entdeckt, die ein Jahr zuvor vermissten Mannes zugeordnet werden konnten. Diese Funde machen deutlich, dass sich die Suche nach vermissten Personen in den Alpen zunehmend auf die Identifizierung von Überresten konzentriert, die durch die Gletscherschmelze freigegeben werden.
Der Einfluss des Klimawandels auf die alpinen Regionen ist unbestreitbar. Laut Alpenverein haben die letzten Jahre extreme Wetterereignisse, wie die Sommerhitze von 2003, zur Verstärkung der Herausforderungen beim Bergsteigen geführt. Gletscher verlieren jährlich zwischen 0,5 und 1 Meter an Mächtigkeit, was nicht nur die Stabilität der Bergflanken beeinträchtigt, sondern auch das Risiko für Bergsteiger und Wanderer erhöht.
Risiken für Wanderer und Bergsteiger
Die Tendenz zum Auftauen von Permafrost führt zu instabileren Bedingungen, die Bergsteigen noch riskanter machen. Dies wirft Fragen zur Sicherheit von Alpinisten auf, da die Jahre 2013 bis 2022 im Durchschnitt 1,14 °C wärmer waren als in der vorindustriellen Zeit. Die Alpen erwärmen sich fast doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, was zur Folge hat, dass Tourenplanung und Risikoabschätzung im Gebirge eine höhere Priorität erhalten müssen.
Um den Gefahren des Bergsteigens in solch veränderlichen Bedingungen zu begegnen, müssen Alpinisten ihre Routen sorgfältig planen und die Wetterverhältnisse sowie die Nullgradgrenze im Auge behalten. Sicherheitstechniken wie das Tragen von Helmen und das Meiden von Permafrostgebieten sind von essenzieller Bedeutung, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entdeckung humaner Überreste durch die Gletscherschmelze auf ein viel größeres Problem hinweist: den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Bedingungen beim Bergsteigen in den Alpen. Immer mehr Gletscherleichen werden ans Licht kommen, während Alpinisten vor immer größeren Herausforderungen stehen.