Am 26. Februar 2025 beteiligen sich zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher aus Waiblingen am bundesweiten Kita-Streik. Ein zentrales Anliegen der Streikenden ist eine grundlegende Veränderung im Berufsfeld Erzieher, insbesondere in Bezug auf Gehalt und Wertschätzung. Dies unterstreicht auch Moritz Enssle, ein Erzieher mit einem Abschluss in Kindheitspädagogik, der die Bedeutung von Bildung bereits in der frühen Kindheit hervorhebt. „Bildung beginnt nicht erst in der Schule“, so Enssle. Er beschäftigt sich aktuell in der Waldgruppe der städtischen Einrichtung Burgmäuerle in Hegnach mit dem Bildungsauftrag von Kindertagesstätten, der inzwischen mit dem von Schulen vergleichbar ist, wie ZVW berichtet.
Die Gruppe der Streikenden umfasst mehrere engagierte Fachkräfte, darunter Nicole Brandel, Stephanie Stecher, Alexandra Hanig, Andrina Furra, Philipp Kessel und Marija Kolar. Ihre kollektive Teilnahme am Streik soll eine starke Botschaft senden: Die Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher müssen verbessert werden. Viele von ihnen haben im Verlauf der Tarifverhandlungen der letzten Jahre erlebt, dass die Gehälter zwar gestiegen sind, jedoch nicht im erforderlichen Maße, um die ansteigenden Anforderungen und die Gewährleistung der Bildungsarbeit in Kitas zu reflektieren.
Forderungen und Hintergründe des Streiks
Der unbefristete Streik wird von den Gewerkschaften GEW und Verdi organisiert und umfasst bereits mehrere Bundesländer, darunter Hamburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Hessen. Nach mehreren Warnstreiks sollen sich ab dem kommenden Montag auch Fachkräfte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg dem Protest anschließen. Die Hauptforderungen der Erzieherinnen und Erzieher beinhalten eine höhere Eingruppierung und eine Gehaltssteigerung von durchschnittlich 10 %. Dies würde bedeuten, dass Erzieherinnen der Entgeltgruppe S 6 in die Gruppe S 10 und Erzieherinnen der S 8 in die S 11 eingruppiert werden sollen, wie Erzieherin.de ausgeführt hat.
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Gehälter. Laut einem Bericht der GEW sind die Brutto-Entgelte für Erzieherinnen in der Eingruppierung S 8a in der ersten Erfahrungsstufe etwa 2.830 Euro und in der höchsten Stufe S 8b etwa 4.310 Euro. Diese Zahlen verdeutlichen die finanziellen Herausforderungen, vor denen viele Fachkräfte stehen. Auch die Kita-Leitungen verdienen je nach Platzanzahl und organisatorischen Rahmenbedingungen unterschiedlich, mit Gehältern von knapp 2.890 Euro bis über 5.850 Euro, was jedoch noch immer nicht das nötige Maß an Anerkennung und Wertschätzung widerspiegelt, wie GEW anmerkt.
Eltern und das Berufsbild der Erzieher
Die Rolle der Kindertagesstätten hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Früher wurden sie eher als Bewahranstalten betrachtet; mittlerweile fungieren sie als Orte der wichtigen Bildungsförderung. Diese Veränderungen erfordern von Erzieherinnen und Erziehern nicht nur fachliche, sondern auch gruppendynamische Kompetenzen und enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Während des Streiks sehen sich berufstätige Eltern vor der Herausforderung, alternative Betreuungsmöglichkeiten zu finden. Besonders problematisch ist, dass Eltern während des Streiks keinen Anspruch auf Rückzahlung der Kita-Gebühren haben, was zu zusätzlichen Spannungen führen kann.
Trotz dieser Schwierigkeiten zeigen viele Eltern und Politiker Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen und Erzieher. Der hohe Frauenanteil im Beruf wird häufig als einer der Faktoren gesehen, der zu einer geringeren Anerkennung und Bezahlung führt. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Akademisierung des Berufs und die steigenden Anforderungen an die frühkindliche Bildung positive Entwicklungen darstellen, die letztlich mehr finanzielle Unterstützung für die Einrichtungen nötig machen.