In Baden-Württemberg ist die Lage in der frühkindlichen Betreuung angespannt. Laut einem Bericht von bnn.de stehen Eltern vor massiven Herausforderungen, da rund 60.000 Kita-Plätze im Bundesland fehlen. In der Planung für das Kindergartenjahr 2025/26 wachsen die Sorgen der Familien, und die Anzahl der Klagen vor den Verwaltungsgerichten hat sich signifikant erhöht. Besonders in Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg wenden sich immer mehr Eltern an die Gerichte, um ihr Recht auf einen Betreuungsplatz durchzusetzen.
Im Jahr 2022 meldete das Verwaltungsgericht Stuttgart 150 Klagen, ein deutlicher Anstieg von nur 29 Klagen im Jahr 2021. Auch das Verwaltungsgericht in Freiburg verzeichnete eine Zunahme der Klagen – von sieben auf 23 in den letzten zwei Jahren. Die Mehrzahl der Verfahren dreht sich um die Bereitstellung von Betreuungsplätzen, während die meisten Fälle außergerichtlich gelöst werden, da die Kommunen kein Interesse an langwierigen Prozessen haben. Der kontinuierliche Personalmangel in den Kitas trägt zur Verkürzung der Betreuungszeiten und sogar zu Schließungen ganzer Gruppen bei.
Der Fachkräftemangel als zentrales Problem
Um den dringend benötigten Bedarf zu decken, werden bis 2025 zusätzlich 14.800 Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung benötigt. Diese Zahl verdeutlicht das Ausmaß der Herausforderung, mit der sich das Land konfrontiert sieht. Die Bertelsmann Stiftung hebt hervor, dass nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in den westdeutschen Bundesländern insgesamt 385.900 Plätze fehlen. In Ostdeutschland sind es etwa 44.700 Plätze, was auf eine nationale Krise im Kita-Bereich hinweist. Der Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren kann für viele Kinder nicht erfüllt werden.
Laut Doreen Siebernik von der GEW, die sich besorgt über den Zustand der frühkindlichen Bildung äußert, ist der Fachkräftemangel das Haupthindernis für die Erfüllung dieser Ansprüche. Es ist besorgniserregend, dass die häufigsten Debatten in der Branche eine De-Professionalisierung der Tätigkeiten in Kitas anstreben. Sie warnt, dass der Einsatz von nicht ausgebildetem Personal keine dauerhafte Lösung sein darf und fordert eine ganzheitliche Strategie zur Förderung der Fachkraftquote sowie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen.
Der Weg zu einer besseren Kita-Zukunft
Die fehlenden Kitaplätze könnten laut Prognosen dazu führen, dass bis 2025 mehr als 429.000 Familien ihren Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz nicht einlösen können. Die Fachleute fordern, dass mehr Investitionen in Bildung getätigt werden, um langfristig negative Auswirkungen auf die Gesellschaft zu verhindern. Dazu gehört auch die Einführung bundeseinheitlicher Qualitätsstandards, um Chancengleichheit für alle Kinder sicherzustellen. Auch die wissenschaftlichen Empfehlungen für Personalschlüssel in Krippengruppen und Kindergärten zeigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht: In Krippengruppen sollte ein Fachkraft für drei Kinder zur Verfügung stehen, in Kindergarten-Gruppen für höchstens 7,5 Kinder.
Die aktuelle Entwicklung zeigt eindrücklich, dass ohne zügige Maßnahmen zur Verbesserung der Kita-Betreuung und zur Schaffung ausreichender Plätze sowohl die Rechte der Kinder als auch die Bedürfnisse ihrer Familien nicht gewahrt werden können. Die Politik ist gefordert, nachhaltige Lösungen zu finden, um den steigenden Anforderungen der frühkindlichen Bildung gerecht zu werden und den Rechtsanspruch auf Bildung zu verwirklichen.