Im Jahr 2024 erlebte Baden-Württemberg einen beispiellosen Anstieg der Keuchhusten-Fälle. Mit insgesamt 4.457 gemeldeten Fällen wurde die höchste Zahl seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2013 erreicht. Dies stellt einen dramatischen Anstieg im Vergleich zu 2023 dar, in dem lediglich 298 Fälle registriert wurden. Der Anstieg ist nicht nur ein regionales Phänomen; auch bundesweit zeigen die Zahlen einen besorgniserregenden Trend, wie tagesschau.de berichtet.

Die Ursachen für diesen Anstieg sind vielfältig, wobei die Corona-Pandemie als maßgeblicher Faktor hervorgehoben wird. Während der Pandemie ergriffene Infektionsschutzmaßnahmen reduzierten die Übertragung von Krankheiten, nicht nur Covid-19, sondern auch anderer Erreger wie Pertussis. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 waren die Fallzahlen mit 319, 65 und 108 deutlich niedriger, was die Immunität in der Bevölkerung beeinträchtigt hat. Dies begünstigt eine erhöhte Anfälligkeit für Keuchhusten, so swr.de.

Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme

Gut die Hälfte der 2024 registrierten Keuchhustenfälle betraf Kinder und Jugendliche. Die Krankheit tritt insbesondere bei Babys als gefährlich auf, da diese aufgrund ihres jungen Alters oft nicht in der Lage sind, den Schleim abzu Husten. Bei größeren Kindern und Erwachsenen kann Keuchhusten als langanhaltender Husten auftreten. Die aktuelle Belastung für Kinderarztpraxen und Kliniken hat stark zugenommen, jedoch ist diese Situation nicht mit der Belastung während der Pandemie vergleichbar. Laut dem Robert Koch-Institut gibt es keine Hinweise auf eine erhöhte Virulenz des Erregers, was den Gesundheitsdienstleistern dennoch große Sorgen bereitet, wie die WHO Immunization Data zeigt.

Die Impfquote gegen Keuchhusten in Baden-Württemberg ist alarmierend niedrig. Bei Säuglingen liegt die Quote bei nur 69,4 Prozent, was im bundesweiten Vergleich den letzten Platz bedeutet. In einigen Landkreisen, wie Waldshut und Ortenaukreis, ist sogar nur etwa jeder zweite Säugling geimpft. Zudem wurde ein Rückgang der Impfungen bei den einzuschulenden Kindern festgestellt; 2023 waren nur noch 89,3% geimpft, im Vergleich zu 93,7% im Jahr 2012. Besonders besorgniserregend ist, dass nur 44,2% der schwangeren Frauen 2022 gegen Pertussis geimpft waren, was laut dem Gesundheitsministerium dringend verbessert werden muss.

Empfehlungen zur Impfung

Die Ständige Impfkommission empfielt eine dreiteilige Grundimmunisierung für Babys sowie Auffrischungen im Alter von 5 bis 6 und von 9 bis 17 Jahren. Auch Erwachsene sollten sich bei der nächsten Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung gegen Keuchhusten impfen lassen, während schwangeren Frauen ebenfalls eine Impfung ans Herz gelegt wird, um das Risiko für Neugeborene zu minimieren.

Da bis zum 28. Januar 2025 bereits 90 neue Keuchhustenfälle registriert wurden, bleibt die Prognose für die Entwicklung der Fälle in diesem Jahr unsicher. Experten betonen, dass die Erhöhung der Impfquoten eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Infektionskrankheiten darstellt, um die Bevölkerung zu schützen und ein Wiederaufflammen der Erkrankung zu verhindern.