Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem entscheidenden Wandel. Insbesondere Audi plant, dass das letzte Auto mit Verbrennungsmotor im Jahr 2033 vom Band läuft. Mehrere große Hersteller haben sich bereits dazu entschieden, ab diesem Jahr nur noch Elektrofahrzeuge zu produzieren, was zwei Jahre vor dem gesetzlich festgelegten Aus für Verbrenner liegt. Während Mercedes seine „Electric only“-Strategie ausgesetzt hat, denken Volkswagen, Porsche und Audi darüber nach, die Produktion von Verbrennern möglicherweise länger fortzuführen. Berichte über eine mögliche Verlängerung der Verbrennerproduktion bei Audi wurden inzwischen zurückgewiesen.

Ein wichtiges Anliegen ist die Rücksichtnahme auf die Wünsche der Kunden, die sich aufgrund von Sorgen bezüglich der Reichweite und Ladeinfrastruktur von Elektroautos überwiegend pro Verbrenner äußern. In Heilbronn zeigt eine Umfrage, dass viele auf den traditionellen Antrieb setzen. Zur Absicherung der deutschen Autoindustrie haben 15 Bürgermeister einen offenen Brief an die EU-Kommission verfasst, in dem sie fordern, dass Antriebstechnologien nicht einseitig vorgegeben werden sollen.

Forderungen nach politischer Unterstützung

Der Oberbürgermeister von Neckarsulm sieht zwar keine akute Gefahr für das Audi-Werk, betont jedoch die Notwendigkeit politischer Unterstützung für die Branche. Die IG Metall berichtet von umfangreichen Sparmaßnahmen bei Audi, die sowohl Löhne als auch Beschäftigungsverhältnisse betreffen könnten. Auch die Zulieferer der Automobilindustrie sind von Kurzarbeit betroffen, besonders im Maschinenbau. Im Main-Tauber-Kreis liegt die Kurzarbeitsquote bei 2,3%, was über dem Landesdurchschnitt von 1,2% liegt.

Ein verschobenes Aus für Verbrenner könnte den Zulieferern helfen und die Produktionssicherheit in Neckarsulm erhöhen. Die Entwicklung des Verbrennungsmotors wird bis 2035 fortgeführt, wobei Hersteller auch in Forschung und Entwicklung investieren, um den Motor effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Technologische Fortschritte, wie innovative Zylinderköpfe und verbesserte Einspritzsysteme, könnten zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und der Emissionen erheblich beitragen.

Marktveränderungen und Zukunftsvisionen

Die covid-19-Pandemie hat signifikante Auswirkungen auf die Pläne zur Elektromobilität. Das Konjunkturpaket der Bundesregierung zielt darauf ab, die wirtschaftlichen Folgen abzufedern und umweltfreundliches Handeln zu fördern. Maßnahmen wie die Verdopplung der Kaufprämie für elektrische Fahrzeuge auf 6.000 EUR sollen helfen, den Absatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben bis 2030 zu steigern. Trotz dieser Anstrengungen gibt es jedoch Zweifel, ob die Ziele erreicht werden können.

Langfristig ist der Übergang zu alternativen Antrieben, einschließlich Hybridmotoren und Elektromotoren, unvermeidlich. Hersteller müssen sich an die neuen Marktbedingungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein verstärkter Fokus auf Leichtbau und alternative Kraftstoffe könnte dazu beitragen, die Effizienz der Verbrennungsmotoren weiter zu verbessern. Die Automobilindustrie sieht sich also nicht nur mit Herausforderungen, sondern auch mit Chancen konfrontiert, die durch technologische Innovationen und gesetzliche Vorgaben entstehen.

Die Entwicklungen zeigen deutlich, dass die deutsche Automobilindustrie vorquetschenden Transformationsprozessen steht. Die Zukunft wird nicht nur elektrisch sein, sondern könnte auch durch hybride Ansätze und innovative Antriebstechnologien geprägt werden. Ob und wie schnell dieser Wandel vollzogen wird, hängt maßgeblich von politischen Rahmenbedingungen, der Bereitschaft der Verbraucher und der Anpassungsfähigkeit der Hersteller ab.

Für weitere Informationen: SWR, Tiqqler, Deloitte.