Am 4. Februar 2025 beginnt eine Tagung, die dem 125. Geburtstag des bedeutenden Philosophen Hans-Georg Gadamer gewidmet ist. Die Veranstaltung fokussiert sich auf die Hermeneutik, eine philosophische Disziplin, die sich mit dem Auslegen von Texten, Zeichen und Symbolen beschäftigt. Ihr Ziel ist es, Sinn und Bedeutung im historischen und kulturellen Kontext zu erschließen. Gadamer wird allgemein als Begründer einer universalen Hermeneutik angesehen und hat mit seinen Ideen die Geisteswissenschaften entscheidend geprägt. Die Universität Heidelberg berichtet, dass die Tagung unter der Leitung von Prof. Dr. Carsten Dutt stattfindet, der als Gastprofessor am Institut für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt tätig ist.
Prof. Dutt hebt den interdisziplinären Austausch über den Begriff des Verstehens hervor, der für verschiedene Fachrichtungen von großer Bedeutung ist. Die Tagung wurde in enger Kooperation mit Dr. Ingo Runde, dem Direktor des Universitätsarchivs, organisiert. Vertretene Disziplinen sind unter anderem Philosophie, Klassische Philologie, Theologie, Rechtswissenschaft, Ethnologie sowie Geschichts-, Kunst- und Musikwissenschaft.
Vorträge und Preisverleihung
Der eröffnende Abendvortrag von Prof. Dutt trägt den Titel „Gadamers philosophische Hermeneutik heute. Rückblick und Ausblick“ und findet am 10. Februar im Universitätsarchiv statt. Am darauf folgenden Tag, Gadamers Geburtstag, wird Prof. Dr. Barbara Cassin mit dem Gadamer-Preis 2025 geehrt. Barbara Cassin ist emeritierte Forschungsdirektorin am CNRS in Paris und seit 2018 Mitglied der Académie française. Die Preisverleihung wird um 18.15 Uhr in der Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, gefeiert. In diesem Rahmen wird außerdem eine begleitende Kabinettausstellung zu Gadamers Werk und dessen Einfluss in Heidelberg präsentiert.
Die Wurzeln der Hermeneutik erstrecken sich weit zurück in die antike Exegese, wobei ihre Entwicklung als wissenschaftliche Disziplin mit der Interpretation biblischer Texte begann. Die historische Bedeutung der Hermeneutik wird in verschiedenen Epochen deutlich, von der griechischen Philosophie, wie bei Sokrates, Platon und Aristoteles, bis hin zu ihren modernen Ausprägungen durch Denker wie Friedrich Schleiermacher und Wilhelm Dilthey. Diese Philosophen haben das Verstehen als zentralen Bestandteil der menschlichen Existenz betrachtet, während Hans-Georg Gadamer das Verstehen als Teil eines unendlichen Dialogs über kulturelle Traditionen ansah. Diese Informationen sind umfassend in der Überblicksdarstellung zur Hermeneutik dokumentiert, welche unter anderem die Traditionen von Martin Luther und die Entwicklung der hermeneutischen Theorie bis zum 19. Jahrhundert behandelt (Wikipedia).
Gadamers Einfluss und Schriften
Die Schriften von Hans-Georg Gadamer sind für die Hermeneutik von großer Bedeutung. Sein Werk umfasst Essays, die zwischen 1967 und 1972 veröffentlicht wurden und die Universalität des hermeneutischen Problems thematisieren. Diese Essays, die unter anderem von Gadamers „Kleine Schriften“ inspiriert sind, sind im Originalverlag J.C.B. Mohr in Tübingen erschienen. Sie beinhalten neben bibliografischen Referenzen auch einen Index und behandeln zentrale Themen wie die Natur der Dinge und die Sprache der Dinge sowie die philosophischen Grundlagen des zwanzigsten Jahrhunderts (archive.org).
Insgesamt würdigt die Tagung Gadamers beträchtlichen Einfluss auf die Geisteswissenschaften und erleichtert einen interdisziplinären Austausch über die zentralen Fragen des Verstehens, welche sich bis heute in unterschiedlichsten Disziplinen stellen.