Heidelberg

Die Sehnsucht nach einem neuen Leben: Stanišićs skurrile Geschichtensammlung

Saša Stanišićs neuestes Buch mit dem ungewöhnlich langen und skurrilen Titel „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ besteht aus zwölf miteinander verbundenen Erzählungen. Diese Geschichten drehen sich im Kern alle um die Sehnsucht nach einem neuen Leben und die Möglichkeit, das Dasein nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Der Autor, Träger des Deutschen Buchpreises 2019, hat nach seinem erfolgreichen Roman „Herkunft“ eine Phase der Konzentration auf Kinderbücher hinter sich gelassen. Das Spielerische und Phantastische aus der Welt der Kinder finden nun elegant Platz in diesem Erwachsenenwerk.

Die erste Geschichte „Neue Heimat“ setzt den Rahmen für den Erzählband und handelt von vier Jungen, darunter der sechzehnjährige Saša, die an einem Sommertag im Jahr 1994 im Weinberg zusammenkommen. Alle stammen aus Zuwandererfamilien, und die Idee eines Proberaums für das Leben, in dem man für 130 Mark zehn Minuten aus der Zukunft erleben und bei Gefallen einloggen kann, spiegelt die Sehnsüchte vieler wider, insbesondere der Migrantenkinder.

Stanišić spinnt das Motiv des Proberaums in verschiedenen Varianten weiter. In einer Erzählung träumt die Türkin Dilek während ihrer Arbeit als Putzfrau in Wien von ihrer Vergangenheit in der Türkei und erlebt ungeahnte Möglichkeiten, als plötzlich die Zeit stehen bleibt. Die Geschichte von Witwe Gisel, die sich nach Jahren der Einsamkeit nach einer neuen Bekanntschaft sehnt und durch eine scheinbar einfache Geste mit ihrer Gießkanne für Verwirrung sorgt, zeigt auf humorvolle und melancholische Weise die Suche nach Neuem.

Stanišićs Erzählband ist ein weiteres Beispiel für seine beeindruckende Sprachkunst. Als deutsch-bosnischer Schriftsteller ist er bekannt für seine Wortschöpfungen, poetische Sprache und die mehrdeutige Vielschichtigkeit seiner Texte. Leser müssen jedoch aufpassen, um sich nicht im funkelnden Sprachlabyrinth zu verirren, das der Autor geschickt webt.

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