Die Kinderbetreuung in Baden-Württemberg steht vor enormen Herausforderungen. Mehr als die Hälfte der Eltern in der Region hat keine Unterstützung durch Großeltern, was die Situation zusätzlich kompliziert. Großeltern spielen jedoch eine entscheidende Rolle im Familienleben, insbesondere für berufstätige Eltern. Ihre emotionalen Bindungen und die Fähigkeit, Kindern soziale Kompetenzen und Stressbewältigung zu vermitteln, sind von unschätzbarem Wert.

Laut dem GesellschaftsReport BW können über 50% der Eltern in Baden-Württemberg aufgrund räumlicher Distanz nicht auf familiäre Unterstützung zurückgreifen. Während viele Eltern früher maximal zehn Minuten von ihren Großeltern entfernt lebten, führt der zunehmende Mobilitätstrend dazu, dass viele über eine Stunde entfernt wohnen. Dies bedeutet, dass die häufigen Schließtage der Kitas und die überlasteten Erzieherinnen und Erzieher viele Familien in Not bringen.

Kita-System unter Druck

Besonders akut ist der Fachkräftemangel im Bereich der Kinderbetreuung. In Tübingen beispielsweise mussten die Öffnungszeiten städtischer Kitas aufgrund des Personalmangels stark gekürzt werden. Über 40 von 43 städtischen Kitas lagen zeitweise unter dem erforderlichen Personalschlüssel. Der Kita-Gesamtelternbeirat in Tübingen hat bereits Proteste organisiert, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Die Sozialbürgermeisterin von Tübingen, Daniela Harsch, bestätigt die belastenden Situationen für die Mitarbeiter und die Notwendigkeit von Kürzungsmaßnahmen.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen in der Region ist in den letzten Jahren gestiegen, und zwei Drittel der Mütter von Kindern über drei Jahren arbeiten mittlerweile. Das führt dazu, dass noch mehr Familien auf die Unterstützung von Großeltern angewiesen sind. Patrick Bayer aus Schorndorf schildert, wie wichtig die Hilfe seiner Eltern für die Betreuung seiner Tochter ist. Eltern wie Frauke Eggerl aus Tübingen kämpfen mit den Auswirkungen der verkürzten Betreuungszeiten und machen sich Sorgen um ihre berufliche Reputation, da sie auf ihr Einkommen angewiesen sind.

Bundesweite Strategien zur Fachkräftegewinnung

Lisa Paus kündigte an, dass zwischen 50.000 und 90.000 Fachkräfte in Kitas und Schulen bis 2030 fehlen könnten.

Die Strategie umfasst umfassende Maßnahmen, einschließlich Umschulungsförderung und vergütete praxisintegrierte Ausbildungsmodelle, um die Zahl der Fachkräfte zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Investitionen in die frühe Bildung werden als zentral für den Bildungserfolg der Kinder und die Chancengleichheit innerhalb der Gesellschaft angesehen.

Alexandra Klein vom Landesfamilienrat Baden-Württemberg betont, dass Großeltern keine Ersatzlösung für die fehlende Infrastruktur der Kitas sein sollten. Es ist essenziell, dass Eltern in ihrer Wohngegend besser vernetzt und unterstützt werden. Der Ruf nach Veränderungen wird immer lauter, doch die Realität bleibt herausfordernd.