Die Grippewelle in Baden-Württemberg hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Aktuellen Berichten zufolge sind rund ein Drittel der 1726 seit Jahresbeginn gemeldeten Grippefälle in dem Bundesland Kinder unter 18 Jahren. Diese Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr, als lediglich 971 Fälle registriert wurden, drastisch angestiegen. Die Kinderkliniken in Aalen und Schwäbisch Gmünd sind angesichts der hohen Zahl an Infektionen stark ausgelastet. Rund 75% der stationär behandelten Kinder leiden an Influenza, wobei viele von ihnen komplizierte Krankheitsverläufe mit bakteriellen Co-Infektionen und Lungenentzündungen erleben.

Die Situation ist kritisch: Erkrankte Kinder benötigen häufig hochdosierte Antibiotika und Atemunterstützung. Anfragen anderer Kliniken zur Aufnahme erkrankter Kinder werden damit nur teilweise erfüllt. Die Gesundheitsbehörden verweisen außerdem darauf, dass neben Grippeviren in dieser Saison auch weniger relevante Infektionen wie Covid-19, RS-Viren und Mykoplasmen im Umlauf sind. Eine Grippe-Impfung wird laut Robert Koch-Institut (RKI) auch jetzt noch als sinnvoll erachtet, und Gesundheitsminister fordert alle Bürger zur Impfung auf.

Steigende Zahlen und schwerere Verläufe

Nach Informationen aus Berlin und Brandenburg zeigt sich die Lage ähnlich dramatisch. Hier unterstützen überfüllte Kinderarztpraxen die alarmierenden Zahlen: In Berlin wurden in der jüngsten Berichtswoche 1.757 Grippe-Erkrankungen gemeldet, eine deutliche Zunahme im Vergleich zu 1.165 Fällen in der Vorwoche. In Brandenburg gibt es fast 1.000 Influenza-Fälle mehr als im Vorjahr zur selben Zeit. Die Grippewelle hat in diesen Regionen am 30. Dezember begonnen und betrifft vor allem Kinder zwischen 0 und 14 Jahren sowie ältere Menschen über 80 Jahre. Die Experten warnen, dass Influenza in dieser Saison oft mit schwerem Krankheitsverlauf, Apathie und langanhaltendem Fieber auftritt.

Besonders kritisch ist die Situation für Säuglinge und Kleinkinder, die anfälliger für Atemwegserkrankungen sind. In der letzten Woche wurden in Berlin zudem 162 Fälle von RSV gemeldet, fast doppelt so viele wie in der Vorwoche. In einer besorgniserregenden Entwicklung starb ein Erwachsener an einer RSV-Infektion. Die Anzahl schwerer Atemwegserkrankungen hat sich seit Jahreswechsel mehr als verdoppelt, und bundesweit wird geschätzt, dass etwa 7,9 Millionen Menschen unter akuten Atemwegserkrankungen leiden.

Prävention und Impfung

Die Gesundheitsbehörden betonen die Notwendigkeit der Grippeimpfung, auch für Kinder, um die sich ausbreitenden Infektionen einzudämmen. Regelmäßiges Händewaschen wird als einfache Maßnahme zur Vorbeugung von Infektionen empfohlen. Die STIKO hat zudem RSV-Prophylaxe für Neugeborene und Säuglinge sowie eine Impfempfehlung für Erwachsene ab 75 Jahren ausgesprochen. Derzeit ist die Grippeimpfung noch verfügbar, und Experten raten dazu, sich auch jetzt noch impfen zu lassen, insbesondere für Risikopatienten.

Insgesamt ist zu erwarten, dass die Zahlen der Grippefälle in den kommenden Wochen weiter ansteigen werden, was die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen und Impfungen unterstreicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Anstrengungen zur Bekämpfung dieser wachsenden Gesundheitskrise bald Früchte tragen werden.