Die Gewalt gegen Lehrkräfte hat 2024 in Baden-Württemberg erneut stark zugenommen. Eine Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt erschreckende Ergebnisse, die darauf hinweisen, dass bereits in den Grundschulen Beleidigungen gegen Lehrer beginnen. Schulleiter Ulrich Diehl von der Käthe-Kollwitz-Grundschule in Mannheim berichtet von einer steigenden Aggressivität seitens der Schüler. Über 61 % der befragten Schulleitungen geben an, eine Zunahme von Gewalt in den letzten fünf Jahren wahrzunehmen.

Die Umfrage zeigt auch, dass an mehr als 1.000 Schulen in Baden-Württemberg körperliche Angriffe auf Lehrkräfte verzeichnet wurden. An jedem Schultag wird laut den Angaben mindestens eine Lehrkraft physisch angegriffen. Besorgniserregend ist, dass 59 % der Schulleitungen psychische Gewalt, wie Beschimpfungen und Bedrohungen, beobachten. Neben körperlicher Gewalt scheint auch das Cybermobbing zunichte zu machen, da jede dritte Schule Vorfälle in diesem Bereich vermeldet. Schulleiter Diehl betont, dass verbale Attacken zunehmen und harmlose Störungen nicht mehr angesprochen werden können.

Umfang und Ursachen der Gewalt

In der Käthe-Kollwitz-Grundschule, die über 380 Kinder unterrichtet, zeigen 10 bis 15 Schüler regelmäßig auffälliges Verhalten. Die Ursachen für diese Gewalt sind vielfältig und reichen von familiären Problemen bis hin zum Einfluss sozialer Medien. Während körperliche Angriffe überwiegend von Schülern ausgehen, wird psychische Gewalt oft von Eltern verübt. Schulleiter Diehl versucht, Konflikte zwischen Schülern zu klären und das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Oft sind viele Eltern jedoch nicht bereit, an diesen Gesprächen teilzunehmen, was die Situation noch weiter erschwert.

Der VBE hat die Forderung aufgestellt, dass Gewalt gegen Lehrkräfte kein Tabu-Thema mehr sein darf. Der Verband verlangt eine flächendeckende Unterstützung durch Fachpersonal, wie Schulpsychologen, und dass das Thema Gewalt in der Lehrerbildung verstärkt behandelt wird.

Präventive Maßnahmen und Herausforderungen

Die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2016, die im Auftrag des VBE und seiner Landesverbände durchgeführt wurde, zeigen, dass an der Hälfte der Schulen in den vergangenen fünf Jahren Fälle psychischer Gewalt registriert wurden. Insbesondere Schulpsychologen werden häufig von Lehrkräften kontaktiert, die verbale oder körperliche Angriffe erlebt haben. In vielen Fällen berichten Lehrer von Scham und dem Gefühl des Versagens, weshalb sie oft nicht über Vorfälle sprechen.

Es gibt keine universellen Verhaltensregeln für den Umgang mit gewalttätigen Situationen. Lehrer fungieren gelegentlich als „Blitzableiter“ für Probleme, die in der Regel nicht direkt mit ihrem Unterricht zusammenhängen. Um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Lehrkräfte zu gewährleisten, wird die Bildung von schulinternen Krisenteams empfohlen, um nach Vorfällen eine angemessene Krisenintervention zu planen.

Die Situation ist alarmierend und erfordert sofortige Maßnahmen. Der VBE ruft die Schulträger dazu auf, klare Strukturen zu schaffen und Statistiken über gewalttätige Vorfälle zu führen und zu veröffentlichen. Die Entwicklung von Fortbildungsprogrammen und die Vermittlung von Medienkompetenz zur Prävention von Cybermobbing sollten ebenfalls auf der Agenda stehen.

Die Gesellschaft muss sich dringend mit der Thematik der Gewalt an Schulen auseinandersetzen, um Lehrkräfte zu schützen und eine angemessene Lernumgebung zu schaffen. Der VBE betont, dass die Unterstützung durch die Dienstherren entscheidend ist, damit Lehrer in ihrer wichtigen Rolle nicht allein gelassen werden.

Für weitere Informationen über die steigende Gewalt gegen Lehrkräfte in Baden-Württemberg, besuchen Sie die Seiten von SWR, VBE und Deutsches Schulportal.