Eine aktuelle Forsa-Studie im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, dass die Gewalt an Schulen in Baden-Württemberg besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. Laut der umfangreichen Untersuchung, die 252 Schulen in der Region umfasste, berichten 61% der Schulleiter über eine Zunahme von Gewalt in den letzten fünf Jahren. Der Trend ist nicht nur lokal, sondern zeigt sich auch im gesamten Bundesgebiet, wo 60% ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Handgreiflichkeiten zwischen Schülern sind mittlerweile zur Tagesordnung geworden, ebenso wie die körperlichen Angriffe auf Lehrkräfte.
Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass 26% der Schulleitungen in Baden-Württemberg von einem Höchstwert an körperlichen Angriffen auf Lehrer berichten. Gewaltanwendungen stammen überwiegend von Schülern, allerdings sind auch Eltern, andere Lehrkräfte und schulfremde Personen nicht ausgeschlossen. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass jede zweite Schulleitung die Gewalt gegen Lehrer als Tabu betrachtet.
Zunehmende Aggression gegen Lehrkräfte
Zusätzlich zu den Ergebnissen der Studie verweist eine Forsa-Umfrage, die im Januar und Februar 2020 durchgeführt wurde, auf einen drastischen Anstieg psychischer und körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte. Von 1303 befragten Schulleitern, darunter 251 aus Baden-Württemberg, berichteten 58% von psychischer Gewalt, was eine Steigerung von 13 Prozentpunkten seit 2018 darstellt. Auch die körperliche Gewalt hat zugenommen, und 23% der Rektoren bestätigen solche Vorfälle, wobei der Bundesdurchschnitt dafür bei 34% liegt.
VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand äußert sich kritisch zur sprachlichen Verrohung und der sinkenden Hemmschwelle zur Diffamierung von Lehrern. In diesem Zusammenhang wird Cybermobbing auch als ein zunehmendes Problem identifiziert, das oft von einem vermeintlichen Spaß in aggressives Verhalten umschlägt. Die Notwendigkeit, Medienkompetenz zu vermitteln, wird betont, um präventiv gegen Cybermobbing vorzugehen.
Handlungsbedarf und Präventionsansätze
Die VBE fordert daher umfassende Maßnahmen, darunter die Unterstützung durch Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Psychologen, sowie kleinere Lerngruppen. Fast an jeder vierten Schule in Baden-Württemberg gab es Berichten zufolge körperliche Angriffe auf Lehrkräfte, was den dringenden Handlungsbedarf verdeutlicht.
Um langfristig gegen die Gewalt vorzugehen, setzt das Kultusministerium auf Gewaltpräventionsprogramme in Schulen. Diese zielen darauf ab, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, Konflikte konstruktiv anzugehen. Die Betonung liegt auf der kontinuierlichen Förderung emotionaler und kommunikativer Kompetenzen sowie auf der Stressbewältigung und Problemlösefähigkeit. Ein entscheidender Punkt ist die Notwendigkeit klarer Regeln im Umgang miteinander, die in einem respektvollen Schulklima gelebt werden sollten.
Programme wie „Mobbingfreie Schule“ sollen sicherstellen, dass Gewaltprävention, insbesondere gegen Mobbing und Cybermobbing, erfolgreich und nachhaltig implementiert wird. Es ist zu hoffen, dass durch diese Initiativen ein Schulklima geschaffen wird, das von Wertschätzung geprägt ist und angstfreies Lernen ermöglicht.
Für weitere Informationen zur Gewaltprävention in Schulen und den darin enthaltenen programmatischen Schwerpunkten besuchen Sie die Seiten von Kultus Baden-Württemberg, Schwäbische.de und Stuttgarter Zeitung.