Am 27. Januar 2025 findet im baden-württembergischen Landtag die Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Dieser Tag markiert den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, das während des Holocausts zum Symbol für die Gräueltaten gegen mehr als 1,5 Millionen ermordete Menschen wurde. Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) wird in ihrer Gedenkrede die Bedeutung des Erinnerns hervorheben. Zudem sind Kranzniederlegungen durch Vertreter des Landes und von Opferorganisationen vorgesehen, die ein Zeichen gegen das Vergessen setzen.

Um den Herausforderungen, die mit dieser zentralen Gedenkfeier verbunden sind, gerecht zu werden, ist es wichtig, die Rolle der Zeitzeugen und ihre schwindende Zahl zu berücksichtigen. Historiker Andrzej Kacorzyk beschreibt, dass in naher Zukunft die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers nicht mehr unter uns sein werden. Dies wirft die Frage auf, wie das Gedenken an den Holocaust in der zukünftigen Bildungsarbeit verankert werden kann. Kacorzyk schlägt verschiedene Strategien vor, um das Gedenken wachzuhalten, wobei der Fokus auf der emotionalen Arbeit der Mitarbeiter der Auschwitz-Gedenkstätte liegt, die individuelle Beziehungen zu den Opfern pflegen und die Erinnerungen bewahren.

Gedenkstätten als Lernorte

Laut der Bundeszentrale für politische Bildung spielt die Gedenkstättenarbeit eine wichtige Rolle in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus. Die Begriffe „Historisierung“ und „Universalisierung“ werden häufig verwendet, doch ihre Definition bleibt oft unklar. In der Gedenkstättenpädagogik hat sich die Rolle der Zeitzeugen verändert; sie sind nicht mehr die einzige Vermittlungsinstanz. Es wird zunehmend betont, dass Gedenkstätten sowohl Lern- als auch Gedenkorte sind, die Raum für persönliche und kollektive Reflexion bieten.

Während Gedenktage und Veranstaltungen wie die heutige Gedenkstunde die Bedeutung des Holocaust stärken, steht die Gedenkstättenarbeit auch vor Herausforderungen. Diese sind unter anderem durch unterschiedliche Erwartungen der Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft bedingt. Emotionale Aspekte der Geschichtsvermittlung gewinnen an Bedeutung, weshalb das Bedürfnis nach Ritualen zur Auseinandersetzung mit dem Thema steigt. Zudem sind die Ereignisse, die sich jüngst in Aschaffenburg abspielten, eine bedrückende Erinnerung an die Veränderungen in der Gesellschaft, denn die Justizministerin Marion Gentges (CDU) warnte vor einer Gesetzeslücke im Umgang mit psychisch kranken Straftätern aufgrund eines Messerangriffs, der zwei Todesopfer forderte.

Erinnerung an die Geschichte

Die heutige Gedenkveranstaltung in Stuttgart findet nicht isoliert statt. In ganz Baden-Württemberg werden Erinnerungsveranstaltungen organisiert, um gegen den erstarkenden Rechtsextremismus zu protestieren. So nahmen am letzten Wochenende in Ravensburg 10.000 Menschen an Demonstrationen gegen die Politik der AfD teil, und das deutlich mehr als erwartet. Diese Mobilisierungen sind ein Zeichen des Widerstands und der Entschlossenheit, die Lehren aus der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Gedenkstunde im Landtag, die um 11 Uhr beginnt, steht im Zeichen des Respekts und der Verantwortung, die wir gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus tragen. In einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen gehen, ist es unerlässlich, die Verantwortung für das Gedächtnis wachzuhalten und die Geschichten der Opfer weiterzuerzählen, um zukünftige Generationen zu sensibilisieren.