Im Kreis Esslingen ist die Situation für viele Menschen alarmierend. Trotz eines Jobs oder einer Rente können sich zahlreiche Haushalte grundlegende Dinge wie Kleiderschränke oder Matratzen nicht leisten. In diesem Kontext setzt die EZ-Weihnachtsspendenaktion, die bereits seit Jahren aktiv ist, ein Zeichen der Solidarität und sammelt Gelder, um betroffenen Familien zu helfen. Viele Menschen in der Region kämpfen darum, grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen, darunter Geschenke zu Weihnachten, warme Wohnungen, gutes Essen und Winterkleidung, wie die Esslinger Zeitung berichtet.
Die Spendenaktion wird auch im Januar fortgesetzt, und kleine Beträge sind herzlich willkommen. Ein Beispiel für die Hilfsbedürftigkeit ist die Familie von Frau A., die mit ihren fünf Kindern eine schwierige Vergangenheit mit häuslicher Gewalt hinter sich hat und nun einen Neustart anstrebt. Sie lebt in einer spärlich eingerichteten Wohnung, in der die älteren Kinder auf Matratzen auf dem Boden schlafen und es an Schränken fehlt. Ein weiterer Fall ist Mohammad A., der 2015 vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland floh. Seine Familie umfasst mittlerweile sieben Kinder, darunter ein Zwillingspärchen. Eine Tochter benötigt dringend medizinische und physiotherapeutische Behandlung wegen einer Fehlbildung der Wirbelsäule. Das Einkommen des Vaters, der in einer Reinigungsfirma arbeitet, reicht nicht aus, um die gesamte Familie angemessen zu versorgen, weshalb Unterstützung für Winterbekleidung und ein Doppelbett benötigt wird.
Psychische Belastungen durch Armut
Die schwierigen Lebensumstände der betroffenen Menschen schaffen nicht nur materielle Not, sondern haben auch ernsthafte Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Studien zeigen, dass die Stigmatisierung von Armut in Deutschland und anderen wohlhabenden Ländern weit verbreitet ist. Politische Debatten über finanzielle Unterstützungen, wie das Bürgergeld, verstärken häufig die negativen Einstellungen gegenüber Menschen in Armut. Laut einer Analyse von Quarks äußerten Politiker, dass arme Menschen nicht arbeitswillig seien und Unterstützung missbrauchten, was die Vorurteile verstärkt. Obwohl rund 5,6 Millionen Menschen in Deutschland Bürgergeld beziehen, sind viele davon erwerbsfähig, während ein kleiner Teil tatsächlich die Aufnahme einer Arbeit verweigert.
Die Stigmatisierung führt dazu, dass viele Menschen aus Scham auf ihr Recht auf Bürgergeld verzichten. Eine Studie aus 2022 hat gezeigt, dass medizinische Fachleute oft zu wenig über das Leben in Armut wissen, was zu ungleicher Behandlung führt. Bereits Kleinkinder entwickeln negative Assoziationen mit ärmeren Menschen, wenn sie in ihrem Umfeld negative Botschaften wahrnehmen. Menschen mit hohen Schulden erleben ebenfalls eine starke Stigmatisierung, die oft auf der Annahme basiert, dass sie selbst schuld an ihrer Situation sind, obwohl häufig schicksalhafte Lebensereignisse dahinter stehen.