Der Musical-Thriller „Emilia Pérez“ gilt als der Topfavorit für die kommenden Oscar-Verleihungen 2025 und erhielt beeindruckende 13 Nominierungen, mehr als jeder andere Film in diesem Jahr. Im Zentrum der Kontroversen steht die Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die als erste offen transgender Schauspielerin in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Doch die Vorfreude auf die Verleihung wird durch die Veröffentlichung alter Tweets von Gascón, die Rassismus und Islamfeindlichkeit beinhalten, stark getrübt. Diese Vorwürfe führen zu massiver Empörung und gefährden die Chancen des Films auf Auszeichnungen, wie tz.de berichtet.

Die Tweets, die unter anderem beleidigende Kommentare über Araber, Katalanen und religiöse Institutionen enthalten, wurden als Beleg für Gascóns unangebrachtes Verhalten interpretiert. Die Empörung in sozialen Medien ist enorm und bringt sowohl Glückwünsche als auch gehässige Kommentare und Drohungen mit sich. Die Schauspielerin entschuldigte sich für die Inhalte, war jedoch in ihrer Argumentation nicht eindeutig und bezog sich auf Ironie und Kontextverlust. Ihre Entschuldigung wurde als halbherzig angesehen, und Gascón bestritt die Echtheit vieler Tweets nicht, was zusätzliche Kritik auf Netflix und die United Talent Agency (UTA) lenkt, die für unzureichende Hintergrundüberprüfungen verantwortlich gemacht werden.

Die Rolle von Karla Sofía Gascón

Karla Sofía Gascón, die 2018 mit ihrer Geschlechtsumwandlung begann und zuvor unter dem Namen Juan Carlos Gascón in zahlreichen Filmen und Serien aktiv war, spielt sowohl die männliche als auch die weibliche Version einer mexikanischen Drogenbossin in „Emilia Pérez“. Der Film erzählt die Geschichte eines Drogenbarons, der als Frau ein neues Leben beginnt. Gascóns schauspielerische Leistung hat ihr nicht nur die Oscar-Nominierung eingebracht, sondern sie positioniert auch als wichtige Stimme für Trans-Rechte. Ihre Nominierung wurde mit einer Welle von Online-Beschimpfungen und sogar Todesdrohungen begleitet, wie srf.ch betont.

Inmitten des Wirbelsturms äußerte Gascón, dass ihre Nominierung nicht aufgrund ihrer Identität, sondern auf der Qualität ihrer schauspielerischen Leistungen basieren sollte. Diese Haltung zeigt ihren Wunsch, nicht nur als Transgender-Person, sondern als Künstlerin ernst genommen zu werden. Auch wenn die Nominierung in einer angespannten politischen Lage für Trans-Personen erfolgt, ist Gascón eine erfolgreiche Anwältin für die Trans-Rechte, sowohl regional in Spanien als auch international. Bei den Golden Globes drückte sie ihre Bedenken über rückschrittliche gesellschaftliche Tendenzen hinsichtlich der Trans-Rechte aus und sprach über die Stärke der Identität und die Unantastbarkeit der Seele.

Auswirkungen auf die Filmindustrie

Die Kontroversen um Gascón könnten nicht nur die Oscar-Chancen von „Emilia Pérez“ beeinträchtigen, sondern auch den gesamten Wettbewerb um die begehrten Trophäen beeinflussen. Experten vermuten, dass andere Filme wie „Der Brutalist“ und „Wicked“ von Gascóns Skandal profitieren könnten. Angesichts der hohen Bedeutung von politischer Korrektheit in Hollywood hat die Debatte um die Nominierung und die Tweets von Gascón das Potenzial, weitreichende Auswirkungen auf die Filmindustrie und deren Akteure zu haben. Ihre Rolle ist nicht nur eine technische Leistung, sondern auch ein Integrationsschritt für Transgender-Darsteller im Film. Laut Hollywood Reporter hat Gascón die Nominierungen während des Wartens in einer Flughafen-Lounge in Brasilien verfolgt und auf die große Ehre hingewiesen, mit einer so bemerkenswerten Leistung anerkannt zu werden.