In Anbetracht der sich zuspitzenden geopolitischen Lage, insbesondere durch den Konflikt in der Ukraine, stehen Fragen zur Verteidigungs- und Sicherheitspolitik im Fokus. Japan und Südkorea haben ihre Partnerschaft mit der NATO intensiviert, was eine Reaktion auf die militärischen Aggressionen Russlands darstellt. Zusätzlich können die Spannungen, die durch die Unterstützung Nordkoreas für Russland entstehen, nicht ignoriert werden. Boris Ruge, NATO-Beigeordneter für politische Angelegenheiten, führte Anfang dieses Jahres Gespräche in Seoul und Tokio, wobei die Diskussionsthemen gemeinsame Sicherheitsinteressen und die Herausforderung durch China waren. Die vertiefte Zusammenarbeit zielt darauf ab, insbesondere vier „Flaggschiffprojekte“ voranzutreiben: Unterstützung der Ukraine, Cyberabwehr, Bekämpfung von Desinformation und den Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
Ein zentrales Anliegen der NATO und ihrer Partner ist die zunehmende militärische Unterstützung Nordkoreas für Russland, die seit Ende 2022 besonders an Bedeutung gewonnen hat. Schätzungen zufolge sind bis zu 11.000 nordkoreanische Militärangehörige an der Front in der Ukraine aktiv. Der Nahrungs- und Energieaustausch zwischen Russland und Nordkorea stärkt zudem die politische Unabhängigkeit des nordkoreanischen Regimes, was die regionalen Spannungen weiter verschärft.
Die Bedrohung durch nordkoreanische Cyberangriffe
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat kürzlich die deutsche Rüstungsindustrie vor der zunehmenden Bedrohung durch nordkoreanische Cyberspionage gewarnt. Gemeinsame Sicherheitswarnungen des Verfassungsschutzes und des südkoreanischen Geheimdienstes NIS decken auf, dass nordkoreanische Hacker ihre Techniken modifiziert haben. Diese Cyberangriffe, die gezielt gegen militärische und Rüstungsunternehmen gerichtet sind, nutzen komplexe Methoden und zielen darauf ab, kritische Technologien zu erlangen.
Speziell die nordkoreanische Gruppe Lazarus, die bereits 2014 durch ihren Angriff auf Sony weltweit Bekanntheit erlangte, hat ihre Strategie erweitert, um auch den Rüstungs- und Finanzsektor zu attackieren. Diese Gruppe ist für ausgeklügelte Angriffe bekannt, unter anderem durch Spear-Phishing und Supply-Chain-Angriffe, bei denen Schadsoftware über Lieferanten in die Zielsysteme eingeschleust wird.
Wachstum der südkoreanischen Rüstungsindustrie
Die sicherheitspolitische Lage fördert zudem ein starkes Wachstum in der südkoreanischen Rüstungsindustrie. Der Wert der südkoreanischen Militärexporte ist im Zeitraum von 2016 bis 2023 auf 38 Milliarden USD gestiegen, womit Südkorea 2023 den zweiten Platz bei wichtigen Waffenexportverträgen weltweit einnahm. Die Vereinbarung über Militärausgaben mit Polen in Höhe von 12,4 Milliarden USD im Juli 2022 verdeutlicht das zunehmende Interesse europäischer Länder an südkoreanischer Militärtechnologie.
Zusammengefasst sehen Experten in der Kombination aus geopolitischer Aggression und technologischen Fortschritten in der Rüstungsindustrie eine Herausforderung für die globale Sicherheit. Der Fokus auf Cybersicherheit und der Austausch von Informationen sind besonders wichtig, um der Bedrohung durch nordkoreanische Hacker wirksam zu begegnen. Die unterzeichneten Abkommen und die steigenden Exporte machen Südkorea zu einem bedeutenden Akteur in der internationalen Sicherheitsarchitektur.