Litauen hat heute als erster baltischer Staat die Stromnetzverbindung zu Russland und Belarus vollständig gekappt. Diese Entscheidung wurde gestern von dem litauischen Netzbetreiber Litgrid offiziell vollzogen, während auch Lettland und Estland mit der Abkopplung von ihrem ehemaligen Energielieferanten begonnen haben. Der Schritt war seit der Krim-Invasion 2014 vorbereitet worden, das geopolitische Klima, besonders seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, hat die Dringlichkeit dieser Maßnahme erhöht. t-online.de berichtet, dass die baltischen Staaten nun in das europäische Stromnetz integriert werden.

Der Anschluss an das europäische Stromnetz erfolgt über Polen und soll am Sonntag, dem 10. Februar, vollzogen werden. Vor diesem Zeitpunkt werden die drei Länder für etwa 24 Stunden im isolierten Modus getestet. In das Gesamtprojekt zur Synchronisation der Stromnetze wurden über 1,6 Milliarden Euro investiert, wobei ein Großteil dieser Mittel von der Europäischen Union bereitgestellt wurde.

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Schutz vor geopolitischen Risiken

Die Abkopplung stellt nicht nur einen bedeutenden Fortschritt in der Integration der baltischen Staaten in die EU dar, sondern dient auch dem Schutz vor geopolitischen Risiken. Durch die Trennung von Russland soll die Nutzung des Stromsystems als Druckmittel gegen die baltischen Länder erschwert werden. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs beziehen Litauen, Lettland und Estland keinen Strom und kein Gas mehr aus Russland. Allerdings waren die Staaten zuvor nach wie vor physisch miteinander verbunden, was ihre Energiesicherheit gefährdete. Der polnische Stromnetzbetreiber PSE wird die neue Verbindung mit Litauen überwachen, indem er Hubschrauber und Drohnen einsetzt.

Die Abkopplung wird in allen drei Ländern mit offiziellen Veranstaltungen gefeiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird an einer feierlichen Zeremonie in Vilnius teilnehmen und bezeichnet die Maßnahme als Teil der unschätzbaren Schritte zur Stärkung der Energieunabhängigkeit innerhalb der Europäischen Union. Sie betonte die Wichtigkeit dieser Integration für die Erreichung der energie- und klimapolitischen Ziele der EU, die eine bezahlbare, sichere und nachhaltige Energie Versorgung fördern sollen.

Rolle der Europäischen Union

Die endgültige Synchronisation mit dem europäischen Stromnetz wurde von der Europäischen Kommission als historisch gewertet und soll im beschleunigten Zeitrahmen bis Ende Februar 2025 erfolgen. Die EU hatte bereits zuvor angekündigt, die Frist für diese wichtige Integration aus strategischen Gründen vorzuverlegen. Die litauischen Behörden haben Notfallpläne entwickelt, um möglichen Stromausfällen während des Übergangs gerecht zu werden.

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat auf die Entwicklungen reagiert und erklärt, dass Russland Maßnahmen ergriffen habe, um den zuverlässigen Betrieb seines Energiesystems sicherzustellen. Dennoch ist die Entscheidung der baltischen Staaten ein deutliches Zeichen für den fortschreitenden Trend zur Energieunabhängigkeit von Russland und Belarus. Angesichts der geopolitischen Spannungen in der Region wird diese Abkopplung von vielen als ein Sieg für die Demokratie angesehen.

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