In der neuen HBO-Dokumentation „Der Schatten des Kommandanten“, die ab dem 14. Februar 2025 bei Sky und WOW verfügbar ist, konfrontiert Hans-Jürgen Höß, der Sohn von Rudolf Höß, das belastende Erbe seines Vaters. Rudolf Höß war während des Zweiten Weltkriegs Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz und verantwortlich für den Tod von über einer Million Juden im Namen des nationalsozialistischen Regimes. Hans-Jürgen Höß trifft dabei auf Anita Lasker-Wallfisch, eine 99-jährige Auschwitz-Überlebende, die eindrücklich von ihrer Zeit im Lager berichtet.

Die Dokumentation zeigt eine komplexe Begegnung zwischen Höß und Lasker-Wallfisch. Während sich Lasker-Wallfisch nach einem respektvollen Besuch am ehemaligen KZ äußert, ringt Hans-Jürgen Höß mit seinen eigenen Empfindungen. Er beschreibt seine Kindheit in der Nähe von Auschwitz als „idyllisch“ und zieht in Zweifel, ob er über die Gräueltaten des Holocausts tatsächlich informiert war. Auffällig ist sein Zögern, seinen Vater klar als Massenmörder zu bezeichnen. Er berichtet, dass Rudolf Höß nie über seine Arbeit sprach und die Schrecken des Lagerlebens für ihn lange Zeit unsichtbar blieben.

Das Erbe von Rudolf Höß

Rudolf Höß, geboren am 25. November 1901, war ein deutscher SS-Offizier, der zwischen dem 4. Mai 1940 und dem 18. Januar 1945 Verantwortung für Auschwitz trug. Unter seiner Leitung wurden die Methoden zur Ausrottung der jüdischen Bevölkerung im Rahmen der „Final Solution“ drastisch beschleunigt. Er führte das Pestizid Zyklon B ein, das innerhalb der Gaskammern zu einer der schrecklichsten Massenvernichtungen in der Geschichte führte. Höß wurde 1947 in Polen für seine Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt und hingerichtet, wobei er während seines Prozesses an den Nürnberger Prozessen schätzte, dass etwa 2,5 Millionen Opfer in Auschwitz ermordet wurden.

Die Verstrickung von Höß in die Gräueltaten des Holocaust und seine Rolle im nationalsozialistischen System werfen einen langen Schatten auf das Erbe seiner Familie. Während einige seiner Kinder sich von den Taten ihres Vaters distanzieren und Bedauern zeigen, gibt es auch Stimmen, die den Vater verteidigen. Diese unterschiedlichen Perspektiven verdeutlichen die anhaltenden Konflikte rund um die Aufarbeitung der Vergangenheit.

Erinnerungen an Auschwitz

Anita Lasker-Wallfisch, die während ihres Aufenthalts in Auschwitz als Cellistin im KZ-Orchester spielte, erzählt von ihren persönlichen Erlebnissen im Lager und der Herausforderung, nach dem Krieg ein neues Leben in London zu beginnen. Sie betont, dass Antisemitismus nach wie vor ein ernstes Problem sei und warnt davor, dass ein Ereignis wie Auschwitz theoretisch wieder möglich sei. Ihre Perspektiven sind heute nach wie vor von großer Bedeutung, um die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus lebendig zu halten und um zu verhindern, dass sich solche Gräueltaten wiederholen.

Die HBO-Dokumentation „Der Schatten des Kommandanten“ bietet nicht nur einen Einblick in die dunkle Geschichte des 20. Jahrhunderts, sondern auch eine Reflexion über Schuld, Verantwortung und das Vermächtnis der Vergangenheit, das uns alle betrifft. Dabei werden die Stimmen betroffener Überlebender und das Erbe der Täter in einer bewegenden Erzählung vereint.