Am 9. Februar 2025 wurde Andrew Gwynne, ein britischer Staatssekretär und Abgeordneter im Großraum Manchester, aus seinem Amt entlassen. Der Grund für die Entlassung sind rassistische und verächtliche Nachrichten, die er in einer WhatsApp-Gruppe teilte. Laut Berichten der Mail on Sunday machte Gwynne sich über den „zu jüdisch“ klingenden Namen eines Mannes lustig und äußerte sich verächtlich über schwarze Parteifreunde. Darüber hinaus wünschte er einem Mann, der sich für die Verbesserung von Radwegen einsetzte, dass er von einem Müllwagen „umgemäht“ werde, und sagte, eine ältere Frau solle „verrecken“, weil sie sich über die Müllabfuhr beschwerte.
Die Entlassung von Gwynne stellt ein erhebliches Problem für die sozialdemokratische Labour-Partei dar, die erst kürzlich mit internen Schwierigkeiten konfrontiert war. Premierminister Keir Starmer betonte, dass hohe Verhaltensstandards im öffentlichen Amt unerlässlich sind und kündigte an, gegen Regierungsmitglieder vorzugehen, die diese Standards nicht erfüllen. Gwynne zeigte nach seiner Entlassung Reue und entschuldigte sich über den Kurznachrichtendienst X für seine „völlig unangebrachten Kommentare“.
Vertrauen in die Labour-Partei erschüttert
Diese Vorfälle kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt für die Labour-Partei, die erst kürzlich mit der Rücktritt von Abgeordneter Tulip Siddiq zu kämpfen hatte, die aufgrund von Verbindungen zu einer autoritären Ex-Premierministerin zurücktrat. Unter dem ehemaligen Vorsitzenden Jeremy Corbyn wurde die Labour-Partei zudem jahrelang wegen Antisemitismusvorwürfen kritisiert. Der Zusammenhang zwischen den Vorwürfen während Corbyns Führung und den jüngsten Ereignissen verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen, mit denen die Partei konfrontiert ist.
Starmer, der Corbyn aus der Partei ausschloss, hatte versprochen, die Situation des Antisemitismus innerhalb der Labour-Partei zu verbessern. Dennoch bleibt der Druck stark, insbesondere in Anbetracht der steigenden Zahl von antisemitischen Vorfällen in Großbritannien in den letzten Jahren. Laut dem Community Security Trust (CST) verdoppelte sich die Zahl der Fälle zwischen 2012 und 2020, mit einem signifikanten Anstieg von 34 % auf 2.255 Vorfälle im Jahr 2021.
Hintergrund des Antisemitismus in Großbritannien
Die Thematisierung des Antisemitismus innerhalb der Labour-Partei ist nicht neu. Bereits 2018 protestierte der Jewish Board of Deputies aufgrund der zunehmenden antisemitischen Vorfälle in der Partei. Historische Aspekte des Antisemitismus in Großbritannien, wie die Verdrängung der jüdischen Bevölkerung im Jahr 1290, und die Mischung antikolonialer Bewegungen mit antisemitischem Diskurs verdeutlichen das langjährige Problem in der britischen Gesellschaft. Trotz der Herausforderungen hebt Jonathan Sacks, ehemaliger britischer Oberrabbiner, hervor, dass Großbritannien eines der tolerantesten Länder sein kann, da es von den Schrecken der Shoah verschont blieb.
Insgesamt spiegeln die Entwicklungen um Andrew Gwynne einen tiefgreifenden Konflikt innerhalb der Labour-Partei wider, die weiterhin an ihrer Reputation arbeiten muss, um das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen und sich mit den direkten und indirekten Auswirkungen von Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft auseinanderzusetzen.