Kevin Spacey, 65, sieht sich erneut schwerwiegenden Vorwürfen gegenüber. Eine neue Zivilklage wurde in Großbritannien gegen den Schauspieler eingereicht, der bereits im Sommer 2023 in einem vorherigen Verfahren freigesprochen wurde. Diese Klage ist besonders brisant, da sie nicht nur Spacey betrifft, sondern auch das renommierte Londoner Old Vic Theater, wo er von 2004 bis 2015 als künstlerischer Leiter tätig war. Details zu den neuen Vorwürfen sind bislang nicht bekannt, jedoch ist dies bereits die dritte Klage gegen den Oscar-gekrönten Schauspieler. Im Oktober 2022 wurde Spacey von einer Jury in New York für nicht schuldig befunden, nachdem ihn Anthony Rapp, 53, beschuldigt hatte, ihn als 14-Jährigen sexuell belästigt zu haben.
Die neuerlichen Vorwürfe bringen Spaceys beschädigte Karriere erneut ins Rampenlicht. Seine einstige Anerkennung als Schauspieler wurde durch die Skandale stark beeinträchtigt. So schloss Netflix ihn aus der Hit-Serie „House of Cards“ aus, und Ridley Scott schnitt alle Szenen mit ihm aus dem Film „Alles Geld der Welt“ und ließ sie mit Christopher Plummer nachdrehen. Spacey beteuerte zwar weiterhin seine Unschuld, gestand jedoch in einem Interview, „Grenzen überschritten“ und „gegrabscht“ zu haben.
Widerhall im Theater
Das Old Vic Theater hat mittlerweile 20 persönliche Zeugenaussagen über angebliches unangemessenes Verhalten von Spacey erhalten. Diese Vorwürfe reichen von unangenehmen Gefühlen bis hin zu sexuell inadäquatem Verhalten. Die Geschäftsführerin des Theaters, Kate Varah, entschuldigte sich „aufrichtig“ bei den mutmaßlichen Opfern und gab an, dass Spacey in einer Umgebung operierte, in der er „ohne ausreichende Verantwortung“ gehandelt habe. Es gab Berichte, dass mehr als die Hälfte der Vorwürfe im Old Vic stattfanden, wobei die überwiegende Mehrheit der Beschwerdeführer männlich war.
Die aktuelle Diskussion über Machtmissbrauch im Theater wird durch Spaceys Fall nur verstärkt. Vorfälle wie der Rücktritt von Klaus Dörr, Interimsintendant der Berliner Volksbühne, nach Sexismus-Vorwürfen, oder Rassismus-Vorwürfe am Schauspielhaus Düsseldorf, verdeutlichen die Probleme, mit denen die Theaterlandschaft konfrontiert ist. Dabei wurde der Deutsche Bühnenverein 2018 mit dem Ziel gegründet, einen Verhaltenskodex zur Prävention gegen sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch zu erstellen.
Kultureller Wandel im Theater
Der Umgang mit Vorwürfen und Machtstrukturen wird während des Berliner Theatertreffens thematisiert. Digitale Gesprächsrunden beleuchten die Veränderungen in den Machtverhältnissen im Theater. Diverse Intendanten und Führungspersonen betonen die Notwendigkeit der Auflösung von Machtasymmetrien. Dies lässt auf einen bewussteren Umgang mit Machtstrukturen in der Branche schließen. Julia Wissert, Intendantin in Dortmund, hob hervor, dass es wichtig sei, verschiedene Möglichkeiten zur Auflösung von Machtasymmetrien zuzulassen.
Die Rückkehr von Spacey in die Öffentlichkeit, die durch ein Bild in historischem Kostüm auf seinem X-Account im Oktober 2022 angedeutet wurde, wird durch die neuen Vorwürfe überschattet. Spaceys Agent und Publicist haben ihn bereits als Klienten fallen gelassen, und er selbst gab bekannt, dass er Behandlung sucht, um sich mit den aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen.
Die künstlerische Leiterin des Old Vic, Matthew Warchus, äußerte sein „echtes und tiefes Mitgefühl“ für alle, die sich gemeldet haben. Er betonte, dass jeder das Recht habe, in einer Umgebung ohne Belästigung und Einschüchterung zu arbeiten. Diese Vorfälle und die laufende Untersuchung verdeutlichen die dringende Notwendigkeit einer Veränderung in der Theaterwelt.