Die Kontroversen rund um Elon Musk ziehen immer weitere Kreise. Der britische Premierminister Keir Starmer sieht sich dem Unternehmen des Tech-Milliardärs ausgesetzt, insbesondere wegen Musks jüngster Äußerungen und Abstimmungen auf seiner Plattform X. Heute äußerte sich Starmer besorgt über die Verbreitung von Lügen und Falschinformationen, während Musk auf X das Publikum dazu aufforderte, darüber abzustimmen, ob Amerika die britische Bevölkerung „von ihrer tyrannischen Regierung befreien“ sollte. Inmitten dieser Turbulenzen bleibt Starmer in seiner Antwort an Musks Provokationen diplomatisch und kritisiert dessen Verhalten nicht direkt.

Starmer machte klar, dass Politiker in Großbritannien über die Verbreitung von Falschinformationen wachen und einen anständigen politischen Diskurs aufrechterhalten sollten. Er erläuterte, dass diejenigen, die Lügen verbreiten, primär ihre eigenen Interessen verfolgen und nicht die der Opfer, was auf einen zunehmenden Trend hinweist, den er mit Sorge beobachtet. Neben seiner Kritik an Musk, der wiederholt seine Labour-Regierung angegriffen hat, äußerte sich Starmer auch zur Entwicklung innerhalb der britischen Konservativen.

Musks Angriffe und Verbindungen zur Far-Right

Elon Musk hat sich nicht nur mit Starmer zum Thema pädagogischer Missbrauch auseinandergesetzt, sondern auch die Anhänger der extremen Rechten, konkret den inhaftierten Briten Tommy Robinson, unterstützt. Robinson ist für seine öffentliche Thematisierung von mutmaßlichen Pädophilen-Grooming-Gangs im Vereinigten Königreich bekannt. Musk hat sich in einer Reihe von Posts kritisch mit der Rolle der Crown Prosecution Service (CPS) auseinandergesetzt, als Starmer von 2008 bis 2013 deren Leiter war. In einem seiner Beiträge hinterfragte Musk öffentlich: „Wer war der Leiter der CPS, als Vergewaltigungsgangs junge Mädchen ausbeuten konnten?“

Obwohl keine Anschuldigungen gegen Starmer während seiner Amtszeit bei der CPS erhoben wurden, formulierte Musk wiederholt unterstellende Anklagen in der Öffentlichkeit. Musks Kommentare wurden als Teil eines größeren Trends wahrgenommen, in dem Falschinformation posten und manipulatives Marketing immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Die Gefahr der Falschinformationen

Die Verbreitung von Falschinformationen ist nicht auf Musk und seine Äußerungen beschränkt. Forschungen, darunter die von Philipp Lorenz-Spreen am Max-Planck-Institut, zeigen, dass es immer schwieriger wird, echte von gefälschten Informationen zu unterscheiden. Die Intransparenz der Algorithmen auf der Plattform X, die Musk für eine prominentere Darstellung seiner eigenen Beiträge geändert hat, erschwert zudem die effektive Bekämpfung von Fehlinformationen. Insbesondere im Kontext von globalen Wahlen wird die Plattform vermehrt als ein Nährboden für Desinformation wahrgenommen.

Neben der Unterstützung für Musk existiert eine besorgniserregende Entwicklung im Umgang mit irreführenden Informationen im Vorfeld von Wahlen. Die jüngsten Änderungen der Plattform haben es erlaubt, Falschinformationen ungehindert zu verbreiten. Musk hat nicht nur die Moderation von Inhalten zum Teil stark reduziert, sondern auch die Einführung von „Community Notes“ forciert, welche die Verantwortung für die Korrektur auf die Nutzer abwälzt.

Die Rolle von X im Wahlkampf

Musk hat sich zudem in der Vergangenheit offen kritisch zu Wahlkampfthemen geäußert und dabei oft Falschinformationen geteilt, was den Eindruck erweckt, dass seiner Meinung nach die Wahrheit in der politischen Diskussion weniger Gewicht hat. Experten haben darauf hingewiesen, dass Musk tief in das Falschinformation-System verwickelt ist und auf X Interaktionen mit Accounts fördert, die als Desinformationsmultiplikatoren gelten. Dies hat zudem Auswirkungen auf deutsche Wahlkämpfe, da Musk auch mit rechtsextremen Akteuren in Kontakt tritt.

Die Frage, wie weit der Einfluss von Musk auf die politische Landschaft reicht, bleibt vor dem Hintergrund dieser Ereignisse besonders relevant. Mit einem verstärkten Fokus auf Anstand, kritischer politischer Diskussion und die Verantwortung von Tech-Unternehmern könnte Starmer ein Zeichen setzen, um gegen die zunehmende Verbreitung von falschen Informationen vorzugehen.