Am 7. Februar 2025 wird der Rückbau des Grenfell Towers in West-London offiziell beschlossen, wie sueddeutsche.de berichtet. Der Hochhausbrand am 14. Juni 2017 forderte 72 Leben und hinterließ tiefe Narben in der Gemeinde. Vize-Premierministerin Angela Rayner wird am Mittwochabend die Einzelheiten der Abrisspläne bekanntgeben, vor der offiziellen Verkündung am Freitag. Der Grenfell Tower ist seit dem katastrophalen Brand mit einem Holzzaun abgesperrt, an dem zahlreiche Botschaften, Bilder und Andenken in verschiedenen Sprachen angebracht sind.
Die Entscheidung für den Abriss nach sieben Jahren ist nicht unumstritten. Kritiker, darunter die Organisation Grenfell United, werfen der Regierung vor, Überlebende und Hinterbliebene nicht ausreichend in den Prozess einzubeziehen. Die Organisation Grenfell Next of Kin beschreibt die Entscheidung als „sensibel“, wünscht sich jedoch, dass der Tower als Mahnmal erhalten bleibt und die Stimmen der Angehörigen mehr Gehör finden.
Strukturelle Probleme und Brandschutz
Wie tagesschau.de berichtet, ist die Entscheidung zum Abriss auch durch die sich verschlechternde Struktur des Gebäudes begründet, was laut Bauministerium eine Notwendigkeit darstellt. Der Brand, der ehemals durch einen defekten Kühlschrank ausgelöst wurde, zeigte dramatisch die Mängel im Brandschutz auf, die durch das fehlerhafte Design der hoch brennbaren Fassadenverkleidung weiter verschärft wurden. Diese Aluminium- und Kunststoffpaneele, die in den 2010er Jahren installiert wurden, steigerten die Brandgefahr, obwohl Untersuchungen ergaben, dass die Verkleidung feuerprüflichen Tests nicht standgehalten hatte.
Die Hersteller der Komponenten wussten um die Mängel, versteckten diese Informationen jedoch und wiesen die Verantwortung für die Tragödie systematisch zurück. Tausende von Gebäuden in Großbritannien mussten ähnliche, riskante Verkleidungen nach dem Grenfell-Brand entfernen, was die weitreichenden Folgen der Katastrophe verdeutlicht.
Gedenken und Aufarbeitung der Tragödie
Eine Kommission plant die Errichtung einer Gedenkstätte am Ort der Katastrophe, deren endgültiger Entwurf für das Frühjahr 2026 erwartet wird. Die Untersuchungen zur Brandkatastrophe haben aufgezeigt, dass die 72 Todesfälle als „vermeidbar“ gelten und sowohl die britische Regierung als auch Baustofffirmen mit „systematischer Unehrlichkeit“ in Verbindung gebracht wurden. Premierminister Keir Starmer hat sich im Namen des Staates für die Tragödie entschuldigt, was das Streben nach Gerechtigkeit für die Hinterbliebenen und die Opfer symbolisiert.
Der Rückbau des Grenfell Towers wird daher nicht nur als bauliche Maßnahme betrachtet, sondern auch als Teil eines notwendigen Prozesses der Gedenk- und Aufarbeitung, die die Gemeinschaft endlich zu einem gewissen Abschluss führen soll. Der Umgang mit der Vergangenheit bleibt eine Herausforderung für die britische Gesellschaft und verlangt nach kontinuierlichem Dialog mit den Betroffenen.