Am 31. Januar 2025 wird der fünfte Jahrestag des Brexits gefeiert. Der Austritt Großbritanniens aus der EU, der nach einem knappen Referendum im Sommer 2016 erfolgte, hat zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen nach sich gezogen. Während in den ersten Jahren nach dem Brexit keine unmittelbaren wirtschaftlichen Schäden zu verzeichnen waren, zeigen die langfristigen Prognosen eine mögliche Abschwächung des Bruttoinlandsprodukts zwischen 3 und 6,7 Prozent. [Welt] berichtet, dass insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen als Verlierer des Brexit gelten.

Die Veränderungen in der Zuwanderung sind signifikant. Statt Arbeitskräften aus der EU kommen vermehrt Migranten aus Asien. 2023 wurden über 900.000 Einwanderer aus anderen Ländern nach Großbritannien gezählt. Dies geschieht im Rahmen eines neuen punkte-basierten Visa-Systems, das die zuvor bestehende Freizügigkeit ersetzt hat. Berufe wie Ärzte und IT-Spezialisten sind jetzt besonders gefragt, während weniger EU-Pflegekräfte im National Health Service (NHS) tätig sind.

Wirtschaftliche Herausforderungen und Handelsbeziehungen

Die ökonomische Bilanz fünf Jahre nach dem Brexit ist ernüchternd. Während Dienstleistungen wie Filmproduktion und Finanzdienstleistungen um 7,5 Prozent gestiegen sind, stagnieren die Investitionen, die seit dem Brexit nicht gewachsen sind. Laut [Tagesschau] haben 16.400 Unternehmen aufgrund zusätzlicher Kosten den Handel mit der EU ganz eingestellt. Die Exportkosten für britische Unternehmen haben erheblich zugenommen; im Fall von Bierexporten stiegen die Kosten für Transporte nach Irland, Frankreich, Italien und Spanien an. Ein Unternehmer, der kurz vor dem Brexit eine Brauerei gründete, berichtet von nicht mehr rentablen Handelsbeziehungen.

Die britische Regierung hat seit dem Brexit zwar Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland sowie einen Beitritt zum Pazifikpakt CPTPP abgeschlossen, jedoch bleibt ein Abkommen mit den USA aus und die versprochenen neuen Handelsabkommen sind ausgeblieben. Die Handelsbeziehungen mit der EU, die 50,4 Prozent der britischen Güterexporte ausmachen, haben stark gelitten. Der Warenwert lag Ende 2024 um 9,4 Prozent unter dem von 2019.

Gesellschaftlicher Kontext und politische Entwicklungen

Die gesellschaftlichen Spannungen, die der Brexit ausgelöst hat, sind nach wie vor spürbar. Eine Umfrage zeigt, dass 63 Prozent der Briten den Brexit als Misserfolg betrachten; 70 Prozent sind der Meinung, die Regierung habe die Umsetzung des Brexits vermasselt. Dies steht im kontrastierenden Licht zum ursprünglichen Slogan „Take Back Control“, der von Brexit-Befürwortern wie Boris Johnson propagiert wurde. Nachdem die 27 EU-Staatschefs am Montag zu einem Treffen in Brüssel eingeladen haben, wird Keir Starmer, der neue britische Premierminister und erste Regierungschef seit dem Brexit, ebenfalls anwesend sein.

Es besteht ein klarer Wunsch nach einer engen Zusammenarbeit mit der EU; 55 Prozent der Briten unterstützen diese Idee. Starmer plant, die Beziehungen zur EU zu „resetten“ und sieht einen Gipfel für den Frühling 2024 vor. Trotz dieser Bemühungen schließt die Labour-Regierung eine erneute Mitgliedschaft in der EU oder einen Beitritt zum Binnenmarkt aus. Vieles bleibt unklar, doch die Herausforderungen, vor denen Großbritannien steht, sind offensichtlich.

Insgesamt hat der Brexit Großbritannien in eine Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und gesellschaftlicher Spaltung geführt. Die zugesagten Vorteile bleiben aus, während die negativen Folgen immer deutlicher zu Tage treten. [Tagesschau] beschreibt die aktuelle Stimmung als geprägt von Enttäuschung und einer gewissen Resignation in der Bevölkerung.