Die Automobilindustrie steht vor herausfordernden Zeiten, da der Autozulieferer ZF Friedrichshafen die Abspaltung seiner Kernsparte „E-Division“ prüft. Diese Abteilung, die für elektrische, konventionelle und hybride Antriebe verantwortlich ist, beschäftigt über 32.000 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro, was etwa einem Viertel des gesamten Konzernumsatzes entspricht. ZF leidet zunehmend unter den spät einsetzenden Entwicklungen in der E-Mobilität, hohen Kosten und niedrigen Margen im traditionellen Getriebe-Geschäft. Die Zukunft der „E-Division“ ist ungewiss und könnte weitreichende Folgen für die Standorte in Deutschland, insbesondere in Schweinfurt, nach sich ziehen. Laut inFranken ist eine Abkopplung bereits in diesem Jahr möglich, während ein Verkaufszeitpunkt für das nächste Jahr angedacht ist.
Insgesamt könnten etwa 20% der Beschäftigten betroffen sein, was nicht nur die Arbeitsplätze in der E-Division gefährden könnte, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität der Region. In der Stadt Schweinfurt, wo 8.600 Mitarbeiter arbeiten, sind 5.700 in der E-Division beschäftigt. Die IG Metall in Schweinfurt äußert sich besorgt über die potenziellen Auswirkungen dieser Abspaltung. Thomas Höhn von der IG Metall warnt, dass eine Abspaltung die Stadt nachhaltig schwächen würde.
Reaktionen und Forderungen
Schweinfurt ist nicht die einzige Stadt, die besorgt ist. Oberbürgermeister Sebastian Remelé und andere Bürgermeister fordern bessere Rahmenbedingungen für Investitionen und einen Abbau von Bürokratie, um Industriearbeitsplätze zu sichern und die Transformation aktiv zu gestalten. Diese Herausforderungen sind Teil eines größeren Trends in der Automobilindustrie, der durch disruptive Kräfte wie die Elektrifizierung und striktere Regulierungen geprägt ist, wie EY beschreibt.
Der Markt für E-Mobilität entwickelt sich in einer Geschwindigkeit, die nicht den Erwartungen entspricht. Trotz Rekordaufträgen in Höhe von über 30 Milliarden Euro sieht ZF sich mit einem potenziellen Verlust im mittleren einstelligen Milliardenbereich konfrontiert. Mögliche Interessenten für die „E-Division“, darunter Unternehmen wie Hyundai und Foxconn, könnten helfen, die Situation zu stabilisieren, jedoch bleibt die Suche nach Käufern schwierig.
Strategische Überlegungen
Der Automobilzulieferer prüft zudem strategische Kooperationen und Partnerschaften, um im aktuellen Marktumfeld zu bestehen. Die Digitalisierung und die Verschiebung der Wertschöpfungsketten machen es notwendig, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, bei denen digitale Technologien entscheidende Faktoren für Innovation sind. Dies wird durch die Trends in der Automobilindustrie wie Konnektivität, autonomes Fahren, und Mobility-as-a-Service unterstützt. Wie tagesschau berichtet, sieht ZF die Notwendigkeit für grundlegende Veränderungen, um dem Markt gerecht zu werden und zukünftig profitables Wachstum sicherzustellen.