Am Montag lehnte der Gemeinderat in Friedrichshafen, bestehend aus 20 Stadträten, den Bau eines geplanten Solarparks ab. Dieses Projekt hätte die Möglichkeit geboten, jährlich bis zu 13,5 Millionen Kilowattstunden grünen Strom zu erzeugen, genug um etwa 3700 Haushalte zu versorgen. Die Mehrheit der Räte stimmte gegen das Projekt, überzeugt, dass es am falschen Standort angesiedelt ist. Energiekontor hatte Photovoltaik-Module auf einer Fläche von 10 Hektar landwirtschaftlich genutztem Boden zwischen Fallenbrunnen und Schnetzenhausen vorgesehen.
Trotz der überzeugenden Argumente des Investors, der keinen Einfluss auf Schutzgebiete und einen ausreichenden Abstand zu Wohnhäusern sowie einer Gedächtniskapelle betonte, blieben Bedenken hinsichtlich des Verlusts von Ackerland und der Freizeitnutzung. Dagmar Hoehne, Stadträtin, äußerte, dass das Areal für Naherholung wichtig sei und andere Fraktionen, wie die Freien Wähler, plädierten für alternative Agri-PV-Projekte, bei denen Module über Obstplantagen installiert werden.
Die Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität
Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. Derzeit deckt Friedrichshafen lediglich 3% seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, sind drastische Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen notwendig. Der Energiemanager Dominik Gröber warnt, dass ohne entsprechende Interventionen die Stadt kaum vorankommen wird.
Im Jahr 2023 betrug der CO₂-Ausstoß der 85 größten städtischen Liegenschaften rund 6960 Tonnen. Das festgelegte Ziel bis 2040 sieht eine Reduktion auf maximal 165 Tonnen vor. Unter den städtischen Gebäuden gilt das Sportbad als einer der größten Verursacher mit einem jährlichen CO₂-Ausstoß von 450 Tonnen. Um den Klimazielpfad einzuhalten, sind Investitionen von 100 Millionen Euro für energetische Sanierungen und den Austausch fossiler Heizungen notwendig. Aktuell besteht jedoch Unklarheit über die Finanzierung.
Hinweis zur Nutzung von Dachflächen
Ein erfreuliches Zeichen sendet die Planung einer Photovoltaik-Großanlage auf dem Messegelände in Friedrichshafen. Laut messe-friedrichshafen.de wird diese Anlage eine Gesamtleistung von bis zu 5,5 Megawatt Peak erreichen und gehört zur größten Photovoltaikanlage in der Bodenseeregion. Die Installation umfasst 12.350 Module auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern und wird voraussichtlich im Jahr 2025 in Betrieb genommen.
Die jährliche Ökostromerzeugung wird etwa 5.700 MWh betragen, was dem Verbrauch von ca. 2.000 Haushalten entspricht. Ein 2 MW Batteriespeicher soll zudem die Energieversorgung auch in der Nacht ermöglichen. Durch die Nutzung bestehender Dachflächen wird keine zusätzliche Flächenversiegelung notwendig, was als ein wichtiger ökologischer Vorteil gilt.
Der globale Kontext der Photovoltaik
Im Hinblick auf die weltweiten Entwicklungen in der Photovoltaik-Industrie, berichtet fraunhofer.de, dass bis 2050 etwa 75 Terawatt an installierter Photovoltaik-Kapazität erforderlich sein werden. Dies ist eine Reaktion auf die prognostizierte weltweite Bevölkerungszahl von 10 Milliarden und den steigenden Energieverbrauch, insbesondere in den globalen Süden.
Um die klimatischen Ziele zu erreichen, muss die Photovoltaik-Industrie in den kommenden Jahren mit jährlichen Wachstumsraten von etwa 25 Prozent rechnen. Dies erfordert nicht nur eine Verdopplung der PV-Produktion alle drei Jahre, sondern auch die Überwindung von Herausforderungen wie Materialknappheit und Problemen in der Versorgungskette.
Während Friedrichshafen weiterhin an seinen Klimazielen festhält, bleibt die Entscheidung über den Bau von Solarprojekten und die zielführende Nutzung von Flächen der Schlüssel zum Fortschritt in der Energiewende.