Biberach

Depot in Biberach: Insolvenzverfahren bringt Einschränkungen für Kunden

Depot in Biberach hat am 15. Juli ein Schutzschirmverfahren wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beantragt, was zu erheblichen Einschränkungen für Kunden führt, da die Rückgabe von Waren und die Nutzung von Gutscheinen vorerst unmöglich sind und die Erstattungchancen der Gutscheine gering sind, was die Situation für alle betroffenen Kunden und Mitarbeiter alarmierend macht.

In der Biberacher Filiale des Deko-Händlers Depot erleben die Kunden derzeit unangenehme Einschränkungen. Am 15. Juli hat das Unternehmen ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, um einer drohenden Zahlungsunfähigkeit zu begegnen. Das hat unmittelbare Konsequenzen für das Tagesgeschäft, wie ein Hinweis im Schaufenster des Ladens deutlich macht.

Eine Mitteilung im Schaufenster informiert die Kundschaft über die temporären Einschränkungen. „Aufgrund der aktuellen Situation ist es uns rechtlich leider nicht möglich, folgende Dienstleistungen anzubieten“, ist dort zu lesen. Retouren und Reklamationen für Ware, die vor dem 16. Juli gekauft wurde, sind ausgeschlossen. Aber auch der Kauf oder die Einlösung von Gutscheinen und Payback-Punkten ist momentan nicht möglich, was für viele Kunden frustrierend ist.

Der Status der Gutscheine

Für die Kunden stellt sich die Frage, was mit bereits erworbenen Gutscheinen geschieht. Eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erläutert die Sachlage: „Wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, kann man die Forderungen aus den Gutscheinen nur noch zur Insolvenztabelle anmelden.“ Das bedeutet, dass Kunden in der Regel nur dann etwas zurückbekommen, wenn Geld in die Insolvenzmasse fließt. Leider sind Gutscheinforderungen oft bloß ein kleiner Teil der insgesamt vorhandenen Masse, sodass die Aussichten auf eine Erstattung düster sind.

Die Hoffnung, dass Gutscheine möglicherweise doch noch eingelöst werden können, sollte ebenfalls vorsichtig gehandhabt werden. „Am Ende jedes Insolvenzverfahrens kann theoretisch ein neues Unternehmen entstehen“, erklärt die Sprecherin. In einem solchen Fall könnte Depot von den alten Verpflichtungen befreit sein, was zu einer weiteren Entwertung der Gutscheine führen würde. Das aktuelle Schutzschirmverfahren eröffnet zwar theoretisch die Möglichkeit, Depot unter dem bestehenden „Rechtsträger“ fortzuführen, jedoch bleibt unklar, was mit den Gutscheinen passieren wird.

Wie Kunden ihre Ansprüche geltend machen können

Die Gries Deco Company GmbH ist das Unternehmen hinter Depot, welches in the Nürnberger Region ansässig ist. Anfang Juli hat das Unternehmen beim Amtsgericht Aschaffenburg die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das bedeutet, dass die Geschäftsführung weiterhin das Heft in der Hand hat, um die Sanierung selbst zu steuern, erhält jedoch die Unterstützung eines Sachwalters.

Kunden, die ihre Ansprüche gegenüber der Gries Deco Company anmelden möchten, sollten dies laut Verbraucherzentrale schriftlich tun und auch den Sachwalter, Martin Kaltwasser, davon in Kenntnis setzen. Gleiches gilt für Reklamationen mangelhafter Ware. „Im Insolvenzverfahren muss man jeden Anspruch zur Tabelle anmelden“, so die Erklärung der Sprecherin der Verbraucherzentrale. Die Ablehnung von Payback-Karten durch Depot wird als eine Notwendigkeit gesehen, um die Verwaltung zu erleichtern und die Insolvenzmasse nicht unnötig zu belasten.

Depot selbst hat unter dem Druck des Schweizer Handelsriesen Migros, der 2009 seine Übernahme vollzog, einen rasanten Expansionskurs eingeschlagen. Die Zahl der Filialen in der DACH-Region wuchs sprunghaft von 109 auf 500, allerdings konnten die Gewinne mit dieser Expansion nicht Schritt halten. Mittlerweile sind die 90 % der Unternehmensanteile an Depot-Chef Christian Gries übergegangen, der gemeinsam mit dem Restrukturierungsexperten Sven Tischendorf an der Sanierung arbeitet.

Christian Gries war im Juli optimistisch und versicherte, dass alle Beteiligten – insbesondere Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner – zeitnah informiert werden. Aktuell sind in Deutschland rund 4400 Mitarbeiter in über 300 Filialen beschäftigt, wobei deren Löhne bis September gesichert sind. Schon im März hatte die Unternehmensführung festgestellt, dass mindestens 90 Filialen auf der Kippe stehen und man die Weiterführung besprechen muss. Wie es in Biberach weitergeht, bleibt anzuwarten, und mögliche Nachrichten dazu sind derzeit in der Schwebe.

Ein tiefgreifender Wandel in der Handelslandschaft

Die Entwicklungen rund um Depot verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen der Einzelhandel steht. Die Insolvenzverfahren und ihre Auswirkungen auf Kunden, die in gutem Glauben Gutscheine erworben haben, werfen Fragen auf und zeigen die anfälligen Strukturen innerhalb des Handels. Die Umstellung, die mit dem Einzug von großen Handelsketten verbunden ist, verändert nicht nur die Wege des Geschäfts, sondern auch die Beziehungen zu Kunden und Zulieferern. Der Augenblick, in dem ein Einzelhändler am Markt nicht mehr bestehen kann, bringt nicht nur Risiken mit sich, sondern auch eine Neubewertung des gesamten Handelsniveaus in der Branche. Es bleibt abzuwarten, wie viele dieser Unternehmen den Wandel erfolgreich meistern können und wie die Kunden diese Veränderungen im Einkaufserlebnis wahrnehmen werden.

Die finanzielle Lage der Gries Deco Company ist nicht nur für die Kunden und Mitarbeiter von Depot von Bedeutung, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Branche des Einzelhandels in Deutschland. Der Markt für Dekoartikel und Heimbedarf hat in den letzten Jahren erhebliche Veränderungen durchlaufen. Insbesondere die COVID-19-Pandemie hat viele Unternehmen gezwungen, ihre Strategien zu überdenken und sich an einen veränderten Markt anzupassen. Der Trend zu Online-Shopping und einer zunehmenden Preisempfindlichkeit der Kunden haben zusätzlich Druck auf die Margen ausgeübt.

Im Jahr 2022 verzeichnete der Einzelhandel in Deutschland einen Umsatz von rund 671 Milliarden Euro, was eine Steigerung von 4,3 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Trotz dieser allgemeinen Wachstumszahlen sind spezielle Sektoren, wie der von Depot, anfänglicheren Herausforderungen ausgesetzt, da sie auf einen gewissen Marktanteil angewiesen sind, der zusammen mit der Konkurrenz verschwindet. Die Herausforderungen für Depot sind daher nicht isoliert, sondern spiegeln die Schwierigkeiten wider, mit denen viele Einzelhändler in einer sich schnell verändernden Wirtschaft konfrontiert sind

Die Reaktionen der Verbraucher

In den sozialen Medien äußern viele Kunden ihr Bedauern über die aktuelle Situation von Depot und teilen Erfahrungen bezüglich ihrer Gutscheine und Rückgaben. Einige Kunden zeigen sich besorgt über den Verlust von Geld, das sie in Form von Gutscheinen oder beim Kauf von Artikeln investiert haben. Verbraucherverbände warnen die Kunden, sich nicht nur auf den möglichen Erhalt ihrer Forderungen zu verlassen, sondern darauf vorbereitet zu sein, wie und ob sie ihre Gelder je zurückbekommen können.

Zudem raten Experten, sich bei anderen heimischen Einzelhändlern umzusehen und die Kaufkraft nicht nur auf Depot zu konzentrieren, da die Unsicherheiten der Marke in der Zukunft noch mehr zunehmen könnten.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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