Baden-Baden

Reinhold Messner wird 80: Ein Leben zwischen Höhen und Tiefen

Given an article titled "„Unnütz, auf Everest zu steigen“", craft a single sentence teaser in German that encapsulates the main points of the article. Please ensure the teaser follows the engaging and sensational style typical of Bild-Zeitung, addressing these elements if applicable: 1. What happened? 2. Who was involved? 3. Where did it occur? 4. When did it happen? 5. Why is it important? Reply in plain Text without putting the teaser into any quotes. The article includes the following content: "

Reinhold Messner wurde am 17. September 1944 in Brixen in Südtirol geboren und ist der berühmteste Alpinist der Welt. Er und Peter Habeler erreichten 1978 als erste Menschen ohne Flaschensauerstoff den 8848 Meter hohen Mount Everest, den höchsten Berg der Erde. Messner wuchs mit acht Geschwistern auf. Sein jüngerer Bruder Günther starb 1970 beim Abstieg vom 8125 Meter hohen Nanga Parbat, den die Brüder zuvor gemeinsam bestiegen hatten. Messner hat vier erwachsene Kinder. Am 28. Mai 2021 heiratete er seine dritte Ehefrau Diane Schumacher. Im Interview spricht er über den Erbschaftsstreit mit seinen Kindern, Größenwahn, Streitsucht, Altersstarrsinn, den Yeti und die Liebe zu seiner 35 Jahre jüngeren Frau.

Herr Messner, Sie werden am 17. September 80 Jahre alt. Leiden Sie auf Ihre alten Tage an Größenwahn?

Ich glaube, im Gegenteil. Ein Größenwahnsinniger war ich nie. Ich bin ein Macher. Aber vielleicht sollte ich die Beurteilung lieber den Fachleuten überlassen. Doch dafür müsste ich zum Psychologen gehen. Aber warum fragen Sie eigentlich, ob ich größenwahnsinnig bin?

Weil Sie Ihrem neuen Buch dieses Zitat vorangestellt haben: „Ein Luftgänger ist ein Mensch, der nur auf sein Herz hört. Er gehorcht niemandem auf der Welt. Er tut, was er will. Der Luftgänger hat vor nichts und niemandem Angst, vor allem nicht vor sich selbst. Und weil er keine Angst hat und immer auf sein Herz hört, kann er durch die Luft gehen.“ Können Sie auch durch die Luft gehen?

Ich habe das Zitat gewählt, weil es gut zum Thema meines Buches passt: Gegenwind. Gegenwind beflügelt. Im Gegenwind kann man abheben und fliegen, mit Rückenwind geht das nicht. Ich will allen Menschen sagen: Lasst Euch nicht einschränken und unterbuttern. Haltet Gegnerschaft und Gegenwind stand, dann könnt Ihr über Euch selbst hinauswachsen und fliegen.

Ein Luftgänger kann auch egoistisch und rücksichtslos sein.

Was ich getan habe, war eindeutig egoistisch und rücksichtslos. Auch wenn ich die Abfallprodukte – Bücher und Vorträge – meiner Unternehmungen verkauft habe, um mein Leben zu gestalten und um meiner Familie ein gutes Auskommen zu ermöglichen, ist es natürlich an sich völlig unnütz, durch die Antarktis zu laufen oder auf den Everest zu steigen. Dadurch, dass ich bewusst in Kauf genommen habe, dabei umzukommen, wurde es auch noch absurd.

Wem gegenüber haben Sie sich rücksichtslos verhalten?

Gegenüber den Menschen, für die ich Verantwortung getragen habe. Zum Beispiel gegenüber meiner Mutter. Sie hat es nie mit Freuden gesehen, dass ich immer wieder in den Himalaya reiste. Sie wusste, dass da dauernd Leute umkommen. Ich bin trotzdem losgezogen.

Die meisten Menschen sind harmoniebedürftig. Aber Ihr Leben scheint neben dem Bergsteigen vor allem aus Streit zu bestehen. Sie stritten und streiten sich mit Ihrer Familie, Expeditionsteilnehmern, einem Forscher, der behauptet, Sie seien vor fast 40 Jahren nicht auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna gewesen, dem Alpenverein und vielen anderen. Andere Menschen werden altersmilde, werden Sie altersstarrsinnig?

Ich streite mich ja gar nicht mehr. Ich stelle in meinem neuen Buch nur zusammen, was für einen Blödsinn viele Menschen über mich gesagt und geschrieben haben. Heute kann ich darüber teilweise lächeln. Und ich bin den vielen Kritikern, die ich hatte, dankbar. Ohne sie wäre ich nie so erfolgreich geworden.

Schuld waren also immer die anderen?

Ich rede nicht von Schuld. Ich fand zum Teil die Dummheit der Gegner, die mich herausgefordert haben, toxisch. Zum Teil war es Böswilligkeit, und alles konnte ich mir nicht gefallen lassen.

Sind Sie streitsüchtig?

Jetzt nicht mehr, aber früher habe ich mich ganz gern ab und zu gehakelt.

In Ihrem Buch „Gegenwind“ findet man kaum Selbstkritisches oder Selbstironisches. Das ist ungewöhnlich für eine moderne Biographie. Ist Ihnen nichts Negatives über sich selbst eingefallen?

Was die Selbstironie betrifft: Ich bin kein Engländer. Und zur Selbstkritik: Ich finde sehr wohl, dass auch Negatives über mich im Buch steht. Es ist nicht die Biografie eines braven Mannes. Aber ich wollte auch nie ein braver Mensch sein.

Ihr Sohn Simon hat einmal über Sie gesagt, dass sie streng und abwesend waren.

Abwesend – ja, streng sicher nicht. Ich war viel zu gutmütig, hätte strenger sein sollen.

Simon sagte auch, dass es nicht leicht war, der Sohn einer Legende zu sein.

Das stimmt sicher, aber dafür kann ich nichts.

Haben Sie Kontakt zu Ihren vier Kindern?

Simon habe ich vor kurzem getroffen.

Gerade streiten Sie sich mit Ihren Kindern öffentlich um Ihr finanzielles Erbe. Wie wichtig ist Ihnen Geld?

Geld war mir nie wichtig, sonst hätte ich es nicht verschenkt.

Sie waren oft alleine in der Wildnis unterwegs. Aber nachdem Ihre zweite Frau sich vor fünf Jahren von Ihnen trennte, sind Sie sehr schnell mit Ihrer neuen Frau Diane zusammengekommen. Hatten Sie Angst davor, im Alter allein zu sein?

Ja, ich hatte Angst, im Alter allein zu sein. Ich war acht Monate lang ein klassischer Single. Ich bin damit zurechtgekommen, ja, aber es war nicht meine Wunschvorstellung vom Altern. Doch hatte ich mich fast damit abgefunden, dass mein Lebensende langsam und einsam über mich kommt. Ich hatte allerdings große Angst, dass ich in der Früh aufstehe, mir einen Kaffee mache, mich damit in die Sonne oder den Schnee setze und auf den Abend warte. Das wäre für mich die Hölle gewesen.

Heute gehen Sie Ihre Projekte mit Ihrer Frau an.

Ja, heute teilen Diane und ich alles, und sie macht das, was ich nicht kann. Ohne sie könnte ich vieles nicht mehr. Ich bin nicht internetaffin. Ich kann keinen Laptop bedienen. Ich habe alle meine Bücher mit der Hand geschrieben.

Ihre Frau ist 35 Jahre jünger als Sie. Hält Sie das jung?

Ja, Diane ist für mich ein Jungbrunnen. Aber für sie ist es nicht einfach, weil sie weiß, dass ich früher oder später das Zeitliche segnen werde und sie dann allein dastehen wird. Aber sie ist eine starke Frau, die in der Lage ist, das Leben auch alleine zu meistern, auch wenn es Leute gibt, die von außen versuchen, unser Leben zu stören.

Wer versucht, Ihr Leben zu stören?

Meine Familie versucht alles, um Diane auszugrenzen. Zu den Gründen dafür, werde ich mich nicht äußern.

Ist es ein einsam um Sie geworden? Wie viele Menschen stehen Ihnen wirklich nahe?

Das hat mich nie interessiert. Ich habe Diane. Und ich habe einige wenige Freunde. Mit ihnen kann ich auch mal ein Jahr lang gar nicht reden, und trotzdem bleiben sie Freunde. Für mehr Freundschaft hatte ich keine Zeit. Dass ich so wenige Freunde habe, liegt nicht nur an den Versuchen, mich auszugrenzen, sondern auch an der Art, wie ich gelebt habe.

Sind oder waren Sie krankhaft ehrgeizig?

Ich war und bin ehrgeizig. Dass ich krankhaft ehrgeizig sei, behaupten andere über mich.

1986 wollen Sie im Himalaja den Yeti gesehen haben. Glauben Sie wirklich, dass es den legendären Schneemenschen gibt?

Diese Geschichte war natürlich ein Fressen für die Medien. Sie haben es nicht verstehen wollen. Sie haben einfach nur Häme ausgeschüttet. Natürlich kann man eine Legende nicht sehen. Aber hinter der Legende vom Yeti steht eine zoologische Entsprechung, ein Ungeheuer in der Wildnis, ein riesiger Bär.

Also haben Sie einen Bären, nicht ein Fabelwesen gesehen?

Ich sah im Abendlicht, es war fast schon Nacht, ein riesiges Ungeheuer. Es war größer als ich und ging auf zwei Beinen. Ich durchquerte einen Bach und der „Yeti“ verschwand im Wald. Leider konnte ich so schnell kein Foto machen.

Sie schreiben in Ihrem neuesten Buch: „Die Selbsterfahrung zwischen Durchkommen und Umkommen lässt alle Masken fallen, wir erfahren dabei viel über uns selbst. Auch allzu Menschliches, das wahre Gesicht, den Abgrund in uns.“ Was sind die Abgründe in Ihnen?

Wenn man mich noch mehr gereizt hätte, wäre ich im Gefängnis gelandet. Auch wenn ich genau weiß, dass meine Abgründe nicht so tief sind, dass ich jemanden töten könnte.

In „Gegenwind“ schreiben Sie auch: „So wie ich auf den Gipfeln der Welt auf die Flasche (Anmerkung: mit Sauerstoff) verzichtet hatte, wäre unten der Griff nach der Flasche eine Ausflucht gewesen. Aber für wie lange? Ich folgte nicht dem Sog der Verzweiflung.“ Warum waren Sie so verzweifelt?

Das Trauma mit 75 Jahren plötzlich alleine dazustehen – dazu fast ohne Mittel, weil ich in meiner Gutgläubigkeit und meinem Vertrauen zuvor bereits fast alles Erbe an die Familie verschenkt hatte – war nicht einfach.

Haben Sie in dieser Zeit zur Flasche gegriffen?

Lesetipp„Gegenwind: Vom Wachsen an Widerständen“

Das Buch ist am 29. August im Piper Verlag erschienen und kostet 25 Euro.

Ich trinke seit 30 Jahren Rotwein. Ich hatte auf einem Weingut selbst Wein produziert, aber ich war nie gefährdet, Trost im Alkohol zu suchen.

Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Als ich die schlimme Auseinandersetzung mit meiner Familie hatte. Aus Enttäuschung.

Sind Sie ein „alter weißer Mann“?

Wenn Sie damit auf ein gewisses Privileg anspielen, sicherlich. Ich bin in der besten Zeit großgeworden. Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute. Nein, „heute“ zählt nicht mehr dazu. Die beste Zeit war zwischen dem Zweiten Weltkrieg und gestern. Nach der Hitlerei gab es eine Zeit des Aufschwungs und des Erfindens. Es ging immer nur bergauf. Wir konnten alles machen. Wir konnten hinfliegen, wohin wir wollten. Zwar gab es in Sachen Klimawandel schon ein paar Rufer in der Wüste, aber die Welt war scheinbar noch in Ordnung. Jetzt gibt es den Klimawandel, und der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nein. Mir war schon sehr früh klar, dass der Tod das bestimmende Element im Leben ist. Ich habe mein Leben nicht nach dem Tod ausgerichtet, aber ich konnte zum Glück die meisten meiner Visionen sehr früh umsetzen. Mir ist klar, dass ich nur noch eine kurze Halbwertszeit habe. Ich werde alt und zerbrechlich. Das ist ein schwieriger Prozess. Vor allem für mich, der ich immer alles machen konnte und jetzt Vieles nicht mehr kann.

Was können Sie nicht mehr?

Extrem klettern, kann ich schon nicht mehr, seit mir vor 54 Jahren die Zehen abgefroren sind. Ich habe mir danach andere Herausforderungen gesucht. Aber was im Alter als Erstes nachlässt, ist die Geschicklichkeit. Dann folgen die Schnellkraft, die Ausdauer und die Konzentrationsfähigkeit.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Nein, ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Aber wir leben solange weiter, wie jemand an uns denkt.

". Teaser:

Transform the provided news article into a concise, short news piece. Aim for a length of 200 to 300 words, encapsulated within two paragraphs. Focus primarily on the central facts and immediate consequences reported in the original article. Summarize the essential information while excluding any discussion about broader community impacts or local implications. Writing Style Guidelines: Employ a mix of short and long sentences to mirror natural speech patterns. Integrate idioms, slang, or informal expressions to craft a conversational tone. Allow for minor grammatical quirks or stylistic imperfections to mimic a human writer’s natural style. Include subjective opinions or emotional undertones to lend the text a more personable feel, while still adhering to the facts. Ensure the vocabulary and tone are suitable for a general newspaper audience—professional yet accessible, clear, and direct without being overly complex. Do not include a conclusion; focus solely on presenting the key facts and updates from the event. Use keywords and phrases that readers are likely to search for concerning the news topic. Tone: Maintain an impartial and professional tone throughout the article. Use engaging language to hold the reader’s interest, but avoid sensationalism. Show empathy and respect in pieces involving sensitive subjects to ensure the text is considerate. Communicate clearly and precisely, avoiding ambiguity and complexity that could detract from the understanding of the news. IMPORTANT: Integrate the source link subtly within the text, using a natural journalistic style. Ensure the insertion feels seamless and not promotional. Embed the source within the text using HTML to create a natural journalistic reference. For instance: „““…erklärte der Sprecher, laut Informationen von www.schwaebische.de.“““ „““Diese Entscheidung folgt auf jüngste Entwicklungen, wie www.schwaebische.de in einem aktuellen Artikel darlegt.“““ „““Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.schwaebische.de.“““ „““Eine tiefere Analyse dieses Phänomens bietet der Artikel von www.schwaebische.de.“““ „““Das komplette Interview ist zu lesen bei www.schwaebische.de.“““ „““Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.schwaebische.de.“““ „““…was zu einer intensiven Diskussion führte, wie www.schwaebische.de berichtet wurde.“““ „““Die Hintergründe zu diesen Änderungen sind im Artikel von www.schwaebische.de nachzulesen.“““ „““Eine umfassende Übersicht über die Situation bietet der Bericht auf www.schwaebische.de.“““ „““Einen tieferen Einblick in die Thematik gibt der Beitrag auf www.schwaebische.de.“““ „““…bleibt abzuwarten, wie www.schwaebische.de berichtet.“““ „““Details zu diesem Vorfall sind noch spärlich, jedoch meldet www.schwaebische.de, dass…“““ „““Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.schwaebische.de.“““ Source Name: www.schwaebische.de Source Link: https://www.schwaebische.de/regional/baden-wuerttemberg/reinhold-messner-80-buch-unnuetz-auf-den-everest-zu-steigen-2881613 Objective: The goal is to provide a streamlined version of the news that captures the crucial elements and immediate effects of the reported event, tailored for quick consumption by a wide audience. Language: German. Title: „““„Unnütz, auf Everest zu steigen““““ Original News Article: „““

Reinhold Messner wurde am 17. September 1944 in Brixen in Südtirol geboren und ist der berühmteste Alpinist der Welt. Er und Peter Habeler erreichten 1978 als erste Menschen ohne Flaschensauerstoff den 8848 Meter hohen Mount Everest, den höchsten Berg der Erde. Messner wuchs mit acht Geschwistern auf. Sein jüngerer Bruder Günther starb 1970 beim Abstieg vom 8125 Meter hohen Nanga Parbat, den die Brüder zuvor gemeinsam bestiegen hatten. Messner hat vier erwachsene Kinder. Am 28. Mai 2021 heiratete er seine dritte Ehefrau Diane Schumacher. Im Interview spricht er über den Erbschaftsstreit mit seinen Kindern, Größenwahn, Streitsucht, Altersstarrsinn, den Yeti und die Liebe zu seiner 35 Jahre jüngeren Frau.

Herr Messner, Sie werden am 17. September 80 Jahre alt. Leiden Sie auf Ihre alten Tage an Größenwahn?

Ich glaube, im Gegenteil. Ein Größenwahnsinniger war ich nie. Ich bin ein Macher. Aber vielleicht sollte ich die Beurteilung lieber den Fachleuten überlassen. Doch dafür müsste ich zum Psychologen gehen. Aber warum fragen Sie eigentlich, ob ich größenwahnsinnig bin?

Weil Sie Ihrem neuen Buch dieses Zitat vorangestellt haben: „Ein Luftgänger ist ein Mensch, der nur auf sein Herz hört. Er gehorcht niemandem auf der Welt. Er tut, was er will. Der Luftgänger hat vor nichts und niemandem Angst, vor allem nicht vor sich selbst. Und weil er keine Angst hat und immer auf sein Herz hört, kann er durch die Luft gehen.“ Können Sie auch durch die Luft gehen?

Ich habe das Zitat gewählt, weil es gut zum Thema meines Buches passt: Gegenwind. Gegenwind beflügelt. Im Gegenwind kann man abheben und fliegen, mit Rückenwind geht das nicht. Ich will allen Menschen sagen: Lasst Euch nicht einschränken und unterbuttern. Haltet Gegnerschaft und Gegenwind stand, dann könnt Ihr über Euch selbst hinauswachsen und fliegen.

Ein Luftgänger kann auch egoistisch und rücksichtslos sein.

Was ich getan habe, war eindeutig egoistisch und rücksichtslos. Auch wenn ich die Abfallprodukte – Bücher und Vorträge – meiner Unternehmungen verkauft habe, um mein Leben zu gestalten und um meiner Familie ein gutes Auskommen zu ermöglichen, ist es natürlich an sich völlig unnütz, durch die Antarktis zu laufen oder auf den Everest zu steigen. Dadurch, dass ich bewusst in Kauf genommen habe, dabei umzukommen, wurde es auch noch absurd.

Wem gegenüber haben Sie sich rücksichtslos verhalten?

Gegenüber den Menschen, für die ich Verantwortung getragen habe. Zum Beispiel gegenüber meiner Mutter. Sie hat es nie mit Freuden gesehen, dass ich immer wieder in den Himalaya reiste. Sie wusste, dass da dauernd Leute umkommen. Ich bin trotzdem losgezogen.

Die meisten Menschen sind harmoniebedürftig. Aber Ihr Leben scheint neben dem Bergsteigen vor allem aus Streit zu bestehen. Sie stritten und streiten sich mit Ihrer Familie, Expeditionsteilnehmern, einem Forscher, der behauptet, Sie seien vor fast 40 Jahren nicht auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna gewesen, dem Alpenverein und vielen anderen. Andere Menschen werden altersmilde, werden Sie altersstarrsinnig?

Ich streite mich ja gar nicht mehr. Ich stelle in meinem neuen Buch nur zusammen, was für einen Blödsinn viele Menschen über mich gesagt und geschrieben haben. Heute kann ich darüber teilweise lächeln. Und ich bin den vielen Kritikern, die ich hatte, dankbar. Ohne sie wäre ich nie so erfolgreich geworden.

Schuld waren also immer die anderen?

Ich rede nicht von Schuld. Ich fand zum Teil die Dummheit der Gegner, die mich herausgefordert haben, toxisch. Zum Teil war es Böswilligkeit, und alles konnte ich mir nicht gefallen lassen.

Sind Sie streitsüchtig?

Jetzt nicht mehr, aber früher habe ich mich ganz gern ab und zu gehakelt.

In Ihrem Buch „Gegenwind“ findet man kaum Selbstkritisches oder Selbstironisches. Das ist ungewöhnlich für eine moderne Biographie. Ist Ihnen nichts Negatives über sich selbst eingefallen?

Was die Selbstironie betrifft: Ich bin kein Engländer. Und zur Selbstkritik: Ich finde sehr wohl, dass auch Negatives über mich im Buch steht. Es ist nicht die Biografie eines braven Mannes. Aber ich wollte auch nie ein braver Mensch sein.

Ihr Sohn Simon hat einmal über Sie gesagt, dass sie streng und abwesend waren.

Abwesend – ja, streng sicher nicht. Ich war viel zu gutmütig, hätte strenger sein sollen.

Simon sagte auch, dass es nicht leicht war, der Sohn einer Legende zu sein.

Das stimmt sicher, aber dafür kann ich nichts.

Haben Sie Kontakt zu Ihren vier Kindern?

Simon habe ich vor kurzem getroffen.

Gerade streiten Sie sich mit Ihren Kindern öffentlich um Ihr finanzielles Erbe. Wie wichtig ist Ihnen Geld?

Geld war mir nie wichtig, sonst hätte ich es nicht verschenkt.

Sie waren oft alleine in der Wildnis unterwegs. Aber nachdem Ihre zweite Frau sich vor fünf Jahren von Ihnen trennte, sind Sie sehr schnell mit Ihrer neuen Frau Diane zusammengekommen. Hatten Sie Angst davor, im Alter allein zu sein?

Ja, ich hatte Angst, im Alter allein zu sein. Ich war acht Monate lang ein klassischer Single. Ich bin damit zurechtgekommen, ja, aber es war nicht meine Wunschvorstellung vom Altern. Doch hatte ich mich fast damit abgefunden, dass mein Lebensende langsam und einsam über mich kommt. Ich hatte allerdings große Angst, dass ich in der Früh aufstehe, mir einen Kaffee mache, mich damit in die Sonne oder den Schnee setze und auf den Abend warte. Das wäre für mich die Hölle gewesen.

Heute gehen Sie Ihre Projekte mit Ihrer Frau an.

Ja, heute teilen Diane und ich alles, und sie macht das, was ich nicht kann. Ohne sie könnte ich vieles nicht mehr. Ich bin nicht internetaffin. Ich kann keinen Laptop bedienen. Ich habe alle meine Bücher mit der Hand geschrieben.

Ihre Frau ist 35 Jahre jünger als Sie. Hält Sie das jung?

Ja, Diane ist für mich ein Jungbrunnen. Aber für sie ist es nicht einfach, weil sie weiß, dass ich früher oder später das Zeitliche segnen werde und sie dann allein dastehen wird. Aber sie ist eine starke Frau, die in der Lage ist, das Leben auch alleine zu meistern, auch wenn es Leute gibt, die von außen versuchen, unser Leben zu stören.

Wer versucht, Ihr Leben zu stören?

Meine Familie versucht alles, um Diane auszugrenzen. Zu den Gründen dafür, werde ich mich nicht äußern.

Ist es ein einsam um Sie geworden? Wie viele Menschen stehen Ihnen wirklich nahe?

Das hat mich nie interessiert. Ich habe Diane. Und ich habe einige wenige Freunde. Mit ihnen kann ich auch mal ein Jahr lang gar nicht reden, und trotzdem bleiben sie Freunde. Für mehr Freundschaft hatte ich keine Zeit. Dass ich so wenige Freunde habe, liegt nicht nur an den Versuchen, mich auszugrenzen, sondern auch an der Art, wie ich gelebt habe.

Sind oder waren Sie krankhaft ehrgeizig?

Ich war und bin ehrgeizig. Dass ich krankhaft ehrgeizig sei, behaupten andere über mich.

1986 wollen Sie im Himalaja den Yeti gesehen haben. Glauben Sie wirklich, dass es den legendären Schneemenschen gibt?

Diese Geschichte war natürlich ein Fressen für die Medien. Sie haben es nicht verstehen wollen. Sie haben einfach nur Häme ausgeschüttet. Natürlich kann man eine Legende nicht sehen. Aber hinter der Legende vom Yeti steht eine zoologische Entsprechung, ein Ungeheuer in der Wildnis, ein riesiger Bär.

Also haben Sie einen Bären, nicht ein Fabelwesen gesehen?

Ich sah im Abendlicht, es war fast schon Nacht, ein riesiges Ungeheuer. Es war größer als ich und ging auf zwei Beinen. Ich durchquerte einen Bach und der „Yeti“ verschwand im Wald. Leider konnte ich so schnell kein Foto machen.

Sie schreiben in Ihrem neuesten Buch: „Die Selbsterfahrung zwischen Durchkommen und Umkommen lässt alle Masken fallen, wir erfahren dabei viel über uns selbst. Auch allzu Menschliches, das wahre Gesicht, den Abgrund in uns.“ Was sind die Abgründe in Ihnen?

Wenn man mich noch mehr gereizt hätte, wäre ich im Gefängnis gelandet. Auch wenn ich genau weiß, dass meine Abgründe nicht so tief sind, dass ich jemanden töten könnte.

In „Gegenwind“ schreiben Sie auch: „So wie ich auf den Gipfeln der Welt auf die Flasche (Anmerkung: mit Sauerstoff) verzichtet hatte, wäre unten der Griff nach der Flasche eine Ausflucht gewesen. Aber für wie lange? Ich folgte nicht dem Sog der Verzweiflung.“ Warum waren Sie so verzweifelt?

Das Trauma mit 75 Jahren plötzlich alleine dazustehen – dazu fast ohne Mittel, weil ich in meiner Gutgläubigkeit und meinem Vertrauen zuvor bereits fast alles Erbe an die Familie verschenkt hatte – war nicht einfach.

Haben Sie in dieser Zeit zur Flasche gegriffen?

Lesetipp„Gegenwind: Vom Wachsen an Widerständen“

Das Buch ist am 29. August im Piper Verlag erschienen und kostet 25 Euro.

Ich trinke seit 30 Jahren Rotwein. Ich hatte auf einem Weingut selbst Wein produziert, aber ich war nie gefährdet, Trost im Alkohol zu suchen.

Wann haben Sie das letzte Mal geweint?

Als ich die schlimme Auseinandersetzung mit meiner Familie hatte. Aus Enttäuschung.

Sind Sie ein „alter weißer Mann“?

Wenn Sie damit auf ein gewisses Privileg anspielen, sicherlich. Ich bin in der besten Zeit großgeworden. Zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute. Nein, „heute“ zählt nicht mehr dazu. Die beste Zeit war zwischen dem Zweiten Weltkrieg und gestern. Nach der Hitlerei gab es eine Zeit des Aufschwungs und des Erfindens. Es ging immer nur bergauf. Wir konnten alles machen. Wir konnten hinfliegen, wohin wir wollten. Zwar gab es in Sachen Klimawandel schon ein paar Rufer in der Wüste, aber die Welt war scheinbar noch in Ordnung. Jetzt gibt es den Klimawandel, und der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt.

Haben Sie Angst vor dem Tod?

Nein. Mir war schon sehr früh klar, dass der Tod das bestimmende Element im Leben ist. Ich habe mein Leben nicht nach dem Tod ausgerichtet, aber ich konnte zum Glück die meisten meiner Visionen sehr früh umsetzen. Mir ist klar, dass ich nur noch eine kurze Halbwertszeit habe. Ich werde alt und zerbrechlich. Das ist ein schwieriger Prozess. Vor allem für mich, der ich immer alles machen konnte und jetzt Vieles nicht mehr kann.

Was können Sie nicht mehr?

Extrem klettern, kann ich schon nicht mehr, seit mir vor 54 Jahren die Zehen abgefroren sind. Ich habe mir danach andere Herausforderungen gesucht. Aber was im Alter als Erstes nachlässt, ist die Geschicklichkeit. Dann folgen die Schnellkraft, die Ausdauer und die Konzentrationsfähigkeit.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Nein, ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Aber wir leben solange weiter, wie jemand an uns denkt.

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Mit einem beeindruckenden Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist unser Redakteur und Journalist ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft. Als langjähriger Bewohner Deutschlands bringt er sowohl lokale als auch nationale Perspektiven in seine Artikel ein. Er hat sich auf Themen wie Politik, Gesellschaft und Kultur spezialisiert und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und gut recherchierten Berichte.
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