In Baden-Württemberg ist die Infrastruktur stark veraltet, was auf über Jahrzehnte hinweg unzureichende Investitionen zurückzuführen ist. Besonders dringender Sanierungsbedarf besteht bei öffentlichen Einrichtungen, darunter Schulen, Energienetze, Bahnen, Straßen und Brücken. Die Situation wird unterstrichen durch den Einsturz der Carolabrücke in Dresden, der auch die Überprüfung der Sicherheit vieler Brücken in Baden-Württemberg angestoßen hat. Laut einer Erhebung gibt es im Land über 7.000 Brücken, von denen etwa jede zehnte sanierungsbedürftig ist. Um der problematischen infrastrukturellen Situation entgegenzuwirken, haben die Behörden eine Ausschreibung für 31 der dringendsten Brückensanierungen veröffentlicht, und die entsprechenden Aufträge sollen bald vergeben werden.
Um jährlich etwa 100 Brücken in Baden-Württemberg zu erneuern, wären schätzungsweise 300 Millionen Euro erforderlich. Im aktuellen Landeshaushalt sind jedoch nur rund 150 Millionen Euro eingeplant. Ein weiteres Beispiel für den Sanierungsbedarf findet sich an der Albert-Schweitzer-Schule in Herrenberg. Hier bröckelt der Putz, und die Fensterfarbe blättert ab. Sowohl die Schulleiterin als auch der Oberbürgermeister von Herrenberg betonen, dass zwar sowohl eine Sanierung als auch ein Neubau beschlossen wurden, jedoch die Finanzierung unklar bleibt. Dies zeigt die Herausforderungen, mit denen 90 Prozent der Kommunen im Bundesland konfrontiert sind, da sie ihre Haushalte nicht ausgleichen können.
Brückensanierung bis 2030
Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg e.V. (BBW) hat die angekündigten Maßnahmen zur Sanierung der Infrastruktur durch Landesverkehrsminister Winfried Hermann begrüßt. Dieser plant, bis zum Jahr 2030 insgesamt 73 Brücken zu ersetzen, die aus spannungsrisskorrosionsgefährdetem Stahl erbaut wurden. Diese Brücken weisen oft versteckte Schäden auf, die ein Risiko für plötzliche Zusammenbrüche darstellen können. Die 73 identifizierten Risikobrücken sind nur ein Teil des Problems. In den kommenden Jahren müssen perspektivisch bis zu 100 Brücken instand gesetzt, ertüchtigt oder ersetzt werden, um die drohende Sperrung von etwa 25 Prozent des gesamten Brückenbestands an Bundes- und Landesstraßen in den nächsten zehn Jahren zu verhindern.
Darüber hinaus wird für circa 1.700 Brücken bis 2032 ein ungenügender Zustand erwartet, was zu weiteren Sperrungen führen könnte. Verkehrsminister Hermann fordert daher eine Verdopplung der Erhaltungsmittel auf Landes- und Bundesebene sowie eine Aufstockung des Personals in den zuständigen Regierungspräsidien. Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der BBW, stellt fest, dass die Forderungen der Fachpolitiker oft ungehört bleiben, und betont die Notwendigkeit, die finanziellen Mittel für die Infrastruktur deutlich aufzustocken, um Brückensperrungen und Verkehrskollaps zu vermeiden.
Aktuelle Herausforderungen
Die Infrastruktur in Deutschland insgesamt umfasst etwa 39.500 Brücken im Bundesfernstraßennetz, die in rund 51.500 Teilbauwerke untergliedert sind. Der Großteil dieser Brücken wurde zwischen 1965 und 1985 errichtet. Angesichts des Anstiegs des Schwerverkehrs und der hohen Altersstruktur der Brücken sind umfassende Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen erforderlich. Das Ziel dieser Maßnahmen ist die Erhöhung der Tragfähigkeit und Verkehrssicherheit.
Daher hat die Bundesregierung ein Programm zur Brückenmodernisierung ins Leben gerufen, um die notwendigen Maßnahmen zu beschleunigen. Bis zum Jahr 2030 soll ein durchgängiges Netz von Bundesautobahnen mit der erforderlichen Tragfähigkeit hergestellt werden. Die geschätzten Kosten für die Modernisierung im Vorrangnetz betragen dabei rund 9,3 Milliarden Euro. Neben dem Modernisierungsnetz werden auch andere Bauwerke und Erhaltungsmaßnahmen verfolgt, um die Durchlässigkeit für Schwerverkehr zu verbessern.
In Anbetracht all dieser Entwicklungen und Herausforderungen ist klar, dass sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene umfassende Maßnahmen zur Sanierung und Modernisierung der Infrastruktur unerlässlich sind, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
Weitere Informationen finden Sie in den Artikeln von SWR, Bauwirtschaft BW und BMVI.