Am Montag, dem 26. Januar 2025, jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. An diesem bedeutenden Datum finden in Deutschland die gewohnten Rituale des Erinnerns statt. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung wird häufig die Verbindung zwischen der Befreiung der Konzentrationslager und der aktuellen Lage im Nahen Osten ignoriert. Für Israelis hat der Holocaust einen direkten Bezug zur Gegenwart, während in Deutschland oft nur die Trauer um die toten Juden im Vordergrund steht. Die lebenden Juden hingegen erfahren weniger Beachtung, was sich unter anderem in der Diskussion um den Ausdruck „From the river to the sea“ zeigt.
Der 27. Januar 1945, an dem die Rote Armee Auschwitz befreite, ist als symbolischer Tag des Gedenkens in die Geschichte eingegangen. Historikerin Susanne Willems erinnert daran, dass über eine Million Menschen in Auschwitz ermordet wurden, und warnt, dass Rassismus und Fremdenhass auch nach dem Zweiten Weltkrieg bestehen bleiben. Willems, die Autorin des Buches „Auschwitz. Die Geschichte des Vernichtungslagers“, hebt hervor, dass nur wenige Überlebende an diesem Tag befreit wurden.
Erinnerungskultur und aktuelle Herausforderungen
In Deutschland wird der Holocaust-Gedenktag seit 1996 begangen und erinnert an die Schrecken der NS-Zeit. Am 27. Januar 2024 lebten weltweit noch etwa 245.000 Holocaust-Überlebende, die meisten in Israel oder den USA. In Deutschland waren es zu diesem Zeitpunkt rund 14.200, wobei ein Fünftel über 91 Jahre alt waren. Die Zeugnisse dieser Überlebenden sind in verschiedenen Formen dokumentiert, doch der Kontakt zu Zeitzeugen nimmt ab. Jüngere Generationen haben zunehmend weniger Möglichkeiten, direkt von Überlebenden zu hören.
Das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, das seit 1947 erhalten ist, bietet umfassende Bildungsangebote zur Geschichte. Willems betont die Wichtigkeit der historischen Bildungsarbeit, um Menschenfeindlichkeit zu verhindern. Die Arolsen Archives haben es sich zur Aufgabe gemacht, historische Dokumente zur NS-Verfolgung zu digitalisieren, um diese für zukünftige Generationen zugänglich zu machen. Bis 2021 wurden bereits 2,5 Millionen Dokumente digitalisiert.
Gegenwärtige Antisemitismus-Debatte
Nach dem 7. Oktober 2023 hat der Judenhass in Deutschland an Intensität gewonnen, als die Hamas einen Völkermord an den Juden plante. An Hochschulen wird dem Antisemitismus nur zögerlich begegnet, was in Städten wie Berlin, Leipzig, Kiel und Konstanz deutlich wird. In diesem Kontext wird der Satz „Nie wieder ist jetzt“ häufig als leeres Gerede wahrgenommen. Historiker Norbert Frei weist darauf hin, dass die Erforschung des Holocaust künftig stärker auf Dokumente angewiesen sein wird, da die letzten Überlebenden bald nicht mehr leben werden, um ihre Erfahrungen zu teilen.
Um Auschwitz zu verstehen, sollte man die Ideologie, die hinter den Taten der Nazis steht, kritisch betrachten. Willems vergleicht die Ideologie der White Supremacy in den USA mit der Nazi-Ideologie und fordert eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, um solche Gräueltaten zu verhindern. Diese Erinnerungsarbeit wird von vielen Familien in Deutschland unterstützt, auch wenn das Sprechen über Täter oft vermieden wird.
Insgesamt steht die Erinnerung an Auschwitz und die Aufarbeitung der NS-Zeit vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie kann das Gedenken an die Vergangenheit lebendig gehalten werden, während die Zeitzeugen schwinden und der Antisemitismus wieder an Stärke gewinnt?
Für weitere Informationen über die Bedeutung und die Herausforderungen der Erinnerungskultur empfehlen sich folgende Artikel: Welt berichtet, dass …, t-online hebt hervor, dass …, Deutschlandfunk beleuchtet, dass ….