Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland einen signifikanten Rückgang der Asylanträge. Insgesamt stellten 250.945 Menschen einen Erst- oder Folgeantrag auf Asyl, was im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von rund 29 Prozent entspricht. Die höchste Zahl an Asylanträgen wurde im Jahr 2016 mit 745.545 Anträgen verzeichnet, während 2024 die siebthöchste Zahl zu verzeichnen war, wie Tagesschau berichtet.

Von den 250.945 Anträgen entfielen 229.751 auf Erstanträge, was einem Minus von 30,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Zahl der Folgeanträge betrug 21.194. Ein bemerkenswerter Aspekt war die Schutzquote: In 44,4 Prozent der entschiedenen Verfahren erhielt der Antragsteller Schutz. Besonders hohe Schutzquoten wurden für Syrien mit 83 Prozent und Afghanistan mit 74,7 Prozent festgestellt. Im Gegensatz dazu erhielten nur 9,4 Prozent der Antragsteller aus der Türkei Schutz.

Geopolitische Einflüsse und Statistiken

Ein elementarer Kontext für die Asylantragszahlen ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, welcher seit Februar 2022 viele Millionen Menschen zur Flucht veranlasst hat. Bis Mitte August 2024 waren im deutschen Ausländerzentralregister rund 1,2 Millionen Schutzsuchende aus der Ukraine registriert. Wegen der besonderen Regelungen für ukrainische Staatsangehörige stellen diese allerdings keinen Asylantrag, wodurch sie nicht in der Statistik des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erfasst sind. Dabei stellten in den Jahren 2022 bis 2024 nur vergleichsweise wenige Ukrainer einen Erstantrag auf Asyl, laut bpb waren es 2024 bis August lediglich 726.

Der deutliche Rückgang der Asylanträge im Jahr 2024 wird unter anderem auf die Einführung von Grenzkontrollen zurückgeführt. Diese Maßnahme wurde implementiert, um die Schleuserrouten zu unterbrechen. Dies führte zu einem Rückgang der Anträge in den Monaten November und Dezember 2024, wo etwa halb so viele Anträge wie in denselben Monaten des Vorjahres verzeichnet wurden. Außerdem blieb Deutschland mit dieser Entwicklung Spitzenreiter bei den Asylanträgen innerhalb der EU, gefolgt von Spanien, Frankreich und Italien.

Politische Reaktionen und Anforderungen

Die Bundesministerin für Inneres, Nancy Faeser, lobte den Rückgang der Asylanträge als Erfolg und betonte das konsequente Handeln der Regierung. Sie forderte den Bundestag auf, Gesetzentwürfe zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) zügig zu beschließen. Indes kritisierte die Union die hohen Asylzahlen und sprach von einer gescheiterten Migrationspolitik der Bundesregierung.

Die durchschnittliche Dauer der Asylverfahren betrug 8,7 Monate, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt, wo die Verfahren im Schnitt 6,8 Monate dauerten. Darüber hinaus wurden 91.940 Anträge abgelehnt, während 75.700 Verfahren aus anderen Gründen eingestellt wurden. Auch die Antragszahlen insgesamt zeigen eine volatile Entwicklung: 2023 wurden noch 351.915 Asylanträge gestellt, ein Rückgang um fast 100.000 Anträge im Vergleich zu 2022.

Insgesamt zeigen die aktuellen Zahlen, dass die Asylpolitik in Deutschland weiterhin von vielen Faktoren beeinflusst wird, sowohl durch internationale Krisen als auch durch nationale politische Entscheidungen. Die nächsten Schritte in der Gesetzgebung und deren Umsetzung werden entscheidend sein, um die Herausforderungen im Asylbereich anzugehen.