Am Samstagnachmittag wurden Polizei und Feuerwehr zu einem neunstöckigen Mehrfamilienhaus in der Holsteiner Straße in Reinbek gerufen. Der Anlass für den Einsatz war der Verdacht auf Asbeststaub im Treppenhaus. Aufgrund der potenziellen Gefahren wurde das gesamte Gebäude umgehend gesperrt. Die Bewohner hatten seit dem Alarm um 14 Uhr keinen Zugang mehr zu ihren Wohnungen, da sie weder hinaus noch hinein konnten.
Asbest wird seit dem 31. Oktober 1993 in Deutschland nicht mehr verwendet, doch die Gesundheitsrisiken bleiben deutlich. Der krebserregende Stoff ist bekannt für seine langfristigen Auswirkungen, die bis zu 30 Jahre nach dem Einatmen von Fasern auftreten können. Besonders in Altbauten besteht eine Gefahr, wenn unsachgemäße Arbeiten durchgeführt werden, wodurch Asbeststaub freigesetzt wird, was in diesem Fall ein mögliches Szenario darstellt.
Evakuierung der Bewohner
Die Feuerwehr informierte die Bewohner über die Situation und war mit Spezialkleidung sowie Atemschutz ausgestattet. Das Ordnungsamt wurde ebenfalls schnell benachrichtigt und ließ das Treppenhaus sofort sperren. Einige Bewohner, die sich in ihren Wohnungen befanden, konnten nicht heraus, während andere, die draußen waren, keinen Zugang zu ihren Wohnräumen hatten.
Das Treppenhaus bleibt bis zur gründlichen Reinigung durch eine Fachfirma geschlossen, die bereits über die Situation informiert wurde. Der Staub wird aktuell getestet, um seine genaue Zusammensetzung festzustellen. Der Einsatz der Feuerwehr endete schließlich um kurz nach 17 Uhr. Drei Bewohner müssen wegen der Sicherheitsvorkehrungen vorübergehend anderweitig untergebracht werden, obwohl eine offizielle Bestätigung dafür noch aussteht.
Die Gefahren von Asbest
Die Gewerkschaft IG Bau warnt seit Jahren vor den Gefahren von Asbeststoffen, insbesondere während Sanierungs- und Umbauarbeiten in Altbauten. Carsten Burckhardt, ein Mitglied des Bundesvorstands der IG Bau, betont, dass Deutschland am Beginn von zwei Jahrzehnten der Gebäudesanierungen steht. Millionen Tonnen Asbest, die in vielen der rund 9,4 Millionen gefährdeten Wohnungen in Deutschland verbaut wurden, könnten bei diesen Arbeiten freigesetzt werden.
In der Vergangenheit wurden von 1950 bis 1990 etwa 4,35 Millionen Tonnen Asbest, vor allem für Bauzwecke importiert. Der Asbest war in über 3.000 Produkten enthalten, darunter auch in Asbestzementprodukten, die oft als Dach- und Fassadenplatten zum Einsatz kommen. Besonders problematisch sind Produkte mit schwach gebundenem Asbest, die leicht Fasern freisetzen können. Die IG Bau fordert daher mehr Transparenz über Asbestvorkommen und schlägt die Einführung eines Asbest-Gebäudepasses vor.
Die gesundheitlichen Risiken durch Asbest sind alarmierend, da langfristige Exposition zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Asbestose, Lungenkrebs und Mesotheliom führen kann. Diese Gefahren sind auch von den Umweltbehörden bekannt und werden durch den Krebsinformationsdienst unterstützt. Im aktuellen Fall in Reinbek wird erneut deutlich, dass die Gefahren von Asbest keineswegs der Vergangenheit angehören und eine sofortige Analyse sowie weitere Maßnahmen erforderlich sind.
Informationen über Asbest und Unterstützung finden sich unter den Webseiten des Umweltbundesamtes und der MDR.
Für weitere Details zu dem Vorfall in Reinbek, siehe auch die Berichterstattung von der MOPO.