Das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) hat einen aktuellen Bericht zur Kriminalität von Kindern und Jugendlichen in Bayern veröffentlicht, der Einblicke in die Entwicklungen vor und nach der Corona-Pandemie bietet. Der Bericht analysiert rund 300 Fälle von Körperverletzung und Raub aus den Jahren 2019 und 2022 und zeigt auf, dass sich die Art der Gewalt insgesamt nicht signifikant verändert hat. Auffällig ist jedoch, dass Kinder im Jahr 2022 bei leichten Körperverletzungen häufiger Fäuste eingesetzt haben als noch 2019. Bei den Jugendlichen wurden ebenfalls Veränderungen in der Gewaltausübung festgestellt, die 2022 bei schweren Körperverletzungen und Raubdelikten öfter zu Messerangriffen führten als in den Vorjahren. Mehr Details dazu finden Sie bei InFranken.
Die Analyse zeigt ebenfalls, dass die Zahl der leicht verletzten Opfer bei Raubdelikten unter Kindern gestiegen ist, gleichzeitig aber insgesamt die Verletzungen weniger schwerwiegend geworden sind. Erfreulich ist, dass es keine Hinweise auf eine zunehmende Brutalität bei jungen Tätern gibt. Dennoch ist die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen von 2022 bis 2023 leicht angestiegen, während die Zahl der tatverdächtigen Kinder stabil blieb.
Statistische Entwicklungen im Überblick
Besonders auffällig ist der Anstieg bei Ladendiebstählen in allen Altersgruppen, der in den letzten zehn Jahren einen Höchststand erreicht hat. Laut den ermittelten Zahlen stiegen die Ladendiebstahlsdelikte wie folgt:
Gruppe | Prozentuale Veränderung |
---|---|
Heranwachsende | +26,1 % |
Kinder | +5,0 % |
Jugendliche | +6,9 % |
Die Gewaltkriminalität zeigt ebenfalls einen Anstieg: Die Zahlen für Kinder und Jugendliche sind auf +15,3 % bzw. +11,5 % gestiegen. Bei den schweren Körperverletzungen betrugen die Steigerungen +14,1 % für Kinder und +13,7 % für Jugendliche. Raubdelikte zeigen bei den Jugendlichen einen sprunghaften Anstieg um +28,4 %, während Heranwachsende und Kinder mit +26,7 % bzw. +17,4 % ebenfalls eine Zunahme verzeichnen.
Anstieg tatverdächtiger Jugendlicher
Ein alarmierender Aspekt ist der Anstieg von +29,5 % junger Tatverdächtiger an Schulen im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung unterstreicht die besorgniserregenden Trends in Bezug auf die schulische Gewalt und setzt Herausforderungen für Lehrkräfte und Schulen in ganz Bayern. In einem weiteren Kontext berichtet Deutschlandfunk Kultur von einer allgemeinen Zunahme von Gewalt und Respektlosigkeit unter Jugendlichen in Städten wie Berlin, wo die Haupttatorte häufig Schulen sind, insbesondere während der Mittagspause und nach Schulschluss.
Die Studien zeigen, dass vier von fünf Jugendlichen schon einmal eine Straftat begangen haben, wobei die Strafen oft harmlose Taten wie Sachbeschädigung oder Ladendiebstahl umfassen. Viele der Jugendlichen bleiben jedoch polizeilich unauffällig, da über 70 % von ihnen nie in Konflikt mit dem Gesetz geraten. Dennoch gibt es einen signifikanten Anstieg tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher, der auf etwa 104.000 Kinder und 207.000 Jugendliche im Jahr 2023 geschätzt wird.
Die Ursachen für die Zunahme von Jugendkriminalität sind multifaktoriell. Eine Studie zeigt, dass Mobbing und Gewalt zunehmend in sozialen Medien dokumentiert und verbreitet werden. Die Corona-Pandemie hat die Situation weiter verschärft, da viele Jugendliche unter einer fehlenden sozialen Übung leiden. Darüber hinaus wird das Bildungsumfeld in Deutschland durch einen bundesweiten Lehrkräftemangel erschwert, was notwendigen sozialen Support und ein aktives Lernumfeld vermindert.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen in Bayern und darüber hinaus eine komplexe Entwicklung durchläuft, die sowohl durch gesellschaftliche als auch durch pandemiebedingte Faktoren beeinflusst wird. Für weitere Informationen und umfassende Statistiken kann der vollständige Bericht auf der Seite der Bayerischen Polizei eingesehen werden.