Amazon steht vor ernsthaften Schwierigkeiten mit seinem Streamingdienst Prime Video in Deutschland. Ein aktuelles Urteil des Düsseldorfer Landgerichts könnte dazu führen, dass der Dienst in seiner bisherigen Form nicht mehr angeboten werden darf. Das Gericht entschied zugunsten von Alcatel-Lucent, einer Tochtergesellschaft von Nokia, und gab einer Unterlassungsklage statt. Sollte Amazon keine geeigneten Anpassungen vornehmen oder eine Lizenz für das betreffende Patent von Nokia erwerben, drohen dem Unternehmen Strafen von bis zu 250.000 Euro oder Ordnungshaft. Die Entscheidung wurde zuerst von der „Wirtschaftswoche“ bekannt gegeben.
Nokia beschuldigt Amazon, Patente bezüglich der Übertragung von Multimedia-Services zu verletzen und fordert eine Lizenzgebühr, die laut Berichten umstritten ist. In einer weiteren Klage gegen Amazon wurde gerichtlich entschieden, dass sie ihre Streaming-Technologie anpassen müssen, um eine rechtliche Grundlage für den Dienst in Deutschland zu gewährleisten. Vertreter von Nokia äußern die Hoffnung auf eine Einigung zu fairen Lizenzbedingungen, während Amazon noch nicht auf die Entscheidung reagiert hat.
Technische Hintergründe des Patentstreits
Das strittige Patent betrifft eine Methode zur Übertragung von Multimedia-Inhalten von einem Server auf ein Kommunikationsgerät. Diese Technologie ist für Streaming-Dienste von entscheidender Bedeutung, da sie die Kompression und Übertragung von Video- und Audioinhalten betrifft. Nokia besitzt die Patente auf die Kompressionsverfahren H.264 und H.265, die Amazon in seinen Streaming-Geräten verwendet, ohne die entsprechenden Lizenzen zu zahlen.
Zusätzlich zu den rechtlichen Auseinandersetzungen in Düsseldorf hat Nokia auch vor dem Landgericht München I einen Patentstreit gewonnen. Dieser könnte Nokia die Möglichkeit geben, den Verkauf bestimmter Modelle des Fire TV von Amazon zu stoppen. Es besteht jedoch das Risiko, dass eine solche Maßnahme nur in Kraft tritt, wenn Nokia ihren Unterlassungsanspruch tatsächlich verfolgt.
Auswirkungen für Verbraucher
Für die Nutzer von Prime Video in Deutschland könnte dies erhebliche Auswirkungen haben. Im schlimmsten Fall könnte es zu Einschränkungen oder sogar einer Abschaltung des Dienstes kommen, falls Amazon keine Lizenzvereinbarung trifft oder technische Anpassungen vornimmt. Während Amazon signalisiert hat, dass sie bereit sind, einen fairen Preis für die Patentlizenzen zu zahlen und in der Vergangenheit mit anderen Unternehmen zusammengearbeitet haben, um Videopatente zu lizenzieren, zeigt die Ablehnung von Nokias Angebot die Komplexität der Verhandlungen.
Insgesamt stellt sich die Frage, ob der Streamingdienst von Amazon in Deutschland weiterhin zur Verfügung stehen kann und welche formalen Änderungen möglicherweise erforderlich sind. Das Urteil und die aktuellen Verhandlungen setzen die Pläne von Amazon unter Druck und könnten den deutschen Markt für Streaming-Dienste nachhaltig beeinflussen.
Für detaillierte Informationen zu den rechtlichen Hintergründen und den laufenden Patentstreitigkeiten kann auf die Berichterstattung von Focus, n-tv und LTO zurückgegriffen werden.