In Bremen ist die Entsorgung von Altkleidern zum aktuellen Zeitpunkt eine Herausforderung. Aufgrund der Insolvenz des Unternehmens Soex, das mit der Sammlung und Verwertung von Altkleidern beauftragt ist, kommt es zu Entsorgungsengpässen an den Recycling-Stationen. Dies hat dazu geführt, dass in Blumenthal und Burglesum derzeit Annahmestopps für Alttextilien und Schuhe bestehen. Die überfüllten Altkleidercontainer sind ein sichtbares Zeichen für die bevorstehenden Probleme, die aus der aktuellen Situation resultieren.
Die Insolvenz von Soex, einem führenden Unternehmen im Textilrecycling, wurde aufgrund sinkender Märkte in Osteuropa und dem Druck asiatischer Wettbewerber notwendig. Das Amtsgericht Reinbek hat dem Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren stattgegeben, was bedeutet, dass der Geschäftsbetrieb vorerst uneingeschränkt fortgeführt wird. Dennoch steht das Unternehmen vor der Herausforderung, die logistischen Abläufe neu zu strukturieren. Ein Ziel ist es, ein Zukunftskonzept mit einem neuen Investor zu entwickeln, um die Wirtschaftlichkeit der Soex-Gruppe zu sichern.
Recycling-Kapazitäten und zukünftige Vorschriften
Die Bremer Stadtreinigung (DBS) ist in engem Dialog mit Soex, um die Prioritäten bei den Recycling-Stationen festzulegen und die Logistik-Kapazitäten zu erhöhen. Trotz dieser Bemühungen bleiben die Engpässe in der Entsorgung bestehen. Die Bürger werden aufgefordert, volle Container zu meiden und ihre Textilien mitzunehmen. Besonders wichtig ist die Aufklärung über die richtige Entsorgung: Gut erhaltene Textilien sollen weiterhin verkauft oder verschenkt werden, während stark verschmutzte Kleidungsstücke in den Restmüll gehören.
Ab 2025 gelten in der EU neue Recycling-Vorgaben, die eine getrennte Erfassung von gebrauchten Textilien vorsehen sollen. Mit dem Ziel, die jährlich verbrannten oder deponierten Textilien zu reduzieren und die Wiederverwendung und das Recycling zu fördern, wird angestrebt, dass Alttextilien gesondert erfasst werden. Diese Regelung soll die Recyclingquote verbessern und auch die Marktchancen der Soex-Gruppe erhöhen, die in den vergangenen Jahren einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro erzielt hat.
Herausforderungen und Chancen im Textilrecycling
In Deutschland landen jährlich mehr als eine Million Tonnen Alttextilien in Containern, wobei nur etwa die Hälfte davon noch brauchbar ist. Der Großteil der gesammelten Textilien wird häufig außerhalb der EU vermarktet. Die Sammelquote in Deutschland liegt zwischen 50 und 65%, was im europäischen Vergleich relativ hoch ist, jedoch aufgrund der neuen EU-Vorschriften weiter verbessert werden soll.
Ein weiteres Hindernis im Recycling ist die Vielzahl an Mischfasern, die in den Textilien verwendet werden. Diese Komplexität erschwert den Recyclingprozess erheblich und führt dazu, dass viele Textilien nach der Sortierung verbrannt werden müssen. Um künftigen Herausforderungen im Textilrecycling zu begegnen, wird diskutiert, eine „Erweiterte Herstellerverantwortung“ einzuführen, bei der Hersteller für die Sammlung und Wiederverwertung ihrer Produkte verantwortlich sind. Diese Entwicklungen könnten langfristig sowohl die Umwelt entlasten als auch die wirtschaftliche Lage von Unternehmen wie Soex stabilisieren.
Die Bremer Stadtreinigung sammelte im Jahr 2024 stadtweit 2200 Megagramm Alttextilien. Dies zeigt, wie wichtig es ist, eine funktionierende Infrastruktur für das Textilrecycling zu schaffen. In der Übergangszeit wird den Bewohnern geraten, sich an die aktuellen Regelungen zu halten und eine nachhaltige Entsorgung von Altkleidern zu praktizieren.
Die Situation in Bremen spiegelt somit nicht nur die lokalen Herausforderungen wider, sondern auch die größeren europäischen Entwicklungen im Bereich des Textilrecyclings, die bis 2025 weitreichende Veränderungen mit sich bringen werden.
Für weitere Informationen zu den Entwicklungen in der Textilentsorgung und Recyclingpraktiken können Sie den Artikel auf Weser-Kurier, die Details zur Soex-Gruppe auf Recyclingportal und die EU-Vorgaben auf ZDF nachlesen.