Der Altbundespräsident Horst Köhler ist verstorben. Sein Tod markiert das Ende einer bemerkenswerten politischen Laufbahn, die ihn als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland bekannt machte. Aufgewachsen in Sachsen und Baden-Württemberg, wurde Köhler am 22. Februar 1943 in Skierbieszow, Polen, geboren. Im Jahr 1944 floh seine Familie vor der Roten Armee nach Westdeutschland, was seine Kindheit prägte.
Köhler studierte Volks- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen, wo er auch seine Promotion abschloss. Nach verschiedenen Positionen im Bundesfinanzministerium, wo er bis zum Staatssekretär aufstieg, wurde er 1992 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und trat später die Leitung der Osteuropabank in London an. 2000 übernahm er dann die Rolle des Geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Präsidentschaft und Rücktritt
Am 23. Mai 2004 wurde Horst Köhler von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten gewählt. In seiner ersten Amtszeit setzte er sich aktiv mit den Herausforderungen der deutschen Politik auseinander. 2009 wurde er erneut wiedergewählt, was seine Popularität unter den Deutschen unterstrich. Bei über 70% der Bevölkerung war er während seiner Amtszeit sehr beliebt, auch wenn er sich oft kritischen Themen wie den Auslandseinsätzen der Bundeswehr widmete
Sein Rücktritt am 31. Mai 2010 kam überraschend; die Entscheidung war direkte Folge eines umstrittenen Interviews, in dem er den Einsatz militärischer Gewalt zur Wahrung von Handelsinteressen ins Spiel brachte. Dies führte zu scharfer Kritik aus der Politik, weshalb er trotz seiner hohen Beliebtheit und Unterstützung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel zurücktrat. Köhler selbst äußerte, dass er seinen Rücktritt nicht bereue und mit seiner Entscheidung im Reinen sei.
Engagement nach der Präsidentschaft
Nach seinem Rücktritt blieb Köhler international aktiv und setzte sich insbesondere für Afrika ein. Er besuchte während seiner Amtszeit zahlreiche afrikanische Länder und blieb nach seinem Ausscheiden aus dem Amt in der Außenpolitik tätig. So leitete er 2016/2017 eine Kommission der Afrikanischen Entwicklungsbank und wurde 2017 zum Sonderbeauftragten der UN für den Westsahara-Konflikt ernannt. Diese Position nahm er jedoch aus gesundheitlichen Gründen 2019 wieder zur Seite.
Köhler gründete mit seiner Frau eine Stiftung zur Förderung der Forschung zu Seltenen Erkrankungen und engagierte sich 2021 als Schirmherr für den ersten bundesweiten Bürgerrat zur Klimapolitik. Sein kritisches Engagement gegenüber den Finanzmärkten und seine lautstarke Positionierung zu Ungerechtigkeiten im globalen Rahmen balancierten Köhlers Wirken während und nach seiner Amtszeit.
Die Liste der bisherigen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland umfasst 12 Amtsträger, wobei Köhler zwischen 2004 und 2010 tätig war. Er ist der zweite Bundespräsident, der nach einer Wiederwahl sein Amt erfüllte, gleich wie Richard von Weizsäcker. Der derzeitige Bundespräsident ist Frank-Walter Steinmeier, der seit 2017 im Amt ist. Köhler hinterlässt seine Frau Eva Luise, zwei Kinder und mehrere Enkelkinder.
Die Geschichte von Horst Köhler ist nicht nur die eines politischen Amtes, sondern auch von persönlichem Engagement und der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen, die ihn zu einem beliebten, aber auch umstrittenen Präsidenten machten. Sein Erbe wird in der Erinnerung an eine Zeit bleiben, die sowohl Herausforderungen als auch Fortschritte für Deutschland brachte.
Für ausführlichere Informationen über Horst Köhler und seine Bedeutung für Deutschland, siehe Badische Neueste Nachrichten, Deutsche Welle und Performativ.