Alice Weidel, die umstrittene Spitzenkandidatin der Alternative für Deutschland (AfD), hat in den letzten Jahren immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit gestanden. Geboren 1979 in Gütersloh und aufgewachsen mit zwei Geschwistern, hat sie nach dem Abitur Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth studiert. Ihre berufliche Laufbahn umfasste Tätigkeiten in der Unternehmensberatung sowie die Mitgründung mehrerer Start-ups, vorwiegend mit Fokus auf den asiatischen Markt.

Den Eintritt in die politische Arena der AfD vollzog Weidel im Jahr 2013 in Baden-Württemberg. Schnell stieg sie durch die Parteihierarchie auf, wurde 2015 in den Bundesvorstand gewählt und kandidierte zwei Jahre später als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl. Nach dem erfolgreichen Einzug in den Bundestag übernahm sie gemeinsam mit Alexander Gauland den Fraktionsvorsitz. Bis heute ist sie eine der zentralen Figuren der AfD, insbesondere seit ihrer Wahl als Parteivorsitzende im Jahr 2022.

Privates Leben und Beziehung

Weidel lebt in Überlingen am Bodensee und pendelt während der Sitzungswochen nach Berlin. Zudem hat sie seit 2019 eine Wohnsitzbestätigung in Einsiedeln, Zentralschweiz, wo sie mit ihrer Lebenspartnerin, der Filmproduzentin Sarah Bossard, und ihren zwei Söhnen lebt. Ihr Privatleben steht im Gegensatz zu einigen ihrer politischen Äußerungen. In einem ARD-Sommerinterview stellte Weidel klar, dass sie nicht queer sei, sondern mit einer Frau verheiratet und in einer festen Beziehung lebe. Diese Position sorgte in der Öffentlichkeit für Kontroversen, insbesondere angesichts der homophoben und transgenderfeindlichen Äußerungen einiger ihrer Parteikollegen, wie Focus berichtet.

Weidel und Bossard haben ihr Leben lange in linksliberalen Kreisen in Biel, Schweiz, verbracht, was in starkem Kontrast zu der homophoben Rhetorik der AfD steht. Ihre Beziehung und die Familiengründung stehen im Einklang mit neueren rechtlichen Entwicklungen in Deutschland, wie der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, die 2017 beschlossen wurde, was einen Meilenstein für die rechtliche Gleichstellung homosexueller Personen darstellt. Dennoch sieht sich Weidel wiederholt mit der Kritik konfrontiert, dass ihre politischen Positionen und persönlichen Einstellungen nicht kongruent sind.

Politische Kontroversen

Obwohl Weidel eine openly lesbian in einer Beziehung lebt, äußert sie oft kritische Ansichten zur Genderpolitik der Bundesregierung und spricht sich gegen Gesetze aus, die ihrer Meinung nach die Geschlechteridentität zu sehr in den Vordergrund stellen. Ihre Äußerungen, die genderpolitische Maßnahmen als „Gender-Quark“ abwerten, fallen in eine Zeit, in der homophobe Einstellungen in Deutschland weit verbreitet sind. Daten der Bundeszentrale für politische Bildung zeigen, dass 10% der Bevölkerung offen homophobe Einstellungen äußern und viele homosexuelle Personen Diskriminierung im Alltag erleben.

Die innerparteiliche Unterstützung hat sich für Weidel stark verändert, seit sie in der AfD an Einfluss gewonnen hat. Der Abstand zu einem großen Teil ihres früheren Freundeskreises ist gewachsen, und während ihre politischen Ambitionen bestehen bleiben – so wird sie auch für die Bundestagswahl 2025 als Spitzenkandidatin antreten – bleibt unklar, wie sich die Diskrepanz zwischen ihrem Privatleben und ihrer politischen Weltanschauung weiter entwickeln wird.